Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke

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Ordnung war. Er hatte nie geglaubt, dass Lillian vor all den Jahren wirklich in Jack verliebt gewesen war, aber er glaubte an das Sprichwort über die Wut verschmähter Frauen und hegte keinen Zweifel daran, dass Jack sie in ihrem Stolz verletzt hatte. Jack hielt das für Unsinn und sagte ihm das auch.
    Helen Swan machte alles noch komplizierter, weil Lillian und Helen die dicksten Freundinnen waren und niemand, der Helen mochte, Jack aus dem Weg gehen konnte. Daher hatten es Lillian und Jack nie geschafft, sämtliche Verbindungen zu kappen - was Jack grotesk gefunden hätte -, während Lillian es nie fertig gebracht hatte, zu vergeben und zu vergessen. Und Katys Zuneigung zu Jack, so mutmaßte Conn, machte Lillian wahrscheinlich eifersüchtig.
    Und doch war Lillian nun unverkennbar besorgt um Jack. Conn überlegte, ob er zu müde war, um dieses Gespräch mit ihr zu führen und dabei den Fallstricken aus dem Weg zu gehen. Er beschloss, es zu riskieren.
    »Ich wünschte, ich wüsste die Wahrheit darüber, was Jack Samstagnacht zugestoßen ist. Er ist brutal zusammengeschlagen worden. Du weißt, wie viele Schlägereien wir zwei gemeinsam bestritten haben, aber das - ganz egal, was du oder der alte Wrigley darüber denken mögen - war nicht die Folge eines kurzen Zusammenstoßes auf einer Party. Jemand wollte ihn umbringen, Lily.«

    »Was?« Unsanft stellte sie ihr Scotchglas ab. »Was willst du damit sagen?«
    »Genau das. Jemand hat buchstäblich versucht, ihn umzubringen. Und es besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass dieser Mordversuch gelingt, weil er noch nicht über den Berg ist. Sie haben ihm dermaßen zugesetzt, dass er womöglich ein Auge verliert, haben ihn im Sumpf liegen lassen und …« Er holte tief Luft und bremste sich. »Er ist lange bewusstlos gewesen.« Denk an das Positive, schärfte er sich ein, die Anzeichen dafür, dass er nicht dem Tod geweiht ist. »Allerdings ist er heute Abend ein paar Mal aufgewacht. Er hat gesprochen. Er hat immer noch sein Temperament und seinen Humor, und ich hoffe, das bedeutet …«
    »Dass er sich ohne bleibenden Gehirnschaden erholt«, beendete Lillian an seiner statt den Satz. Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute ins Feuer. »Weiß er, wer ihm das angetan hat?«
    O’Connor schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich hoffe, du hilfst mir dabei, es rauszufinden.«
    »Ich?« Erstaunt sah sie ihn wieder an.
    »Hast du Jack weggehen sehen - mit den Leuten, die ihn verschleppt haben?«
    »Da war ich leider gerade ein bisschen abgelenkt. Es war nämlich im selben Moment, als Katy und Todd mit Thelma und Barrett aufgebrochen sind. Ich habe ein letztes Mal versucht, Katy zum Bleiben zu überreden. Vergeblich. In meinen Augen ist Thelma schuld daran. Diese verfluchte Thelma genießt es, mir eins auszuwischen, deshalb wollte sie dafür sorgen, dass meine Party für Katy früh endet. Thelma hat Todd unter Druck gesetzt, und Todd hat den Druck an Katy weitergegeben.« Sie sah kurz weg, ehe sie fortfuhr. »Ich habe nur aus dem Augenwinkel mitbekommen, wie Jack hinausgetragen wurde. Ich habe gar nicht gewusst, dass es zu einer Schlägerei gekommen war. Offen gestanden dachte ich, er sei betrunken.«

    »Wer hat die Männer eingeladen, die ihn hinausgetragen haben?«
    »Keine Ahnung. Ich jedenfalls nicht. Harold behauptet, sie wären überhaupt nicht eingeladen gewesen. Hastings sagt allerdings etwas anderes.«
    »Ach?«
    »Hastings sagt, er wollte ihnen schon die Tür vor der Nase zuschlagen, doch der hünenhafte blonde Mann hatte eine Einladungskarte, wahrscheinlich eine von denen, die wir den Ducanes gegeben haben. Thelma hat darauf bestanden, drei Dutzend oder so zu bekommen, um sie an ihre Freunde weiterzugeben.«
    »Kann sich Hastings an seinen Namen erinnern?«
    Sie zögerte und sah zur Tür, ehe sie leise antwortete: »Ich fürchte, er wird langsam ein bisschen taub. Es ist ein derart lächerlicher Name, dass er ihn nicht richtig verstanden haben kann: Bob Gherkin. Wie die Essiggurke.«
    O’Connor rieb sich das Kinn.
    »Sagt dir der Name etwas?«, fragte Lillian.
    »Nein. Aber das ist ja logisch.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich hatte keine Zeit, richtige Nachforschungen anzustellen, aber so wie ich es sehe, ist das, was Jack zugestoßen ist, wahrscheinlich deshalb passiert, weil einer der Beiträge, die er in den letzten Monaten geschrieben hat, irgendjemanden verärgert hat. Jack schreibt über Kriminalfälle und macht sich dadurch massenhaft Feinde. Und