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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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O’Connor sechs Sandwiches mit Erdnussbutter und Gelee und steckte sie zusammen mit einer Thermoskanne voll Kaffee in einen Korb. Dann packte er das Nötigste für eine Übernachtung sowie warme Sachen ein - Handschuhe, Pullover, dicke Socken, Mütze und Winterjacke - und fuhr nach San Bernardino. Dort suchte er sich ein billiges Motel und nahm sich ein Zimmer. Inzwischen war er so müde, dass ihm nicht einmal die Musik aus der Spelunke nebenan oder die klumpige Matratze den Nachtschlaf rauben konnte.
    Am nächsten Morgen stand er schon früh vor dem Grundbuchamt. Zu seiner Erleichterung fand er eine Eintragung für ein Blockhaus, das einem gewissen Augustus Ronden gehörte und nicht weit vom Lake Arrowhead entfernt lag. Er hatte schon befürchtet, die Hütte könnte in den Sierras liegen statt in den San-Bernardino-Bergen oder zu einem ganz anderen Landkreis gehören, womöglich so weit weg wie Tahoe.
    Er begann seine Fahrt in die Berge, indem er die enge Straße nahm, die sich von den Hügeln immer steiler durch die Felsen hinaufschlängelte. Die warmen Sachen hatte er gleich angezogen. Er war zwar erst zwei Stunden von Las Piernas entfernt, doch das Klima war hier völlig anders. Die Wetterfront, die es in Las Piernas hatte regnen lassen, hatte hier Schneewehen hinterlassen. O’Connor hatte noch nie an einem Ort gewohnt,
wo es schneite, und besaß keinerlei Erfahrung mit dem Fahren auf vereisten Straßen. Zu seinem Glück war der zweispurige Highway Anfang der Woche geräumt worden. Die Fahrbahn war trocken, die Luft frisch und erfüllt vom Duft der Kiefern.
    In Lake Arrowhead angelangt, erkundigte er sich in einem Immobilienbüro nach dem Weg zu Rondens Blockhaus. Als der Makler begriffen hatte, dass er keinen potenziellen Käufer oder Mieter für ein Blockhaus oder eine Skihütte vor sich hatte, drückte er ihm eine Umgebungskarte in die Hand und ließ ihn ziehen.
    O’Connor setzte seinen Weg auf geräumten Straßen fort, bis er an die Privatzufahrt zu Rondens Blockhaus kam. Die Straße lag höher als das Blockhaus, das am Abhang in einer kleinen Mulde stand. Er konnte ein Eckchen der Hütte von dort aus sehen, aber nicht viel mehr. Trotzdem war er sicher, die richtige gefunden zu haben, da ein großer, mitternachtsblauer Chrysler Imperial am Anfang der Zufahrt stand, umgeben von Schnee. Ronden hatte es nicht die Zufahrt hinunter geschafft, obwohl an den Reifen des Imperial Schneeketten angebracht waren. Ronden würde sie abmontieren und den Wagen freischaufeln müssen, wenn er das Blockhaus verlassen wollte. O’Connor empfand dies als Vorteil. Falls er schnell verschwinden musste, wäre er schon halb den Berg hinunter, ehe Gus Ronden seinen Wagen auch nur fünf Zentimeter weit bewegt hatte.
    Er trat an den Imperial heran, der unverschlossen war, und schob den Schnee beiseite, damit er die Tür öffnen konnte. Dann klappte er die Sonnenblende herunter und sah sich die Zulassung an. Wie die meisten Leute bewahrte Gus Ronden diese in einem Etui aus Plastik und Leder auf, das mit dünnen Klammern an der Sonnenblende befestigt war. Name und Anschrift lauteten auf Ronden. O’Connor machte das Handschuhfach auf. Es enthielt ein paar Landkarten, Rechnungen
und eine Halbliterflasche Gin. Er zog sich aus dem Wageninneren zurück, ging in die Hocke und fuhr mit der Hand unter den Fahrersitz. Noch durch die Handschuhe spürte er den kalten Stahl eines Revolvers. Er zog ihn heraus, entnahm ihm die Patronen und schob ihn wieder in sein Versteck. Er steckte die Munition ein und bahnte sich vorsichtig den Weg die Zufahrt hinab.
    Bald wurde ihm klar, dass er nicht vorausschauend genug geplant hatte. Er hätte Stiefel gebraucht. Binnen kürzester Zeit waren seine Schuhe, Socken und Hosenbeine vom Schneematsch unangenehm nass, und mehr als einmal wäre er fast ausgerutscht.
    Er folgte einer Kurve in der Zufahrt und befand sich auf einmal auf einer Lichtung. Vor ihm stand ein kleines Blockhaus. Der Schnee davor war zertrampelt, und hinter einer ramponierten Fliegentür stand die hölzerne Eingangstür offen. Er trat wieder zwischen die Bäume zurück. War Ronden in der Hütte oder irgendwo draußen im Wald? Beim Anblick der Fliegentür schüttelte er den Kopf. Warum kümmerte sich der Mann nicht um sein Eigentum? Aber vermutlich stellten Insekten im Winter kein großes Problem dar.
    Kurz darauf hörte er, wie etwas gegen einen hölzernen Fußboden schrammte, gefolgt von einem lauten Knall. Nervös hielt er Ausschau, während

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