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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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immer noch, und so war ich dankbar für die Decke, die sie mir um die Schultern legten. Irgendwann schaffte es sogar jemand, mir einen Becher heißen Kaffee zu bringen.

    Es war mir wirklich unangenehm, dass ich keine brauchbare Beschreibung der Täter geben konnte, doch Lefebvre versicherte mir, dass man sie fassen würde, ob ich sie nun gesehen hatte oder nicht. Langsam drang die Erschütterung zu mir durch, nachdem meine Notlage beendet war und jemand anders die Situation unter Kontrolle hatte. Zum Glück übertrug sich Lefebvres Gelassenheit auf mich und bewahrte mich davor, zu guter Letzt doch noch die Nerven zu verlieren.
    Lefebvre musterte mich und sagte: »O’Connor hat Ihnen eine Riesenbeule ins Auto gemacht.«
    »Was?« Die Empörung ließ meine Beklommenheit zu Wut werden.
    »Heiliger Herrgott noch mal«, sagte O’Connor, »Sie sind wirklich der schlimmste aller Dummschwätzer, Lefebvre. Bei Ihnen hört sich das an, als hätte ich mit einem Vorschlaghammer auf den Wagen eingedroschen.«
    »Ich habe Ihnen ja gleich gesagt, dass sie sauer werden würde«, erklärte Lefebvre, doch da hatte ich das belustigte Glitzern in seinen Augen bereits gesehen und spielte sein Spiel mit.
    »Ich erhole mich schon wieder«, sagte ich.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer Sie attackiert haben könnte?«, erkundigte sich Lefebvre.
    »Eric Yeager«, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen. »Und sein Bruder war vermutlich der zweite Mann.«
    Lefebvre wechselte einen Blick mit O’Connor und fragte mich, wie ich darauf käme. Ich erzählte ihm von unserer Begegnung mit Eric vor dem Cliffside.
    O’Connor war empört, dass ich ihm davon nichts erzählt hatte. Zu meinem Vergnügen sagte ihm Lefebvre, er solle sich beruhigen.
    Lefebvre erzählte mir, dass neben dem Kellereingang zum Tunnel verschiedene Gegenstände gefunden worden waren. »Einschließlich einer großen Stabtaschenlampe, die aussieht, als sei mit ihr auf Max eingeschlagen worden.«

    »Wie die Taschenlampe, mit der auf Katy Ducane eingeschlagen worden ist?«, fragte ich.
    »Mir ist auch schon der Gedanke gekommen, dass das eine Methode ist, die dem Täter vertraut sein könnte«, erwiderte Lefebvre.
    »Aber heute haben sie Handschuhe getragen, stimmt’s?«, sagte O’Connor. »Da werden sich wahrscheinlich keine Fingerabdrücke finden.«
    »Wahrscheinlich nicht«, murmelte ich, ehe mir meine eigene Taschenlampe wieder einfiel. »Moment mal - die Batterien! Sie mögen ja heute Handschuhe getragen haben, aber ich wette, sie haben die Batterien in ihrer Taschenlampe mit bloßen Fingern angefasst.«
    »Das wäre eigentlich nahe liegend«, bestätigte Lefebvre. Er rief einen der Männer von der Spurensicherung herbei und wies ihn an, die Batterien in der Taschenlampe, mit der Max attackiert worden war, auf Fingerabdrücke zu überprüfen.
    »Und an der, die in dem vergrabenen Auto gefunden worden ist«, ergänzte ich.
    Der Mann von der Spurensicherung sah zwischen mir und Lefebvre hin und her.
    »Einen Versuch ist es wert«, sagte Lefebvre.
     
    Schließlich durfte ich nach Hause gehen. O’Connor begleitete mich zu meinem Karmann Ghia.
    »Ich bezahle Ihnen den Schaden an Ihrem Wagen«, erklärte er.
    »Seien Sie nicht albern. Da ist kein Schaden, und außerdem stehe ich schwer in Ihrer Schuld.«
    »Ich fahre Ihnen bis nach Hause hinterher«, sagte er.
    Ich hatte nichts dagegen. Ja, ich dankte ihm sogar.

50
    Eric und Ian waren gefasst worden, als sie mit einer großen Menge Bargeld und falschen Pässen das Land verlassen wollten. Damit hatte die Polizei genug Gründe, sie festzunehmen. Später trugen diese Umstände auch dazu bei, dass eine Kaution in astronomischer Höhe festgesetzt wurde. Mitch Yeager bezahlte sie, doch er brauchte ein paar Tage dafür.
    Lefebvres Anklage gegen sie wegen tätlichen Angriffs und Entführung, begangen an Max und mir, gründete auf den an den Batterien gefundenen Fingerabdrücken, wurde aber durch anderes Beweismaterial gestützt. Davon gab es buchstäblich einen Kofferraum voll. Man verglich den Rest einer Rolle Isolierband, die man im Kofferraum ihres Wagens fand, unter dem Mikroskop mit dem Klebeband, mit dem wir geknebelt und gefesselt worden waren, und stellte fest, dass sie übereinstimmten. Blut, das Max’ Blutgruppe entsprach, fand sich an Handschuhen im Kofferraum und an ebenfalls dort gelagerten Kleidungsstücken. Meine Taschenlampe mit meinen Fingerabdrücken auf den neuen Batterien lag ebenfalls im Kofferraum des

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