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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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man Bremsen quietschen hörte. Ein schwarzer Datsun 280Z kam herangefahren, stellte sich neben meinen Karmann Ghia und blockierte mich.
    »Hey!«, protestierte ich.
    Ein bärtiger Mann mit langen, dunklen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, stieg aus dem Wagen. Obwohl wir einander nie offiziell vorgestellt worden waren, erkannte ich ihn auf der Stelle als einen Mitarbeiter des Express . Er trug blaue Adidas-Sportschuhe, eine zerfetzte Jeans, ein weißes T-Shirt und eine Armeejacke, und binnen weniger Augenblicke hatte er sich mit zwei Kameras sowie einem Rucksack voller Filme und anderem Zubehör bewaffnet.
    »Stephen Gerard«, klärte O’Connor Lefebvre auf. »Langsam muss es sich auch beim Express herumgesprochen haben - Wrigley hat einen unserer besten Fotografen geschickt.«
    »Einen unserer besten Irren«, sagte ich. »Gegen ihn ist Wildman ein Lämmchen.«
    »Sie sollten nicht jedes Gerücht glauben, das Ihnen zu Ohren kommt, Kelly.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Lydia wollte die Autorin eines vegetarischen Kochbuchs interviewen. Gerard kam nach, um Fotos zu machen, und hat dabei ein Hot Dog gemampft.«
    O’Connor und Lefebvre fingen an zu lachen.
    »Das hat er mit Absicht gemacht!«, sagte ich.
    »Da habe ich keinerlei Zweifel.«
    »Ist er etwa einer von Ihren Lieblingen?«
    »Er hat sein Lehrgeld bezahlt«, erwiderte O’Connor. »Und zwar das meiste davon in Vietnam - er ist Kriegsveteran, müssen Sie wissen.«

    »Lefebvre auch.«
    O’Connor sah mich erstaunt an. Mir war klar, dass er kein Problem damit hatte zu glauben, dass Lefebvre Kriegsveteran war, sondern lediglich damit, dass ich davon wusste und er nicht.
    »Air Force«, ergänzte ich, um es ihm noch mal unter die Nase zu reiben.
    Lefebvre grinste, sagte aber nichts. Gerard kam zu uns herüber, und O’Connor stellte ihn allen vor. Er hielt seine Kameras umklammert, als bräuchte er sie als Schutzschild, um niemandem die Hand schütteln zu müssen.
    »Nett, Sie kennen zu lernen, aber Sie blockieren meinen Wagen«, sagte ich.
    »Ich weiß. Ich habe ihn erkannt. Deshalb habe ich ja da geparkt.«
    »Woher haben Sie gewusst, dass das mein Wagen ist?«
    Er zuckte die Achseln. »Beobachtung, würde ich sagen. Ich habe Sie mit einem roten Karmann-Ghia-Cabrio auf den Parkplatz vor der Zeitung fahren sehen. Jetzt steht ein ähnliches Auto dort, wo Sie für einen Artikel recherchieren. Beim Näherkommen habe ich gesehen, dass es ums Nummernschild einen weißen Rahmen mit schwarzen Lettern hat, auf dem ›Las Piernas Auto Haus‹ steht.« Er hielt kurz inne, ehe er mir meine Autonummer zitierte und hinzufügte: »An einer Stelle neben dem rechten Rücklicht haben Sie das Turtle Wax nicht ganz abgekriegt, als Sie Ihr Auto das letzte Mal gewaschen haben.«
    Langsam wurde er mir unheimlich, aber ich brachte nicht mehr heraus als: »Ich nehme kein Turtle Wax.«
    Erneut zuckte er mit den Achseln. »Von mir aus. Was es auch war, Sie haben es nicht ganz abgekriegt.«
    O’Connor grinste, und Lefebvre interessierte sich auf einmal brennend für eine seiner Schuhspitzen.
    »Ich muss los«, erklärte ich.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte er.

    »Haben Sie nicht. Aber ich hab’s eilig.« Ich verabschiedete mich von O’Connor und Lefebvre und marschierte los. Gerard folgte mir.
    Wir sprachen nicht auf dem Weg zu den Autos. Zwei andere Fotografen riefen ihm etwas zu, als wir an ihnen vorbeigingen, doch er blieb nicht stehen, um mit ihnen zu reden.
    Ehe er in seinen Wagen stieg, machte er rasch ein paar Fotos. Ich blickte in die Richtung, in die er seine Kamera gehalten hatte, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
    »Sind Sie dann so weit?«, fragte ich ungeduldig. »Sie können die Bilder ja auch machen, wenn ich weg bin.«
    »Dann ist das Auto, das ich fotografieren will, aber nicht mehr da.«
    »Mein Karmann Ghia? Langsam werden Sie mir echt unheimlich, Gerard.«
    »Ich werde Ihnen unheimlich? Und der Typ, der Sie verfolgt, nicht?«
    Ich spürte, wie mein Gesicht jegliche Farbe verlor. »Was für ein Typ?«
    »Keine Ahnung. Fährt’nen schwarzen BMW. Ich habe ihn auch schon in der Nähe der Zeitung gesehen, aber nur, wenn Sie da waren. Und gerade ist er noch hier gewesen. Unter unseren Kollegen kenne ich jedenfalls keinen, der sich einen BMW leisten kann.«
    Ein schwarzer BMW. Etwa Max? »Wie sieht der Fahrer denn aus?«
    »Ich habe ihn noch nie richtig gesehen. Deshalb kann ich nicht mal behaupten, dass es ein Mann ist und keine

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