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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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ihn warnen.«
    »Schlägt sie ihn? Was ist da los?«
    »Vor zehn Jahren haben sie den Schuppen hier zusammen gepachtet. Richtig mit Vertrag und Firmengründung. Irgendwann ist er mit den Zahlungen an sie in Rückstand gekommen. Seitdem kommt sie alle paar Tage in den Laden und macht ihm eine Szene. Er gibt ihr etwas Geld, und sie geht wieder. Ich glaube inzwischen, die beiden brauchen das. Sie kommt hierher, um ihn zu sehen. Eine Beziehung der besonderen Art.«
    »Wieso stehen Sie Wache? Damit er rechtzeitig flüchten kann?«
    »Eben nicht. In dem Moment, in dem man es ihm sagt, dass sie im Anmarsch ist, versteckt er sich im Keller. Sie sucht ihn dann im Keller. Richtig pervers ist das. Aber eigentlich sind sie beide arme Schweine. Finden Sie nicht auch? Sagen Sie mal was dazu! Sie stehen einfach nur da und starren mich nur an!« Sie lächelte.
    »’tschuldigung, aber das ist wirklich eine irre Beziehungskiste. Aber deswegen bin ich ja gar nicht gekommen.«
    »Was haben Sie da an der Nase?«
    »Dörte hat es erraten. Jedenfalls ungefähr. Fragen Sie bei Ihrem nächsten Besuch danach. Sie darf es Ihnen erzählen.«
    Sie zog ihren Mantelkragen hoch.
    »Sie frieren«, sagte Malbek. »Ich hab da auf der anderen Straßenseite meinen Wagen stehen, da ist es wärmer, und Sie können auch rechtzeitig sehen, ob Spitznases Frauchen kommt.«
    »Nee, lieber nicht. Wenn ich ihm nicht rechtzeitig Bescheid sage, bin ich auch diesen Job los.«
    »Warum hat Sie Molsen gefeuert?«
    »Er wurde übergriffig, und ich hab ihn in die Eier getreten. Wenn ich mich recht erinnere, hab ich ihm eine gescheuert.« Sie lachte auf. »Er sah aus wie … ja, wirklich wie ein dummer Junge. Geerdsen hat mir geraten, selbst zu kündigen. Sonst würden sie mir Schwierigkeiten machen. Aber dann hätte ich ja die Kohle vom Arbeitsamt nicht bekommen. Also haben sie mir aus betrieblichen Gründen gekündigt. Woher wissen Sie überhaupt, dass ich hier arbeite? Von Dörte?«
    »Das Arbeitsamt sagte mir, man hätte Sie hierher vermittelt.«
    »Vermittelt? Quatsch. Das hab ich mir selbst gesucht. Ich musste es melden. Und das verbuchen die als erfolgreiche Vermittlung. Aber egal. Was ich nicht verstehe, ist … ich hatte bei der Reederei schon vier Jahre gearbeitet. Molsen hat mich kaum angeguckt. Und plötzlich reißt er mich an sich und will mich flachlegen. In seinem Zimmer. Auf dem Sofa unter dem Bild eines Urahnen. Er wollte mich vergewaltigen. Der ist plötzlich durchgeknallt.«
    »Wann war das?«
    »Vorgestern. Zwei Tage nachdem Markus gefunden worden war. Komisch, nicht?«
    »Warum verklagen Sie die Reederei nicht vor dem Arbeitsgericht und zeigen Molsen an?«
    »Was bringt mir das? Das glaubt mir doch keiner. Und es kostet Geld. Und vielleicht liege ich dann auch eines Tages tot am Kanalufer. Ich mach das hier nur, bis ich wieder was Gediegenes finde. Ich muss neu anfangen.«
    »Sie haben gar nicht gefragt, wie es Dörte geht.«
    »Sie hat mich angerufen, als Sie weg waren.«
    »Okay, ich hätte es mir denken können. Sie hat mir erzählt, dass Sie beide Markus geliebt haben.«
    Sie lachte auf. »Okay, ich hätte es mir denken können. Hat Sie Ihnen auch gesagt, dass er uns auch geliebt hat? Dörte und mich?«
    »Nein.«
    Sie griff in ihre Ledertasche, blätterte in einem kleinen Fotoalbum, hielt inne und reichte es ihm.
    »Hier diese beiden Fotos«, sagte sie. »Links, das war vor vier Jahren auf Teneriffa, und rechts das Foto ist drei Jahre alt. Mallorca, auf dem Flughafen, in so einem Passfoto-Automaten.«
    Er hielt die Fotos ins Licht der Straßenbeleuchtung. Auf dem Automatenfoto waren die Mädchen völlig überdreht, mit großen Augen und runden Mündern je auf eine von Markus’ Backen, der ernst in die Kamera sah. Auf dem anderen Foto saßen sie in einem Restaurant, die Stühle dicht aneinandergerückt, die Mädchen sahen ihn an, er sah nach links, zu Dörte, besorgt und fragend. Malbek betrachtete wieder das andere Foto, auf dem Markus in die Kamera sah, direkt in Malbeks Augen, als Madamchen ihm das kleine Album plötzlich aus der Hand nahm.
    »Das am Tisch hat der Kellner gemacht«, sagte sie und steckte es zurück in die Tasche, hielt inne, holte es wieder heraus und blätterte suchend.
    »Hier.« Sie hielt ihm ein Foto vors Gesicht, ohne das Album aus der Hand zu geben. Markus stand am Heck eines Schiffes und sah hinunter zum Kai. Man konnte den Namen des Schiffes lesen, es war die »Christian Molsen«.
    »Ich hab es auf dem

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