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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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hast, dass ich dich trotzdem verstehe.«
    »Komisch. Nicht, dass ich was gegen einen Drink hätte.«
    »Darauf wirst du vorerst verzichten müssen. Die schlimmsten Schläge hast du auf den Kopf abbekommen.«
    »Gott sei Dank. Stell dir nur vor, sie hätten ein Organ verletzt, das ich jeden Tag brauche.«
    »Wenn du mit angeknackstem Schädel noch Witze reißen kannst, wirst du bestimmt wieder gesund. Irgendwann zumindest. Wenn ich dir einen Spiegel vorhalten würde, würdest du kreischen wie ein kleines Mädchen.«
    »So wie ich mich fühle, fange ich vielleicht gleich einfach so an zu kreischen.«
    »Tut mir Leid, Jack«, sagte O’Connor, nun mit ernster Stimme. »Es ist barbarisch, aber sie können dir eine Zeit lang noch keine Schmerzmittel geben. Hat irgendwas mit den Kopfverletzungen zu tun.«
    Jack schwieg einen Moment, ehe er fragte: »Was ist mit dem Auge?«
    O’Connor hoffte, die Wahrheit werde keinen Rückschlag auslösen, aber er war es nicht gewohnt, Jack anzulügen. »Weiß man noch nicht. Der alte Wrigley ist vorhin vorbeigekommen, als du noch bewusstlos warst. Er hat gesagt, er organisiert einen Spezialisten für dich.«
    »Nett von ihm.«
    »Gib die Hoffnung nicht auf, Jack. Sie wissen es wirklich nicht.«

    »Erzähl mir ruhig den Rest auch noch.«
    »Ich weiß nicht, ob das so günstig …«
    »Verdammt noch mal, Conn! Habe ich jemals in den letzten zwanzig Jahren …«
    »Na gut, na gut, beruhig dich. Herrgott noch mal, fahr vor lauter Wut nicht gleich aus der Haut. Du hast drei gebrochene Rippen, vier gebrochene Finger und jede Menge Schrammen und Blutergüsse. Die Schrammen und Kratzer wären gar nicht mal so schlimm, wenn du nicht unbedingt noch ein Bad im Sumpf hättest nehmen müssen.«
    »Im Sumpf?« Jack blickte verwirrt drein.
    »Na ja, mehr oder weniger. Ein Eierfarmer hat dich in einem der Sümpfe gefunden. Du warst halb ertrunken und so kalt, dass er sich nicht sicher war, ob du noch lebst. Wenn du davon kein Fieber kriegst, grenzt es an ein Wunder.«
    »Ich kann mich an eine Farm erinnern … an Eukalyptusbäume … und an das Gefühl, wie sich meine Scheißschlüssel in mich gebohrt haben, als mir jemand einen Tritt verpasst hat.«
    »Kannst du dich erinnern, wer da über dich hergefallen ist?«
    Doch Jack hing einem anderen Gedankengang nach. »Hör mal, es klingt seltsam, aber ich schwöre, dass es wahr ist: Irgendjemand hat auf dieser Farm ein Auto vergraben. Mitten in der Nacht, auf jeden Fall nach Mitternacht. Kommt dir das nicht seltsam vor?«
    »Doch«, antwortete O’Connor wahrheitsgemäß.
    »Aber ich schwöre, dass ich es gesehen habe, Conn. Ich bin in einem Eukalyptuswäldchen aufgewacht, einem Windschutz vermutlich. Auf der anderen Straßenseite war eine Milchfarm. Und ich habe einen Farmer gesehen, der ein Auto vergraben hat.«
    »Ich bin schon immer ein Stadtmensch gewesen, insofern bin ich der Letzte, der dir sagen kann, warum Farmer in den frühen Morgenstunden oder sonst wann irgendwelchen Verrichtungen
nachgehen. Also lass uns lieber über das reden, was davor passiert ist.«
    »Du glaubst mir nicht.«
    »Doch, Jack. Ich glaube dir.«
    Jack sagte nichts mehr.
    »Wer hat dich so zusammengeschlagen, Jack?«
    Jack runzelte die Stirn, zuckte aufgrund der Belastung seiner frisch genähten Wunden zusammen und erwiderte: »Ein großer Kerl auf einer Party. Hab ihn nie zuvor gesehen. Hat sich eingebildet, ich würde mich an seine Tussi ranmachen, und mich k.o. geschlagen. Mit einem einzigen Schlag. Hat mich komplett überrumpelt.«
    »Wie groß war der Mann?«
    »Zehn Zentimeter kürzer als die Titanic , wenn du sie Rücken an Rücken aufstellen würdest.«
    »Haare?«
    »Blond. Bürstenschnitt. Blaue Augen, glaub ich. Aber das könnte auch das Weibsbild gewesen sein. Ich sehe ihn nicht ganz klar vor mir.« Er fasste sich an den Kopf. »Es hat auch noch ein anderer mitgemischt, aber den habe ich nur schlecht gesehen, weil er die meiste Zeit hinter mir war.«
    Er verstummte erneut.
    O’Connor wartete einen Moment, ehe er es noch einmal versuchte. »Du hast deinen guten Anzug angehabt, als du im Sumpf gelandet bist. Oder vielmehr das, was von deinem guten Anzug übrig war.«
    »Wo ist er denn?«
    »Die Schwestern von der Notaufnahme haben ihn mir gezeigt und versprochen, das, was von ihm übrig geblieben ist, raufzubringen, wenn es trocken ist. Wenn ich befürchten müsste, dass du dich aus diesem Bett erheben und ihn anziehen kannst, hätte ich gesagt, sie sollen ihn

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