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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Frau.«
    »Sie wissen, wo ich einen Klecks Autowachs vergessen habe«, sagte ich und bückte mich, um die eklige getrocknete Paste vom Rücklicht zu wischen, »aber den Fahrer haben Sie nicht gesehen?«
    »Sie haben nicht mal das Auto gesehen, also machen Sie mir bloß keinen Stress wegen dem Fahrer.«

    Ich musste zugeben, dass er damit Recht hatte. »Ein neuer schwarzer BMW ohne Nummernschilder?«
    Er schloss die Augen. »Nein, mit Nummernschildern. Keine Ahnung, wie neu. Ein polierter, gepflegter Wagen.« Er machte die Augen wieder auf. »Vielleicht kann ich aus den Bildern, die ich gemacht habe, ein Nummernschild rausvergrößern.«
    »Danke«, sagte ich. »Und entschuldigen Sie, dass ich Sie angeschnauzt habe.«
    Mit einer Geste, die mir schon bald an ihm vertraut werden sollte, schüttelte er meine Entschuldigung ab und stieg ohne ein weiteres Wort in sein Auto.
    Als ich davonfuhr, schnappte er sich meinen genialen Parkplatz.
    Danach hätte ich den Karmann Ghia zweimal fast zu Schrott gefahren, weil ich andauernd in den Rückspiegel schaute. Kein schwarzer BMW. Mir war ein bisschen mulmig. Erst sagte ich mir, es käme von den Beinahe-Zusammenstößen, dann schimpfte ich mich selbst eine Lügnerin. Ich überlegte, warum mich irgendjemand beschatten sollte, kam aber auf keine einleuchtende Antwort.
    Ich wusste nicht, ob Max schon Nummernschilder hatte. Nach einer Weile begriff ich, dass das keine Rolle spielte.
    Falls Max nicht derjenige war, der mir folgte, beunruhigte mich das.
    Falls Max mich heimlich beschattete, beunruhigte mich das auch. Vielleicht nicht so sehr, aber seltsam war es trotzdem.
    Ich würde ihn zur Rede stellen müssen. Dann ging mir auf, wie schrecklich es wäre, wenn er nicht derjenige war, der mir folgte. Wie konnte ich ihn überhaupt auf so etwas ansprechen, ohne total paranoid zu klingen - oder so, als hielte ich ihn für einen durchgeknallten Spinner? Ich begann in Gedanken zu üben, wie ich das Thema anschneiden könnte.
    In Strandnähe kam nun ein nachmittäglicher Wind auf, der
das Dach des Cabrios laut flattern ließ. Das verstärkte meine Beklommenheit noch.
    An einer Ampel hatte ich erneut das Gefühl, beobachtet zu werden. Kein schwarzes Auto hinter mir. Ich schaute zur Seite und sah eine Frau, die hastig den Blick nach vorn wandte, nachdem sie mich zuvor amüsiert gemustert hatte. Da wurde mir klar, dass ich laut vor mich hingesprochen hatte.
    Vielleicht würde ich einfach warten, bis Stephen Gerard seine Bilder entwickelt hatte.
    Ich war schon fast am Baer-Haus, als mir einfiel, dass ich meine Taschenlampe eine ganze Weile nicht mehr benutzt hatte. Ich fuhr auf einen Supermarkt-Parkplatz, nahm die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und probierte sie aus. Wie zu erwarten, gab sie nur noch einen matten Schein von sich. Ich kaufte Batterien, und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mir keine schwarzen Autos nachfuhren, setzte ich meinen Weg fort.
    Ich bog in die Gasse ein, die hinter der Villa von Griffin Baer verlief, und überlegte, ob ich wohl wieder vor dem Garagentor würde parken können oder ob Max schon mit seinem BMW dort stünde. Der BMW war nirgends zu sehen, daher fuhr ich so dicht wie möglich ans Garagentor heran, damit eventuell durch die Gasse fahrende Autos an mir vorbeikämen. Da fiel mir ein, dass ich nach den Nummernschildern an Max’ Wagen schauen könnte, um zu klären, ob sie mit denen übereinstimmten, die demnächst auf Gerards Fotos auftauchen würden. Die Garage war diesmal unverschlossen, doch ich hatte so dicht davor geparkt, dass ich Gefahr gelaufen wäre, den Ghia zu verkratzen, wenn ich das Tor aufgezogen hätte. Ich überlegte, ob ich meinen Wagen zurücksetzen sollte, beschloss dann aber zu warten, bis ich wieder wegfuhr, und dann nachzusehen.
    Das Gartentor war zu, aber nicht mehr versperrt, und so ging ich auf diesem Weg hinein und schritt mit der Taschenlampe
in der Hand aufs Haus zu. Einige Fenster standen offen, und ich musste lächeln, als ich mir vorstellte, wie Max herumraste und überall Fenster aufriss, um die abgestandene Luft herauszubekommen. Der Wind wäre nützlich - falls er nicht alles mit einer feinen Sandschicht zudeckte.
    An der Hintertür hing ein Zettel. »Klingel kaputt. Einfach reingehen.«
    Ein Mann weniger Worte.
    Ich betrat das Haus und stand sogleich in einer riesigen Küche. Durch die Fenster kam genug Licht herein, dass ich meine neuen Batterien schonen konnte. Zu meiner Enttäuschung stammte die Einrichtung

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