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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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den Irrtum verantwortlich. Der Express und die anderen Blätter schonten Woolsey nicht, aber es wäre noch schlimmer gewesen, wenn er versucht hätte, die Sache zu vertuschen.
    Max hielt das Wochenende über Kontakt und rief mich jeden Tag zweimal an, meist um zu fragen, ob ich irgendetwas Neues erfahren hatte. Ich gab ihm meine Privatnummer, und er rief mich auch ein paarmal zu Hause an, allerdings stets darauf bedacht, nicht zu spät zu stören. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass es sehr schwer für ihn war, eventuell doch der Entführte zu sein.
    Die Belohnung wurde öffentlich gemacht. Es gingen zahlreiche Anrufe ein, sowohl bei der Zeitung als auch bei der Polizei. Ich fand die, die beim Express eingingen, nicht besonders viel versprechend.
    Der Anruf einer Frau hätte eventuell eine Ausnahme sein können. Gleich nachdem sie gefragt hatte, ob ich Irene Kelly sei, beschlich mich das Gefühl, dass sie tatsächlich etwas wusste. Warum ich ausgerechnet sie nicht auch als eine weitere Spinnerin einstufte, kann ich nicht erklären. Vielleicht war es ihre Nervosität, während andere Anrufer anmaßend aufgetreten waren und sich vor allem dafür interessiert hatten, was für
Bedingungen mit der Belohnung verknüpft waren. Sie sagte, sie wolle das Geld nicht. Sie wolle nur mit mir reden. Nur mit mir, nicht mit der Polizei. Sie klang aufgewühlt. Ich betete darum, sie lang genug in der Leitung halten zu können, um zu ermitteln, von welcher Nummer sie anrief. Doch sie legte auf, ehe ich mehr erwidern konnte als: »Ich bin sehr an allem interessiert, was Sie zu sagen haben …«
    Ich benutzte mein Telefon zwei Stunden lang nicht mehr, da ich hoffte, sie würde noch einmal anrufen. Alle um mich herum bekamen nach und nach eine Stinkwut auf mich, da ich stattdessen ihre Telefone mit Beschlag belegte. Mehr kam nicht dabei heraus.
    Am Montag erfuhr ich, dass das Baer-Haus offenbar übers Wochenende verkauft worden war, doch die Maklerin wollte mir den Namen des Käufers nicht verraten. Mein Einwand, dass ich den Namen schließlich anhand des Grundbucheintrags herausfinden könne, beeindruckte sie nicht im Geringsten.
    Ich überredete O’Connor, seine Notizen von 1958 weiter mit mir durchzugehen. Wir sprachen über die Grundbucheinträge aus der Umgebung des Blockhauses, bei dem Gus Rondens Leiche gefunden worden war. Er erwähnte, dass Katy Ducane, Lillian und Harold Linworth sowie Thelma und Barrett Ducane alle nicht weit von Baers Hütte entfernt Wochenendhäuser besessen hatten. Katy hatte ihres Jack Corrigan vererbt. Jetzt gehörte es Helen.
    Ich rief sie an und fragte sie, ob sie sich an einen Mann namens Griffin Baer erinnern könne, der in der Nähe ihres Wochenendhauses ein Blockhaus besessen hatte. Sie verneinte. Ich erkundigte mich nach Anwesen von Leuten aus Las Piernas. Sie sagte, die Vanderveers hätten seit Ewigkeiten zwei oder drei Blockhütten und ein Ferienhaus dort oben, und die Ducanes hätten eben versucht, mit ihnen mitzuhalten. Ein paar Mitglieder aus Lillians Kreisen hatten sich dort Wochenendhäuser
gekauft, nachdem sie in einem der ihren zu Besuch gewesen waren. »Und natürlich haben sich auch Freunde von Freunden dort eingekauft.«
    »Warum hat Katy ihr Wochenendhaus Jack vermacht?«
    Es dauerte lange, bis sie antwortete. »Offen gestanden hat mich das auch erstaunt. Jack und Katy standen sich sehr nahe. Sie nannte ihn ›Onkel Jack‹, aber in Wirklichkeit war Jack ihr eher ein Vater als Harold. Harold Linworth war nicht mehr als zwei von sieben Tagen zu Hause, und er hat Katy nie besonders beachtet. Jack hat ihr viel von seiner Zeit gewidmet. Wahrscheinlich hat sie mitbekommen, dass er nie genug Geld für ein Ferienhaus haben würde. Sie war ein großzügiges Mädchen. Jack war leidenschaftlich gern dort oben, obwohl es anfangs schwer für ihn war, weil sie ihm gefehlt hat.«
    »O’Connor hat gesagt, sie hätte das Testament erst ein oder zwei Tage vor ihrem Tod gemacht. Wissen Sie, warum?«
    Sie schien ihre Worte sorgsam abzuwägen. »Natürlich kann niemand genau wissen, was ihr durch den Kopf gegangen ist. Aber ich glaube, Mitch Yeager hat etwas zu ihr gesagt, was sie verstört hat.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie hat versucht, auf der Party mit Jack darüber zu reden. Hat ihm einen Zettel zugesteckt. Hat Ihnen O’Connor denn nichts davon erzählt?«
    »Nein«, antwortete ich und sah zu seinem Schreibtisch hinüber, wo er an einem Artikel tippte.
    »Dann hat er es bestimmt nur

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