Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
bisschen, wenn du kannst. Er erwartet dich nicht vor zehn Uhr.«
    »Was würde Jack nur ohne dich machen, Swanie?«, erwiderte er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, während er in den Mantel schlüpfte.
    »Er versucht andauernd, es rauszufinden, Conn, also stell ihm diese Frage bitte nicht, wenn er wieder auf den Beinen ist.«
     
    Er schlief ein, wachte aber um halb neun wieder auf, als sein Nachbar in einer Lautstärke »O Sole Mio« zu singen begann, die man noch unten im Opernhaus hätte hören können. Er blieb im Bett liegen und dachte an seinen unterbrochenen Traum - von Katy als Kleinkind. In dem Traum hatte Maureen gelacht und mit ihr gespielt, was im wirklichen Leben nie geschehen war, da seine Schwester Katy nie kennen gelernt hatte. In seinem Traum waren alle glücklich gewesen, doch nach dem Aufwachen war ihm traurig zumute. Der Traum verfolgte ihn noch, als er schon aufgestanden war und das Haus verlassen hatte.
    Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch in der Redaktion erkundigten sich die anderen Reporter nach Jack und erklärten,
wie Leid es ihnen tue, dass er so schwer verletzt worden war. O’Connor schätzte, dass es etwa drei von fünf ehrlich meinten. In ihrer Branche bedeutete ein solches Verhältnis bereits enorme Hochachtung. Jack war Gegenstand nicht geringer Neidgefühle, doch er wusste, wie er damit leben und sogar mit den meisten seiner Kollegen auf freundschaftlichem Fuß verkehren konnte.
    O’Connor trank gerade seine erste Tasse starken, schwarzen Kaffee und lauschte schweigend den anderen Reportern, die sich in wilden Spekulationen über die Entführung des Ducane-Babys ergingen - die offenbar mittlerweile kein Geheimnis mehr war -, als Winston Wrigley II. ihn zu sich rief.
    »Setzen Sie sich«, sagte Wrigley.
    O’Connor gehorchte.
    Wrigley verschwendete keine Zeit mit Smalltalk. »Sie haben die Sea Dreamer gefunden. Kein Mensch an Bord. Die Küstenwache sucht die Gewässer zwischen hier und dem Fundort des Bootes ab, aber sie haben nicht viel Hoffnung, Überlebende zu finden.«
    Im Lauf der letzten Stunden hatte er mehr als einmal daran gedacht, dass Katy tot sein könnte, aber nun sagte er, vielleicht aufgrund des Traums: »Hat irgendjemand tatsächlich gesehen, wie Katy und Todd an Bord gegangen sind?«
    »O’Connor«, sagte Wrigley in sanft tadelndem Ton.
    O’Connor wandte den Blick ab. Es hatte keinen Sinn, mit irgendjemandem über eine solche Idee zu sprechen, sagte er sich. Man zog los und versuchte herauszufinden, ob an der Sache etwas dran war, oder man gab es von sich aus auf, aber einem Verleger damit zu kommen, war nichts als Dummheit. »Entschuldigen Sie.«
    »Eine der unaufrichtigsten Entschuldigungen, die ich je gehört habe.«
    »Dann folgt nun die aufrichtige - ich wollte Ihnen gegenüber nicht unhöflich sein, Mr. Wrigley.«

    »Na gut, schon recht. Ich möchte, dass Sie mit dem Kapitän des Fischkutters sprechen, der die Sea Dreamer gefunden hat. Ich möchte, dass Sie so viel Material wie möglich aus ihm herauskitzeln, Ihren Beitrag verfassen und dann nach Hause gehen. Ich habe andere Leute darauf angesetzt, weitere Aspekte der Angelegenheit abzudecken - Artikel über die Vermissten und so weiter.«
    »Aber es steckt noch so viel mehr dahinter …«
    »Zweifellos. Wenn Sie die Geschichte des Fischers verfasst haben, gehen Sie nach Hause. Nicht ins Krankenhaus, sondern nach Hause. Sie sehen katastrophal aus. Ich merke Ihnen an, dass Sie nicht mehr klar denken können. Und ich weiß auch, warum. Aber wenn Sie nicht vorhaben, Ihren Reporterjob an den Nagel zu hängen und stattdessen Krankenpfleger zu werden, müssen Sie Jacks Pflege schon dem medizinischen Personal überlassen und mir dabei helfen, jemandem zu beweisen, dass ich nicht übergeschnappt bin.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Jack wird noch eine Weile in der Klinik bleiben. Jemand anders muss die Berichterstattung über Kriminalfälle übernehmen.«
    »Sir, ich …«
    »Sie wissen nicht, was Sie sagen sollen, und Sie wollen Jack nicht seinen Job wegschnappen. Gut. Mein Vater findet, das Ressort sollte einem älteren Reporter übertragen werden. Er ist eben selbst schon so alt, dass ihm Leute unter - wie alt sind Sie jetzt?«
    »Dreißig nächsten …«
    »Dass ihm Leute Ende zwanzig wie Kinder vorkommen. Er hat vergessen, dass Sie mehr Jahre in diesem Beruf auf dem Buckel haben als viele Ihrer älteren Kollegen. Außerdem hat er vergessen, dass er im Ruhestand ist.«
    »Aber Sir, Jack kommt doch

Weitere Kostenlose Bücher