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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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zuerst abgelehnt haben.«
    »Ob Sie’s nun glauben oder nicht - Lillian hat mich überzeugt.«
    »Wie?«
    Er schwieg. Ich wartete und konzentrierte mich eine Weile auf mein Essen. Er hatte nicht viel gegessen und aß auch jetzt nicht weiter. Das machte mich ein bisschen verlegen, und so hielt ich inne und hob den Blick.
    »An diesem Abend«, sagte er, »bei der Essenseinladung. Nachdem Sie gegangen waren.«
    Ich lief dunkelrot an. »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie auch etwas geworfen haben.«

    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein. Nachdem alle anderen gegangen waren, habe ich mich mit Lillian unterhalten. Ich kann es gar nicht richtig erklären, aber ich fühle mich in ihrer Gegenwart wohl.«
    »Ich weiß, was Sie meinen, oder zumindest - also, ich bin voller Vorurteile hingegangen und habe felsenfest damit gerechnet, dass sie auf mich herabsieht, aber ich fand sie dann trotzdem sehr sympathisch.«
    »Ging mir genauso. Ich dachte, sie sucht in mir vielleicht eine Art Ersatz-Enkel oder so.«
    »Das wäre ganz schön gruselig gewesen.«
    »Gruselig. Ja. Die ganze Geschichte hat viele gruselige Aspekte an sich.«
    »Aber Lillian hat Sie nicht bedrängt?«
    »Nicht offen«, erwiderte er belustigt. »Aber unterschwellig? Vielleicht schon. Sie hat mich von meinem Studium erzählen lassen und von meinen Plänen, für Mitch zu arbeiten. Wie gesagt, es war leicht, mit ihr zu reden. Sie hat auch gesagt, dass sie mich gern besser kennen lernen möchte, ganz egal, ob ich mich nun Kyle oder Max nenne, weil sie meine Mutter gekannt und gern gemocht hat.«
    »Sie hat Estelle gemeint?«
    »Ja. Dann hat sie Hastings - ihren Butler - gebeten, ein paar Fotos zu holen. Darauf war Mom in jungen Jahren zu sehen, mit neunzehn oder so. Anscheinend ist Mom damals mit einem Freund von Lillian ausgegangen, denn der Mann auf den Fotos war nicht Mitch. Sie war so … so schön, so glücklich. Offen gestanden habe ich sie nicht so in Erinnerung. Ich glaube, in meiner Kindheit war sie trauriger und hatte mehr Ängste. Sie hat viel getrunken, und dadurch hat sie älter ausgesehen, als sie war. Sogar ihre Haltung war anders als die des Mädchens auf den Fotos. Vielleicht lag es daran, dass sie sich in Mitchs Gegenwart immer geduckt hat.«
    »Hatte sie Grund dazu?«

    Er zögerte. »Ja. Jedenfalls hat Lillian gesagt, dass sie Mitch wohl nie verzeihen würde, was er meiner Mutter angetan hat. Sie hat gemeint, falls ich Auburns Angebot nicht annehme, dann würde sie gern wissen, wie sie mir helfen kann, mich von Mitch zu befreien, weil sie sich nicht vorstellen könne, dass Estelle gewollt hätte, dass ich zeit meines Lebens nach seiner Pfeife tanze.«
    »Also haben Sie beschlossen, Warrens Angebot anzunehmen?«
    »Ja. Und was Mitch und seine ganzen Pläne angeht - ich habe noch nie erlebt, dass sie irgendjemandem gut getan hätten. Nicht einmal Mitch selbst.«
    »Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Sachen erfinden«, sagte er und wurde rot. »Ich meine, ich habe ein paar Ideen, und ich kenne Leute, mit denen ich gern zusammenarbeiten würde, frühere Studienkollegen.«
    »So was wie dieses GPS-Dings, von dem Sie neulich erzählt haben?«
    »Ja. Ich will daran beteiligt sein, wie es damit weitergeht.« Er hielt kurz inne. »Zumindest hatte ich das bis gestern noch vor.«
    »Geht Ihnen das Geld jetzt verloren, wo bekannt ist, dass der echte … na ja, ich meine der ursprüngliche Max Ducane tot ist?«
    »Nein, es gehört mir trotzdem«, antwortete er mit wenig Begeisterung.
    »Okay, Sie haben ein Projekt, ein paar Leute, mit denen sie daran arbeiten können, und das Geld, um es auf die Beine zu stellen. Wo liegt dann das Problem?«
    »Max Ducane«, antwortete er ruhig.
    »Aber Sie haben doch gerade gesagt …«
    »Ich benutze sein Geld. Ich benutze sein Erbe. Er ist das Opfer eines Mordes.«
    Ich dachte kurz darüber nach. »Er ist vor zwanzig Jahren
zum Opfer eines Mordes geworden, Max. Sie haben den Mord nicht veranlasst, indem Sie in Warrens Plan eingewilligt haben.«
    »Nein, aber es wäre nicht richtig, einfach zu - oder sagen wir es so: Vielleicht könnte jemand anders sagen: ›Ein Jammer, aber das ist passé.‹ Ich kann das nicht. Zuerst einmal … also, das weiß kaum jemand, aber ich wohne bei Lillian.«
    Ich muss wohl eine Braue hochgezogen haben oder so, da er hastig hinzufügte: »Nur für ein paar Wochen. Dann - ach, ist ja egal.«
    »Was?«
    »Es gab den Plan, dass ich in das Haus ziehen sollte, in dem ihre Tochter

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