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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Rondens Haus eine Zeit lang, ehe er aus dem Wagen stieg. Im Haus war weder eine Bewegung noch irgendein Geräusch festzustellen. Er wusste nicht genau, was er tun würde, falls Ronden zu Hause war.
    Ihn so verdreschen, wie Jack verdroschen worden war? Auge um Auge wörtlich umsetzen?
    Ihn zu Klump schlagen und ihn dann Norton übergeben?
    So tun, als sei er Bürstenvertreter, friedlich davonspazieren und Norton verständigen?
    Er wusste nicht, welche dieser Ideen er verwirklichen würde, er wusste nur, dass er nicht im Auto sitzen bleiben und auf die Müllhalde glotzen konnte, die Ronden sein Zuhause nannte.
    Als er die Treppen zur Veranda hinaufstieg, knarrte eine davon laut. Er blieb stehen und überlegte, ob er ein Idiot war, weil er keine Waffe mitgenommen hatte. Aber er hatte keine richtige Erfahrung mit Waffen, abgesehen davon, dass ihn Dan Norton ein paarmal zum Schießstand mitgenommen hatte. Unter Dans Anleitung war es ihm gelungen, mehrfach einen Pappkameraden zu treffen, aber er wusste, dass sich Menschen nur selten wie Pappkameraden verhielten, und vermutete, dass er sich nicht mit jemandem messen konnte, der wirklich mit einer Pistole umzugehen verstand.
    Er klopfte fest an die Tür, halb voller Zorn, halb voller
Angst und mit geballter Faust. Doch nach einiger Zeit wurde klar, dass niemand die Tür öffnen würde. Er lauschte lange auf eventuelle Bewegungen im Haus, bis er zu der Überzeugung kam, dass Ronden nicht da war.
    Er ging den zerfurchten, unasphaltierten Weg zu der baufälligen Garage entlang, die alt genug aussah, um einst ein Model T oder gar eine Kutsche beherbergt zu haben. Ein niedriger Zaun zwischen Haus und Garage umgab einen kleinen Garten hinter dem Haus. Erstaunt sah er, dass an der hinteren Hausmauer pinkfarbene Rosen wuchsen. Sie sahen gepflegt aus - das einzig Gepflegte auf dem gesamten Grundstück.
    Er wandte sich wieder zu der Garage um. An dem Bügel, der die Doppeltür geschlossen hielt, hing kein Schloss, und so zog er ihn weg und öffnete die rechte Türhälfte. Mit lautem Quietschen schwang sie ihm entgegen. Wenn Ronden im Haus war und ihn jetzt noch nicht gehört hatte, war er taub.
    Die Gerüche von Öl und Staub wallten ihm entgegen, doch es war kein Wagen in der Garage. Ein paar rostige Gartengeräte und ein Rasenmäher standen an der einen Wand, eine Werkbank an der anderen. O’Connor zog beide Türen auf und trat hinein, um sich genauer umzusehen, wobei er darauf achtete, nicht auf die öligen Reifenspuren auf dem Betonfußboden zu treten. Breite Reifen mit weitem Abstand. Ein großer Wagen.
    Er zog an einer Schnur, die von einer nackten Glühbirne an der Decke herabhing, doch nichts geschah. Entweder war die Birne kaputt, oder der Strom war abgestellt. Hatte Ronden sein Haus endgültig verlassen, nachdem er Bo Jergenson umgebracht hatte?
    Er sah sich die Werkbank genauer an, doch schien auf ihr noch nicht viel gearbeitet worden zu sein. Weder auf noch neben ihr lag Werkzeug. Doch unter ihr stand ein rostiger Metallkasten, und er bückte sich, um ihn aufzumachen. Kaum hatte er den Bügel gelöst, da herrschte ihn eine barsche Stimme an: »Was treiben Sie hier?«

    Vor Schreck schlug O’Connor mit dem Hinterkopf gegen die Unterseite der Werkbank.
    »Herrgott!«, schimpfte er mit schmerzverzerrter Miene. Er richtete sich auf und stand einem Mann Mitte sechzig gegenüber, der eine Schrotflinte auf ihn gerichtet hielt. O’Connor hob die Hand, mit der er sich nicht gerade den Kopf rieb.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Namen des Herrn nicht unnütz im Mund führen würden.«
    »Tut mir Leid.«
    »Was treiben Sie hier?«, fragte der Mann noch einmal.
    »Mein Name ist O’Connor. Ich bin von der Zeitung. Legen Sie die Flinte weg, dann zeige ich Ihnen meinen Presseausweis.«
    »Das stelle ich mir eher umgekehrt vor. Sie zeigen mir schön langsam Ihren Presseausweis, und dann lege ich vielleicht die Flinte beiseite.«
    O’Connor tat, was der andere verlangte.
    Nachdem er den Ausweis inspiziert hatte, ließ der Ältere die Flinte sinken und sagte: »Ich hätte eigentlich gedacht, dass die Welt schon genug über Leute vom Schlag eines Gus Ronden gelesen hat.«
    »Gehört Ihnen das Haus gegenüber?«
    Der Mann nickte. »Mein Name ist Ed Franklin, und ich finde nicht, dass man, nur weil man Reporter ist, das Recht hat, in das Anwesen eines anderen einzudringen, Mr. O’Connor.«
    »Das stimmt.« O’Connor fasste einen schnellen Entschluss. »Gehen wir doch hinaus in

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