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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Schleusenkai gemacht. Er hatte keinen Landgang und ist nach Bremerhaven weitergefahren.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen.«
    Das letzte Foto. Sie steckte das Album in die Tasche und zog den Reißverschluss fest zu.
    »Glauben Sie mir jetzt?«
    »Ich habe Ihnen auch ohne die Fotos geglaubt.«
    Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Ich würde gerne wissen, was Dörte so alles geplaudert hat. Sie hat Vertrauen zu Ihnen. Das hat sie mir heute am Telefon gesagt. Und das, obwohl Sie doch derjenige sind, der sie in die Klinik gebracht hat.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Dörte hat mir alles erzählt. Das Mindeste, was Sie verdient hätten, wäre eine kräftige Ohrfeige. Aber Dörte war wohl noch zu schwach. Und ich hatte etwas Zeit, darüber nachzudenken. Sie haben einfach Glück gehabt.«
    »Es geschehen Zeichen und Wunder«, sagte Malbek und sah zum Himmel.
    »Na ja, Dörte hat wohl tatsächlich recht, Sie haben so etwas Gebrochenes. Das gefällt ihr. Aber bilden Sie sich ja nichts darauf ein!«
    Er sah sie lächelnd mit hochgezogenen Augenbrauen an. Eine Polizeisirene heulte von der Holtenauer Straße herüber.
    »Aber was ich eigentlich sagen wollte … Dörte und ich, wir mögen glatte Typen nicht, die ohne Ecken und Kanten, die nur funktionieren. So verschieden wir sind, Dörte und ich, wir haben viele Gemeinsamkeiten. Und das hat auch Markus gemerkt. Ein Grund, warum wir ihn beide geliebt haben. Und er uns beide. Das hat sie Ihnen nicht gesagt.«
    »Nein. Das hat sie mir nicht gesagt.«
    »Markus war sensibel und empfindsam wie eine Frau. Er funktionierte nicht wie die anderen Männer.«
    Malbek holte Luft, um etwas zu sagen.
    »Nein, fragen Sie nicht, ich kann das nicht weiter erklären.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, dass Markus seinen Mörder erpresst hat? Brauchte er Geld?«, fragte Malbek.
    »Herr Malbek, wer braucht kein Geld? Aber natürlich, für Dörte und mich hätte er alles getan. Nur: Ich habe immer genug bei der Reederei verdient. Und er auch, das reichte für uns drei, wenn es Dörte so schlecht ging, dass sie nicht arbeiten konnte. Nein, das kann sich kein Mensch vorstellen, wie das mit uns war. Geld war nie unser Problem. Dörtes Krankheit war unser Problem. Aber das konnten wir nicht mit Geld lösen.«
    »Wusste Molsen von Ihrem Verhältnis zu Markus?«
    »Ich habe niemandem in der Reederei etwas davon gesagt, auch nicht Molsen. Ich kann aber nicht ausschließen, dass uns jemand in der Firma einmal irgendwo gesehen hat, wie wir uns geküsst haben.«
    »Der es dann Molsen erzählt hat?«
    Sie schwieg. Stellte sich auf die Zehenspitzen und sah die Straße entlang.
    »Vielleicht.«
    »Hat Molsen Markus umgebracht?«, fragte Malbek.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat Markus mal etwas über Klaipëda erzählt?«
    »Der Containerhafen in Estland, Lettland oder so? Er hat uns immer seine Schiffsrouten erklärt. Daher kenn ich den Namen.«
    »Er soll sich nach einem Aufenthalt in Klaipëda verändert haben.«
    »Wer sagt das?«
    »Dörte bei der ersten Befragung. Kurz nach dem Mord.«
    »Dörte hat immer Angst um ihn gehabt. Sie wollte nicht, dass er zur See fährt. Immer wenn er wiederkam, hat sie mich gefragt, ob er sich nicht verändert hätte. Und ich hab mit ihr darüber geredet, dass es tief sitzende Ängste sind, die es ihr vorgaukeln. Und wenn Sie das Thema bei ihrer Befragung nach dem Mord angeschnitten haben … Kein Wunder.«
    »Und Henning hat das erzählt. Henning Schlömer.«
    »Ich mag Henning nicht, ich hab ihn nur einmal gesehen und wusste sofort, dass ich ihn nicht mag. Ich weiß nicht, warum. Mehr kann ich zu dem Typ nicht sagen.«
    »Haben Sie sonst irgendeinen Verdacht? Irgendein Erlebnis? Irgendetwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich … doch, da ist etwas. Es fiel mir ein, nachdem ich bei Dörte gewesen war. Mein Golf hatte wieder eine Fehlzündung, als ich losfuhr. Ich hatte mich furchtbar erschrocken, als ich das Knallen hörte. Vorige Woche habe ich noch darüber gelacht.«
    »Was ist Ihnen eingefallen?«
    »Wir haben uns mal zufällig auf der Chefetage im Flur getroffen. Markus war bei Geerdsen gewesen, dem Personalchef. Und hatte sich über seine Ausbildung beschwert, und Geerdsen hatte ihm versprochen, dass er sich persönlich kümmern werde. Er hat Markus auch gleich eine fertige Vereinbarung gezeigt, dass er seine theoretische Ausbildung in Rostock im November macht, er bräuchte sich nur zu Jahresanfang entscheiden. Das war natürlich ein Bonbon für Markus,

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