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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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aus wie offene Schachteln, Pralinenschachteln. Da waren Pralinen in verschiedenen Größen drin, da werden die Kekse in so Formen gelegt. So sah das jedenfalls aus. Eigentlich eher wie ein Handy mit Zubehör. Jedenfalls was Technisches. Und dann reißt mich Markus am Arm und knallt die Tür zu. Und läuft raus und ich hinterher. Dann waren wir in dem Trubel, auf der Bühne lief nichts mehr, es gab nur Musik, und die Tanzfläche war voll. Ganz hinten sah ich zwei Männer sich zu uns durchdrängeln. Und plötzlich waren wir draußen. Ich glaub, wir sind den ganzen Weg zum Schiff gelaufen. Wir sind denen tatsächlich entwischt.«
    »Wer war hinter euch her?«
    Malbek sah in die Spüle. Es war ein starker Koffeinmix. »Exlimit« stand auf der Dose.
    »Im Kühlschrank sind noch welche.«
    »Danke, nein. Davon krieg ich einen Herzkasper. Oder möchten Sie ein ›Exlimit‹, Vehrs?«
    »Danke, mir ist schon schlecht. Können wir weitermachen?« Vehrs taten offensichtlich die Beine weh. Er bewegte sie auf der Stelle, aber es half nichts. Ihm fehlte die gewohnte Beingymnastik.
    »Wie sahen die Männer aus, die euch verfolgt haben?«, fragte Malbek.
    »Ich sagte doch, ich hab mich nur einmal umgeguckt und sah, wie zwei Männer die Köpfe über die Tanzenden reckten. Glatzköpfe waren das. Ich bin immer nur Markus hinterher. Der ist fast die ganze Zeit gerannt, bis zum Schiff. Ich wusste nicht, dass der so rennen kann. Und er hat sich nie umgedreht, ist immer nur gerannt.«
    Die Erinnerung hatte Schlömer gepackt, er atmete schwer, als ob er immer noch um sein Leben laufen würde.
    »Was habt ihr geglaubt, was da los war in dem Zimmer?«
    »Ich glaube, da wurde irgendwas verkauft. Als wir in unserer Kajüte waren, sagte Markus: ›Das war der vom Flur. In der Reederei. Der Geschniegelte im Anzug.‹ Das hat er gesagt.«
    »Hast du nicht nachgefragt?«
    »Doch. Als Markus damals beim Personalchef Geerdsen war, in der Chefetage, ging die Tür vom Chef auf, und der Chef und der Typ haben sich verabschiedet. Geduzt haben sie sich, sie waren wie alte Freunde, hat Markus gesagt.« Schlömer wurde zappelig, trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und neigte den Kopf schräg nach unten, als suche er nach einem energischen Rhythmus, der seine Welt wieder zurechtrücken könnte.
    »Und dann hast du kombiniert, der Typ vom Flur hat in dem Zimmer in Klaipëda was Verbotenes getan. Und es wäre ihm sehr unangenehm, wenn sein Freund, der Reeder, davon erfährt.«
    »Ja, war doch logisch, oder nicht?«
    »Noch mal zu dieser geheimnisvollen Männergruppe in dem Hinterzimmer. Wie viele waren das?«
    »Ich glaube, sechs oder sieben, vielleicht hinten im Dunkeln an den Wänden noch mehr.«
    »Was könnte in den Pralinenschachteln gewesen sein?«
    »Haschkekse, hab ich später auch überlegt, aber das sah anders aus.«
    »Wie groß war der Pralinenkasten?«
    »So. Etwas größer als eine Tafel Schokolade.« Er formte mit Händen und Fingern ein Rechteck.
    »Und du kannst nicht näher beschreiben, was drinlag?«
    »Es war ein großes Zimmer, der Tisch war in der Mitte, und es war ziemlich dunkel, nur eine Funzel an der Decke. Wie ein Spielzimmer eben. Und ich hab es ja nur ‘ne knappe Sekunde gesehen.«
    »War es der einzige Pralinenkasten auf dem Tisch?«
    »Jetzt, wo Sie das fragen … ich glaub, da waren noch andere, aber der eine, der lag direkt unter der Deckenfunzel.«
    »Du wolltest also den Mann erpressen, dem Markus auf dem Flur in der Reederei begegnet ist und der Markus in Klaipëda in einem Hinterzimmer der Spelunke wiedererkannte. Wie hast du seinen Namen herausbekommen?« Malbek hatte eine dumpfe Ahnung.
    »Ich hab es gegoogelt. Ich wusste ja, dass es um Schiffsaktien oder so ging, und war gleich auf der Website der Reederei fündig geworden. Da waren Links zu Websites von zwei Fondsmanagern. Ich hab dann mit den Namen die Suche nach Fotos aufgerufen, die mit dem Namen verknüpft sind. Die hab ich Markus gezeigt. Und er hat mit dem Finger draufgetippt. Das ist er, eindeutig, hat er gesagt.«
    Vehrs sah auf den Boden und nickte. Malbek kam sich etwas naiv vor, weil er Schlömer altmodisch ausgedruckte Fotos von den beiden vorlegen wollte.
    »Jetzt hattest du seine Website. Wie hieß er?«
    »Frank Bönig.«
    »Hast du ihm eine Mail geschrieben?« Malbek lächelte Schlömer erwartungsvoll an.
    »Ja, er hatte ein Kontaktformular eingebaut. Ich habe geschrieben, dass ich eine Beratung wünsche für eine Geldanlage. Ich hatte mir

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