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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Holz getäfelte Wände, grob gehobelte Tische und unbequeme Gartenstühle.
    Der Laden brummte. Der Geräuschpegel war erheblich. Aus mehreren Lautsprechern über der Theke hörte man das Radioprogramm von Nordfun, das die Gäste bei ihren Gesprächen zu übertönen versuchten.
    Er fand einen freien Tisch an den Fenstern gegenüber der Theke. Als er nach der Speisekarte griff, baute sich ein Kellner mit fleckiger Schürze neben ihm auf und wies ihn darauf hin, dass dies ein Tisch für vier Personen sei, ob er noch jemanden erwarte. Malbek sah ihn schweigend an. Daraufhin bat ihn der Mann »höflichst an den freien Tisch dort drüben, vielen Dank für Ihr Verständnis«. Er wies zu einem Tisch mit zwei Stühlen, der neben den Toilettentüren stand.
    Der Kellner wartete, bis Malbek sich erhob, und eilte mit entschlossenen Schritten zurück hinter die Theke. Ein spitznasiger Mann mit schulterlangem, schütterem Haar flüsterte ihm ins Ohr. Eine Kellnerin mit vollem Tablett schob sich an ihnen vorbei.
    Es war Madamchen. Der Kellner sagte ihr etwas, sie nickte. Sie servierte am übernächsten Tisch. Statt weißem Schürzchen, weißer Bluse und schwarzem Rock trug sie ein übergroßes dunkelblaues Sweatshirt mit dem Aufdruck »Weber« und einen kurzen dunklen Rock. Sie wirkte genauso wie in Molsens Arbeitszimmer, professionell, aber mit natürlicher Eleganz und Stolz, als serviere sie große Kochkunst.
    Sie stand plötzlich vor ihm und sah ihn irritiert an.
    »Ja, ich bin’s«, sagte Malbek. »Der Kommissar, den Sie bei Ihrem ehemaligen Chef gesehen haben. Ich führe die Ermittlungen im Mordfall Markus Peters, aber das hatte sich wohl schon in der Reederei Molsen herumgesprochen.«
    »Was wollen Sie hier?«
    »Lassen Sie mich erst etwas bestellen. Der Schnösel hinter der Theke sieht schon hierher. Eine Scholle naturell, bitte, mit einem kleinen griechischen Salat. Und ein kaltes Selters.«
    Es dauerte fast zwanzig Minuten. Malbek beobachtete die Menschen um ihn herum, aber vor allen Dingen Madamchen. Sie verschwand mehrfach in der Tür zur Küche. Sonst hätte es wohl eine Stunde gedauert.
    Die Scholle naturell war paniert, im Tiefkühlfach ausgetrocknet und roch nach Motoröl. Am Tellerrand ein ekliger Klecks grellweißen Kartoffelsalats. Er schob den Teller weg. Sie sah es und kam an seinen Tisch.
    »Ich habe heute Vormittag Dörte besucht«, sagte Malbek. »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    »Gucken Sie ein bisschen ärgerlicher. Dann denkt das Babyface hinter der Theke, dass Sie sich beschweren wollen. Das ist normal und interessiert ihn nicht.«
    »Wer ist das Babyface?«
    »Der Typ, der Sie von dem besseren Tisch verjagt hat. Er nennt sich ›Chef de Rang‹, aber das Wort kennt hier keiner beim Personal. Er kümmert sich nur um die Gäste, wenn sie nicht so wollen, wie der Chef es will.«
    »Und wer ist der Chef?«
    »Der Spitznasige mit dem dünnen Haar. Der immer um seinen Chef de Rang herumgeifert. Manchmal denke ich, die mögen sich und wissen es nur noch nicht. Aber er hat ja auch noch ganz andere Probleme.«
    »Was für Probleme?«
    »Erzähl ich Ihnen gleich. Zahlen Sie, sonst steht er gleich neben mir und pöbelt.«
    Malbek zahlte.
    »Warten Sie auf mein Zeichen«, sagte sie und gab ihm sein Wechselgeld. »Wenn ich Ihnen zunicke, treffen wir uns am Hinterausgang. Wenn ich den Kopf schüttele, komm ich hier erst gegen halb zwei Uhr nachts raus.«
    Sie nahm seine Bestellung wieder vom Tisch und brachte sie in die Küche zurück. Malbek nippte an seinem warmen Selterswasser. Der Chef de Rang sah triumphierend zu Malbek hinüber. Wahrscheinlich kam die arme Scholle gleich wieder ins Pommesfett.
    Als Madamchen wieder aus der Küche kam, sprach sie mit dem Chef und nickte Malbek unauffällig zu.
     
    Der Hinterausgang ging auf die Wilhelmshavener Straße, die über einen kleinen Hof zu erreichen war. Drei stinkende Mülltonnen mit Essensresten standen direkt neben der Tür.
    Madamchen steckte sich eine Zigarette in einer silbernen Zigarettenspitze an. Die Glut der Zigarette tauchte ihr Gesicht und ihre schlanken Hände für einen Augenblick in intime Schönheit.
    »Haben Sie eine Pause bekommen?«, fragte Malbek.
    »Nein, ich habe die Wache mit Susu getauscht. Sie ist erkältet.«
    »Wache?«
    »Chef Spitznase ist auf der Flucht vor seiner Freundin. Die kommt alle paar Tage und macht ihm eine Szene. Er braucht einen Wachposten, der ihm das meldet. Sie kommt immer die Feldstraße lang. Dann muss ich

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