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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Bord. Over.«
    »Vier?«
    »Zwei Männer und zwei Frauen - und einen kleinen Hund.
Bitte vergewissern Sie sich so schnell wie möglich, ob sich unter Deck Überlebende befinden, und wenn ja, ob diese medizinische Versorgung brauchen. Over.«
    Also rief er Gio zu, er solle das Ruder der Maiden übernehmen, und ließ sich mit einer Stabtaschenlampe auf die Sea Dreamer herab, die er dann mit einem Schlepptau an der Maiden festband. Gio musterte unterdessen ihre Umgebung und hielt vorschriftsgemäß Ausschau in alle Richtungen.
    Lorenzo versuchte es erneut mit einem Zuruf, vor seinem geistigen Auge das hoffnungsvolle Bild von vier Erwachsenen, die erschöpft, aber unversehrt unter Deck im Schlaf lagen.
    Er bekam keine Antwort.
    Nachdem er die Geschichten im Lauf der Jahre so oft gehört hatte, erzeugte sein Bauchgefühl nun ein anderes Bild: Jemand, der über Bord geht, jemand anders, der hinterher springt, um den Ersten zu retten, beide verloren, während die anderen nicht wussten, wie man Boot oder Funkgerät bediente, und womöglich ebenfalls über Bord gespült wurden.
    Gar nicht so leicht, auf einer Jacht dieser Größe über Bord zu gehen, dachte der optimistische Lorenzo und rief noch einmal.
    Stille.
    Lorenzo gönnte sich noch einen Moment, um ein Gefühl für das Boot zu bekommen und zu lauschen.
    Nichts als das Knarren des gespannten Taus und das Plätschern des Meeres gegen den Bootsrumpf.
    Allem Anschein nach war die Sea Dreamer seetüchtig, aber es könnte ja einen Motorschaden gegeben haben. Darum würde er sich später kümmern. Mit der Taschenlampe sah er sich auf dem Oberdeck und am Ruderhaus um und ließ den Lichtstrahl über die Flächen auf der Brücke gleiten.
    Eilig stieg er den Niedergang hinab und leuchtete den Salon ab. Leer. Abgesehen von ein klein wenig Wasser - gerade genug, um die Sohlen der Segelschuhe eines reichen Mannes zu benetzen - wirkte die Sea Dreamer unberührt, und alles war
so gesichert, wie es sich gehörte. Er runzelte verwundert die Stirn. In der Kombüse das Gleiche. Der Essplatz weggeklappt und gesichert. Niemand in der Toilette. Er sah in den beiden Stockbetten in der Mittschiffskajüte nach. Leer. Die beiden im Vorpiek ebenfalls.
    Langsam wurde ihm mulmig, und er sagte sich, dass er sich nicht grundlos ins Bockshorn jagen lassen durfte. Doch ihm standen die Nackenhaare zu Berge, als er sich vorsichtig den Weg zum Doppelbett der achtern gelegenen Kabine bahnte.
    Leer.
    Keinerlei Lebenszeichen.
    Nirgendwo auf der Jacht fand er Spuren ihrer Besatzung. Also stieg er wieder aufs Oberdeck und rief Gio.
    »Sag der Küstenwache, dass niemand an Bord ist.«
    Rasch bekamen sie mitgeteilt, dass sie sich nicht vom Fleck rühren sollten und dass ein Hubschrauber sowie ein Kutter der Küstenwache unterwegs wären.
    Lorenzo kehrte ans Ruder der Sea Dreamer zurück. Der Himmel war nun heller. Normalerweise liebte er diese Tageszeit und den Anblick des Sonnenaufgangs. Meistens sann er eine Weile darüber nach, was der neue Tag wohl bringen mochte, und dachte an seine Zukunftspläne für die Albettini Brothers Fishing Company. Jetzt blickte er aufs Meer hinaus und dachte an zwei Männer, zwei Frauen und einen kleinen Hund.
    Er hätte gern die Motoren überprüft, doch der Zündschlüssel fehlte. Er hätte den Motor zwar notfalls auch ohne Schlüssel anlassen können, aber warum sollte er das tun? Würde ihm nur Ärger mit der Küstenwache einbringen. Er schaltete das Funkgerät ein, um zu sehen, ob es funktionierte. Einwandfrei.
    Als er in der Ferne einen Hubschrauber hörte, stellte er das Funkgerät wieder aus.
    Die Sea Dreamer und die Leere auf ihr waren nun das Problem der Küstenwache.

    Als O’Connor ins Krankenhaus zurückkehrte, brachte er Jacks Hut und Mantel mit. Beides hatte ihm Hastings in der Nacht zuvor überreicht. Jack zeigte inzwischen erste Anzeichen von Fieber, und O’Connor war klar, dass die Schwestern ihren Patienten jetzt genauer im Auge behalten würden. Er machte auf einem Stuhl ein Nickerchen und wachte erst auf, als Jack im Fieber vom Vergraben des Autos brabbelte. Mit der Zeit erschien ihm immer plausibler, dass Jack diesen Vorgang tatsächlich gesehen hatte - eine flüchtige Halluzination hätte sich nicht zu einer so fixen Idee ausgewachsen.
    Um sechs Uhr kam Helen Swan hereinmarschiert.
    »Ich bleibe heute Vormittag bei ihm«, erklärte sie. »Ich habe es mit Wrigley abgesprochen. Geh nach Hause, stell dich unter die Dusche, rasier dich und schlaf ein

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