Totenruhe

Ausgrabungen nötig werden, weil Sie mit dieser Schmugglertheorie angekommen sind.«
    »Blödsinn«, sagte ich. »Sie hatten doch schon vor zu graben,
als Ihnen klar geworden ist, dass Diamanten und andere Beweismittel nach wie vor dort vergraben liegen könnten.«
    Er lachte und erklärte mir, dass es mir gerade recht geschähe, weil ich unseren Geist von Offenheit nicht fortgesetzt hätte, doch ich merkte ihm an, dass zwischen uns alles in Ordnung war.
    »Darf ich dabei sein, wenn Sie weitergraben?«, fragte ich.
    »Ich sage Ihnen Bescheid. Es geht irgendwann morgen los, schätze ich.«
    Ich sagte ihm, ich würde mir alles durch den Kopf gehen lassen und ihn zurückrufen. Er erwiderte, er sei stets an meinen Theorien interessiert. Ich versuchte, eine eventuelle Belustigung aus seinem Tonfall herauszuhören, als er das sagte, doch entweder hatte er es ernst gemeint, oder ich ging ihm auf den Leim.
    »Treffen Sie sich privat mit Max Ducane?«
    Die Frage überraschte mich. »Nein.«
    Er reagierte mit Schweigen auf meine Antwort.
    »Ich habe nichts gegen Max«, erklärte ich. »Aber ich bin noch nicht ganz über jemanden hinweg, für den ich mich in Bakersfield interessiert habe. Es ist eigentlich dumm, weil wir nie ernsthaft miteinander gegangen sind, sondern uns immer nur beruflich getroffen haben. Und außerdem hat mich vor ein paar Wochen jemand angerufen und mir erzählt, dass er jetzt eine andere hat.«
    »Er ist Polizist.«
    »Wie zum Kuckuck - haben Sie Recherchen über mein Leben in Bakersfield angestellt, Herrgott noch mal?«
    »Überhaupt nicht. Nur neulich, im Büro von Woolsey, was Sie alles wussten und wie Sie gesprochen und reagiert haben - ich weiß nicht, vermutlich ein reines Bauchgefühl. Irgendwie habe ich mir gedacht, dass Sie mit einem Cop gegangen sind.«
    »Tja, bin ich aber nicht. Mit ihm gegangen, meine ich. Und außerdem ist es sowieso egal.«

    »Genau. Und es geht mich nichts an.«
    »Allerdings!«, sagte ich indigniert.
    Seine Belustigung darüber verhehlte er nicht.

42
    H. G. erlaubte mir, zwei Stunden lang einen Konferenzraum zu benutzen. Ich suchte farbiges Schmierpapier, eine Schere und Klebeband zusammen, hinterließ O’Connor eine Nachricht und machte mich an die Arbeit. Als O’Connor hereinkam, trennte ich gerade eine Reihe Papierfiguren voneinander.
    »Guter Gott«, sagte er und blieb wie angewurzelt in der Tür stehen.
    »Kommen Sie rein«, forderte ich ihn auf, »ich versuche gerade, etwas herauszufinden.«
    »Für welche Klasse ist das denn?«
    »Sehr witzig. Setzen Sie sich. Ich muss noch einen Hund, ein Boot und ein paar Autos ausschneiden.«
    Er musterte das Modell auf dem Tisch. Ich gebe zu, dass es wie die jämmerliche Imitation eines Playmobil-Dorfes aussah, das unter eine Dampfwalze geraten war.
    »Wir schreiben den ersten Freitag im Januar 1958«, erklärte ich.
    Ich zeigte zuerst auf die Orte. Auf weiße Blätter hatte ich geschrieben: Blockhaus, Jachthafen, Farm, Linworth-Haus, Haus der Schwiegereltern, Katys Haus, Warrens Aufenthaltsort, Griffin Baers Haus und Unbekannt.
    Als Nächstes zeigte ich ihm meine Ausschneidefiguren. Die blauen hießen Rose, Jack, Katy, Todd, Thelma und Barrett. Eine kleinere trug die Aufschrift Baby - ich hatte es nicht über mich gebracht, »Max« darauf zu schreiben. Ich schnitt den Papierhund fertig aus und legte ihn zu Katy.
    »Die Opfer sind blau?«, fragte O’Connor.

    »Ja - zumindest die unschuldigen. Tote gibt es auch in den anderen Gruppen.« Die goldgelben trugen die Namen Gus, Bo, Lew und Betty. Auf sämtliche violetten Figuren schrieb ich Fragezeichen, außer auf eine. Diese eine hieß Boss.
    »Mann, sehen die Farben zusammen grässlich aus«, beklagte sich O’Connor.
    »Wenn Sie Kunstkritiker werden wollen, versetzen wir Sie zum Feuilleton.«
    »Manchmal denke ich, das hat mehr Hand und Fuß als die Titelseite. Möchten Sie mir jetzt vielleicht verraten, was Sie da machen?«
    »Warten Sie - ich bin fast fertig.« Ich schnitt sieben grüne Rechtecke aus und beschriftete sie mit Buick, Imperial, Auto der Ducanes, Katys Auto, Bel-Air und Sea Dreamer. Auf das siebte schrieb ich ein Fragezeichen.
    Ich sah mir mein Werk an und sagte: »Ich habe viel über das gehört, was sich an diesem Wochenende abgespielt hat, aber ich habe es nicht geschafft, mir über die Logistik klar zu werden oder einen Gesamteindruck zu gewinnen.«
    Er runzelte die Stirn und verschob sämtliche Personen außer dem Baby, Gus, dem Boss, Rose und den