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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Streitigkeiten innerhalb der Familie haben sich in erster Linie darum gedreht, weniger um die Farm. Laut seinem Enkel hat Baer auf der Farm lediglich gearbeitet, ehe er irgendwelche Schürfrechte für eine astronomische Summe verkauft und das Geld dazu verwendet hat, sich am Meer sein Traumhaus zu bauen. Danach hat er immer jemand anders dafür bezahlt, dass er die Farmarbeit erledigt.«
    »Und derjenige, der sich um die Farm gekümmert hat, hat nicht als Pächter dort gelebt?«, erkundigte ich mich.
    »Der Enkel sagt, es hätte da draußen bis in die Sechzigerjahre
hinein ein Wohnhaus gegeben, aber es war nicht richtig bewohnt. Meistens hat Baer es genutzt, um dort mit seinen Freunden einen zu heben.«
    »Und was ist in den Sechzigern passiert?«
    »Der Enkel meinte, dass sein Großvater nach dem Tod seiner Großmutter - vor etwa fünfzehn Jahren - nicht mehr so oft das Bedürfnis hatte, aus dem Haus zu flüchten, und so hat er die alte Bude abreißen lassen.«
    »Und wann ist das Grundstück an die jetzigen Besitzer verkauft worden?«
    »Vor zwei Jahren. Dem Enkel zufolge war Baers Testament unklar formuliert, und es kam zu einem Riesenstreit in der Familie - aber wie gesagt, dabei ging es in erster Linie um das Haus am Strand. Irgendwann haben die Erben sich dann geeinigt, und das Angebot der Bauträger war großzügig genug, dass jeder damit zufrieden sein konnte.«
    »Haben Sie ihn nach den Leichen im Auto gefragt?«, wollte O’Connor wissen.
    »Nein. Ich wollte nicht auf etwas vorgreifen, was ihr zwei eventuell später ansprechen würdet.«
    »Gut gemacht«, sagte er. »Sie haben in kurzer Zeit eine ganze Menge über dieses Grundstück recherchiert - vielen Dank.«
    Voller Stolz über sein Lob zog Lydia davon. Ich fragte O’Connor, ob er bei seinem Telefonat irgendetwas erfahren habe.
    »Noch nicht«, antwortete er. Einen Moment später fügte er hinzu: »Ich habe jemanden angerufen, der im Büro des Coroners arbeitet.«
    »Ach, dann ist das also ein Kreuz, wie auf dem Friedhof, und kein ›t‹? So ein System macht es den Redaktionsschnüfflern natürlich schwerer.«
    Er blickte überrascht drein - diesmal ehrlich -, ehe er lachte und mir riet, die Finger von seinen Karteikarten zu lassen.

    Ich sah auf die Uhr, rief zu Hause an und bat Mary erneut um ihre Hilfe. Sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, da mein Vater den größten Teil des Tages geschlafen hatte und wahrscheinlich auf wäre und mit mir reden wollte, wenn ich nach Hause käme. »Damit bist du diejenige mit einem langen Tag«, sagte sie. »Nicht ich.«
    O’Connor und ich begannen mit der Arbeit an der Geschichte selbst. Wir teilten sie anhand der Kriterien von alt und neu auf. Er würde über die Vorgeschichte der Morde an den Ducanes schreiben und ich über die Ereignisse des Tages am Bauplatz.
    Jede halbe Stunde rief ich in Woolseys Büro an. Die Empfangsdame weigerte sich, meine ersten Anrufe durchzustellen, und sagte mir, ich solle es aufgeben und zu der Zeit wieder anrufen, die Dr. Woolsey genannt hatte. Doch ich gab nicht auf, und so bekam ich zweieinhalb Stunden, nachdem ich sein Büro verlassen hatte, von Woolsey eine erste Bestätigung dafür, dass er die Toten als Kathleen und Todd Ducane und ihren kleinen Sohn Maxwell identifiziert hatte.
    Ich telefonierte noch, als H. G. O’Connor ausrichtete, dass er in Wrigleys Büro kommen solle.
    Als er etwa zwanzig Minuten später zurückkam, erzählte er mir, dass Mr. Wrigley Katy Ducane ebenfalls gekannt hatte und mit Lillian Linworth befreundet war. »Das mag Ihnen vielleicht seltsam vorkommen, aber … auch wenn wir Katy und Todd schon jahrelang für tot gehalten haben, ist das ein schwerer Schlag für jeden, der sie kannte.«
    »Das kommt mir überhaupt nicht seltsam vor.«
    Er schwieg.
    »Katy war erst einundzwanzig, stimmt das?«
    »Ja. Jünger als Sie«, sagte er nachdenklich.
    Ich rechnete nach. »Komisch, was? Sie wäre jetzt eine Frau mittleren Alters, wenn sie noch leben würde.«
    Er lächelte schief, sagte aber: »Ja.«

    »Offenbar war sie eine Frau, die Eindruck auf andere gemacht hat.«
    »Maßlos verwöhnt. Eigensinnig. Und lebendig wie kaum jemand sonst. Jack und Helen haben sie vergöttert. Ihr Mann - also, keiner von uns mochte Todd besonders, aber vielleicht wäre er ja zu einem besseren Menschen gereift. Das werden wir nie erfahren.«
    »Wären Sie lieber bei Lillian und Helen als hier?«
    Er überlegte kurz, ehe er sagte: »Nein, Kelly, ich bin genau am

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