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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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ausgewählt hatte. Ich erwog, nichts als einen Beilagensalat zu bestellen, bis ich mir schließlich sagte, dass es die Sache wert wäre, nächste Woche jeden Tag eine Brotzeit von zu Hause mitzunehmen, um jetzt nicht wie ein Habenichts dazustehen. Ich nahm zwar an, dass Max, der bis vor kurzem noch Student gewesen war, für eine sparsame Bestellung Verständnis haben würde, aber ich wollte dem Kellner gegenüber nicht wie ein Niemand dastehen.

    Und so bestellte ich Ente in Blaubeersauce mit gegrilltem Gemüse und kleinen, mit Wildreis gefüllten Pfannkuchen, während sich Max für ein Porterhouse-Steak entschied. Wir erwogen und verwarfen den Gedanken, Wein zu trinken, da wir beide am Nachmittag noch eine Menge Arbeit vor uns hatten.
    Max fragte mich, wie lange ich schon beim Express arbeitete. Ich erzählte ihm, dass ich dort neu war, aber vorher beim Californian gewesen sei. Er stellte mir ein paar Fragen darüber, begriff aber wohl rasch, dass ich nicht in Erinnerungen an Bakersfield schwelgen wollte.
    Als der Ober mit unseren Salaten kam, wäre er beinahe über meine Tasche gestolpert, die ich auf den Boden gestellt hatte. Er tat so, als würde andauernd jemand versuchen, ihn zum Stolpern zu bringen, und als gehöre es zur Bandbreite der freiwilligen Dienstleistungen vonseiten der Mitarbeiter des Cliffside gegenüber ihren Gästen, die Balance zu wahren, während sie einen Weg voller versteckter Hindernisse durchschritten. Ich entschuldigte mich, während Max die Tasche aufhob und sie auf einen freien Platz stellte. »Was in Gottes Namen haben Sie denn da drin?«, erkundigte er sich. »Einen Backstein?«
    »Ein Büchereibuch. Könnten wir auf dem Rückweg vielleicht bei der Bücherei in der Innenstadt vorbeifahren?«
    Als ich ihm erzählte, dass es sich um Gespräch mit einem Vampir handelte, sagte er, dass er es bereits gelesen habe, und erzählte voller Begeisterung davon, war allerdings so nett, mir den Schluss nicht zu verderben.
    »Und wie geht’s Ihnen so?«, erkundigte ich mich in der Annahme, dass er mittlerweile locker genug war, um mir anzuvertrauen, was er auf dem Herzen hatte.
    »Gut. Na ja - eher nicht so. Offen gestanden weiß ich nicht, wie ich die Frage beantworten soll.« Seufzend legte er sein Besteck beiseite. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Er lächelte ein wenig schief. »Können wir einen Moment ganz privat sprechen?«

    Ich erklärte mich einverstanden. Er war schon wieder angespannt, und ich wusste, dass ich, wenn er derart verkrampft war, ohnehin nicht viel aus ihm herauskriegen würde.
    Er überlegte einen Moment, wie er beginnen sollte, dann sagte er: »Als die Geschichte herausgekommen ist - dass sie den echten Max Ducane gefunden haben, meine ich -, habe ich mich schrecklich gefühlt. Ich komme mir sowieso schon irgendwie vor wie ein Schwindler.«
    »Warum denn? Wegen eines Namens? Viele von uns haben Namen, die andere schon vor ihnen gehabt haben. Denken Sie nur an die ganzen John Smiths.«
    »Die hat aber niemand für jemand anders gehalten . John Smith ist, wer er ist, und seine Großmutter und sein Onkel wissen, welcher er ist. Nur wenige Leute bekommen ihren Namen so wie ich.«
    »Stimmt. Es hätte Ihnen auch wie mir gehen können, dass Sie nach einem alten Song benannt werden und sich jedes Mal anhören müssen, wie ihnen alle das verdammte Teil vorsingen, wenn Sie von einer Party nach Hause gehen.«
    Er lachte.
    Ich mochte sein Lachen. Es klang so, dass man gleich mitlachen wollte.
    Doch dann passierte etwas höchst Merkwürdiges. Vielleicht lag es daran, dass ich den ganzen Vormittag Bilder von Katy und Todd Ducane betrachtet hatte, aber auf jeden Fall sah ich jetzt, warum Warren Ducane ihn für den Sohn seines Bruders gehalten hatte. Ich beschloss, das für mich zu behalten.
    »Max, wenn Sie sich’s genau überlegen, dann haben wir doch alle erfundene Namen. Sie haben Ihren jetzt eben in einem Gerichtssaal bekommen. Sie sind weiß Gott nicht der Erste, der legal seinen Namen ändert. Oder gefällt Ihnen der Name nicht?«
    »Doch, schon. Übrigens … wissen Sie, nach wem ich benannt worden bin? Als ich noch Kyle geheißen habe, meine ich?«

    »Nein.«
    »Das war der zweite Vorname meines Onkels. Adam Kyle Yeager. Ein Mann, der im Gefängnis gestorben ist. Ein toller Held. Es war nicht einmal etwas Nobles wie Bürgerrechte oder ziviler Ungehorsam. Er war ein Krimineller. Ein Dieb, unter anderem. Soweit ich gehört habe, war er ein richtiger

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