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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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auf. Deine Tochter Sophie.«
    Sie hatte sicher Hilly angerufen, und die hatte gleich ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Oder umgekehrt.
    Malbek antwortete: »Alles extrem easy. Liege im Hotelbett und gucke gleich noch ein bisschen deine Akte-X-DVD. Die Folge mit dem Bermudadreieck hat mir bisher am besten gefallen. Das mit dem Urlaub klär ich in den nächsten Tagen. Kannst du mal ermitteln, ob wir mit dem alten Wohnmobil überhaupt auf die Fähre dürfen und was das kostet?«
    Einem inneren Impuls folgend, prüfte er nach, ob es in Klaipëda überhaupt ein SAS Hotel gab. Es hieß Radisson Blu SAS. Er fand auf der Website des Hotels Fotos von Bar und Empfang und versuchte, sich Markus Peters dort vorzustellen, wie er zwei Prostituierten nachgelaufen und ihm dabei etwas Seltsames passiert war. Es gelang ihm nicht. Vielleicht lag es nur an den Fotos. Die Bar sah aus wie ein schwedischer Flughafenimbiss, die Zimmer fast wie das, in dem er auf dem Bett lag. Er sah sich noch eine Folge von »Akte X« an und schlief wenig später ein.
    Am nächsten Morgen kam ihm Lüllmann aus dem Frühstücksraum entgegen. Er musste sehr früh aufgestanden sein. Sein Blick streifte Malbek beiläufig für einen Augenblick, als ob er sich fragte, wo er diesen Typ in Lederjacke schon mal gesehen hatte. Malbek hatte plötzlich den Geruch von ranziger Seife und das Bild von Glassplittern vor seinem Nasenauge. Es musste Lüllmanns Aftershave sein. Da war auch noch etwas anderes, etwas Bekanntes, aber es war von diesem schrecklichen Aftershave zugemüllt.
    Malbek machte eine elegante Drehung, als ob er etwas vergessen hätte, und eilte zum Treppenhaus. Dabei sah er, wie Lüllmann das Hotel verließ.
    In seinem Zimmer zog er die Fenstervorhänge zu und beobachtete durch einen Schlitz, wie Lüllmann in sein Auto stieg. Ohne Gepäck. Er würgte den Wagen ab. Wahrscheinlich war es ein Mietwagen, den er nicht kannte. Als Lüllmann auf der Straße Richtung Norden verschwunden war, machte sich Malbek an die Arbeit. Es war ein Trick, den er im Gefängnis bei seinem Mentor, Fröbe genannt, gelernt hatte. Wenn es schiefging, konnte man sagen, man hätte sich im Zimmer geirrt. Fröbe hatte es ihm an den Zellentüren gezeigt. Statt einer Chipkarte hatte er ein Pik-Ass benutzt, um es einprägsamer demonstrieren zu können.
    Es funktionierte nur dann, wenn die Servicekraft einen Generalchip hatte, mit dem alle Hotelzimmer geöffnet werden konnten.
    Malbek prüfte, ob der Wäschewagen im Flur war. Normalerweise begann der Wäsche- und Handtuchwechsel in den meisten Hotels nach neun Uhr im untersten Zimmerstockwerk. Tatsächlich stand der Wagen im zweiten Stock. Ein junger Mann stand daneben und stopfte Handtücher in einen Wäschesack. Malbek ging freundlich grüßend an ihm vorbei, zum Zimmer Nummer 216. Er steckte seine Chipkarte in das Zimmerschloss und sah aus dem Augenwinkel, dass die Reinigungskraft immer noch am Wagen hantierte und ihn zumindest auch im Augenwinkel wahrnehmen konnte. Malbek drückte die Klinke herunter, die Tür öffnete sich natürlich nicht. Er entnahm die Chipkarte, sah sie kopfschüttelnd an und versuchte es erneut. Er setzte eine hilflose Miene auf und ging den Gang entlang zum Wäschewagen. Der Mann war inzwischen in einem geöffneten Zimmer gegenüber mit dem Austausch der Handtücher beschäftigt.
    »Ich komme nicht in mein Zimmer«, sagte Malbek und hielt ihm den Chip hin. Der Mann fragte ihn nach der Zimmernummer, Malbek sagte ihm, dass es die Nummer zweihundertsechzehn wäre. Der junge Mann versuchte zweimal vergeblich, das Zimmer mit dem Chip zu öffnen. Danach zog er lässig einen Zimmerchip, den Generalchip, aus seiner Hosentasche und öffnete damit die Tür.
    Malbek bedankte sich überschwänglich.
    »Bitte sehr. Aber melden Sie das mit Ihrem Chip an der Rezeption, der Magnetstreifen ist wahrscheinlich beschädigt«, sagte er in schönstem Hamburgisch mit scharfem S zu Malbek und machte sich wieder an seine Arbeit.
    Malbek schloss die Tür hinter sich. Jettes Duft. Das Parfüm und ihr Körper. Er hatte es sogar unter Lüllmanns Aftershave gespürt, aber nicht erkannt. Es konnte nicht lange her sein. Hatte Jette ihm deshalb vorsorglich auf der Vernissage gesagt, dass Lüllmann solo sei? Er riss die Augen wieder auf und versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Er zog die Einmalhandschuhe an. Er musste sich beeilen. Vielleicht war Lüllmann nur zum Bahnhof gefahren, um sich irgendein

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