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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Ausfahrt nach Schleswig und dort dem Wegweiser »Fachkliniken« gefolgt.
    Der Stationsarzt im vierzehnten Stockwerk der Psychiatrie hatte Malbek in sein Zimmer gebeten und vorsichtig seine Fragen beantwortet. Ja, Dörte Schneider habe über Markus’ Tod gesprochen. Und sie habe nur einmal Besuch gehabt. Von einer Freundin. Verwandte seien bisher nicht da gewesen. Und da Malbek sich mit ihr unterhalten wolle, gehe er davon aus, dass man den Mörder ihres Freundes noch nicht gefunden habe. Medikamente bekomme sie keine. Sie sei jetzt in therapeutischer Behandlung.
    Da Malbek mit ihr allein reden wollte, schlug der Arzt vor, dass sie einen kleinen Spaziergang im Park machen könnten. Da sei man ungestört. Im Aufenthaltsraum der Station sei es manchmal etwas unruhig. Er hatte gelächelt und Malbek aufmunternd zugenickt. Er würde ihr jetzt Bescheid sagen, dass Kommissar Malbek aus Kiel mit ihr sprechen wollte. Es würde einen Moment dauern.
    Malbek sah aus einem Fenster im Flur auf seine Heimatstadt Schleswig. Im Nordosten reckte sich der Dom über die Stadt. Den Hort des Glaubens an die Ewigkeit hatte sein Vater, der Dompastor, ihn umständlich genannt. Im Südwesten steckte der Wikingturm seit Jahrzehnten als Symbol des ewig wachsenden Fortschritts im unergründlichen Morast der Schlei. Verschämt versteckt und doch diese Wahrzeichen der Stadt dank der Lage am ehemaligen Mühlenberg überragend, war das Hochhaus der psychiatrischen Klinik, der Ort, der Menschen gewidmet war, deren Psyche an den Widersprüchen von Glauben und Fortschritt erkrankt war. So hatte es Malbek immer gesehen.
    Sein Vater hatte die Sichtweise seines Sohnes nicht geteilt. Der Glaube an Gott sei nicht widersprüchlich, und wer nicht glaube, der müsse früher oder später an Geist und Seele erkranken. Die Patienten dort oben am Mühlenberg hatte sein Vater »arme Seelen« genannt, so, als wären sie verloren und dem Teufel verfallen. Wahrscheinlich war der ewige Streit mit seinem Vater der Grund für seine Berufswahl gewesen. Polizisten besitzen einen klaren Verstand und kommen nicht in die Hölle, daran hatte Malbek als junger Mann tatsächlich geglaubt. Malbek seufzte. Nicht einmal diese Illusion war ihm geblieben.
    Vehrs und Harder hatten Dörte Schneiders Verwandtschaft ausfindig gemacht. Die Eltern waren geschieden, und die ältere Schwester war verheiratet und hatte zwei schulpflichtige Kinder. Sie wohnten in Neumünster und Norderstedt und schienen keinen Kontakt miteinander zu haben. Keiner von ihnen war überrascht, als ihnen mitgeteilt wurde, dass Dörte in der Fachklinik in Schleswig stationär behandelt würde. Jeder von ihnen erklärte, Dörte besuchen zu wollen.
    Malbek hörte eine Tür und Schritte. Dörte Schneider kam über den Flur auf ihn zu, der Arzt blieb abwartend zurück. Sie war ungeschminkt, die Haare gewaschen, ihr Blick war ruhiger geworden. Sie trug einen weißen Anorak und weiße Leggings. Wer nicht so genau hinsah, würde sie für jemanden vom Pflegepersonal halten. Sie gaben sich verlegen die Hand und gingen zum Fahrstuhl.
    Sie drückte die Taste zum Erdgeschoss. Als der Fahrstuhl sich mit einem leisen Ruck nach unten in Bewegung setzte, lehnte sie sich an die Kabinenwand, presste die Handflächen dagegen.
    »Ich muss in dieser Kiste reden, sonst krieg ich die Panik. Warum haben Sie da ein Pflaster?« Sie tippte an ihre Nase.
    »Die Katze meiner Nachbarin hat mir aufgelauert«, log Malbek.
    »Zeigen Sie doch mal.«
    Sie streckte den Arm aus, Malbek wich zurück.
    »Stillhalten!«, befahl sie, und im nächsten Moment hatte sie das Pflaster von einer Seite vorsichtig abgezogen und sah prüfend auf seine Nase. »Könnte die Katze auch eine Frau gewesen sein? So etwas sollten Sie als Kommissar doch untersuchen.«
    Er drückte das halb abgelöste Pflaster vorsichtig wieder an. Es hielt. Der Schmerz hatte nachgelassen.
    »Vergessen Sie die Tollwutimpfung nicht.« Sie zeigte einen Anflug von Lächeln, der gleich wieder verschwand.
    Sie ging voraus zum Mühlenbach, der sich den Hang zur Stadt hinunterschlängelte, und sah in das Rinnsal. »Es hat doch gestern geregnet. Wo ist das Wasser geblieben?«
    »Ich glaube, der Bach hat sich neue Betten gebaut, dort oben am Mühlenredder, wo die Mühle gestanden hat. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich war als Kind oft hier. Da sah das irgendwie alles ganz anders aus. Diesen Turm gab es damals ja auch noch nicht.« Er sah zum vierzehnten Stockwerk hoch. Ob der Stationsarzt

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