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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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hatte bisher noch nicht die Ehre, Geerdsen persönlich zu treffen. Nein: Ihr beide seid immer erreichbar. Jedenfalls tagsüber. Nur dass Geerdsen dabei in seinem Büro sitzt. Immer wenn einer von uns, also auch Hoyer und Vehrs, in der Reederei angerufen haben, sind wir zu ihm durchgestellt worden, auch wenn es gar nicht nötig oder gewollt war. Geerdsen ist wie die Spinne im Netz, die entscheidet, wie mit einem Anrufer umzugehen ist. Und wen sie fressen will. Geerdsen, das neurotische Ohr der Reederei Molsen. Es ist höchste Zeit, dass ich ihn persönlich kennenlerne.«
    Er erzählte Lüthje, wie es zum Schrebergartenverhör gekommen war und von Schlömers Geständnis.
    Lüthje pfiff anerkennend einen Tusch und sagte: »Und jetzt müssen wir nur noch beweisen, dass Bönig wirklich Markus’ Mörder war und wer Bönig umgebracht hat.«
    Er hatte verdammt recht. Einen gerichtsverwertbaren Beweis für die Täterschaft Bönigs hatten sie immer noch nicht.
    »Dein Schweigen interpretiere ich als Zustimmung«, sagte Lüthje. »Und noch etwas. Ich hab mit Brotmann telefoniert. Todesursache ist ein Halswirbelbruch mit Rückenmarksabriss. Erinnerst du dich an den Treppenmord in der Mühle? Das war das gleiche Verletzungsbild. Der Treppensturz gehört zu den brisantesten Todesursachen für Täter und Ermittler. Er bedeutet großes Risiko für den Täter, weil er nicht sicher sein kann, ob es klappt. Aber wenn es klappt, kann es das perfekte Verbrechen sein. Bei Bönig war der Alkoholspiegel hoch genug, um eine Treppenstufe zu verpassen. Und leider gibt es keine fremden Gewebespuren an der Kleidung des Toten. Erinnerst du dich an mein Lieblingszitat von Polizeidirektor Vogel? Das Malheur mit der verschwundenen Dienstwaffe?«
    »Das ist eine ganz verquirlte Kacke«, sagten beide gleichzeitig.
    »Und für Schlömers Geschichte gibt es auch noch keinen Beweis«, maulte Lüthje weiter. »Vielleicht hat er sich einfach eine neue Geschichte ausgedacht? Und welche Rolle spielt dieser Kapitän Stegemann?«
    »Du solltest Motivationstrainer werden, vielen Dank«, antwortete Malbek. »Aber du hast schon recht. Vehrs hat eine schöne Übersicht zu den Alibis unserer Kandidaten gezeichnet. Jeder hatte ein Motiv, Bönig umzubringen. Es ist zum Mäusemelken. Und deshalb fahr ich jetzt als Erstes zu Geerdsen und mache mit ihm eine verifizierende Gedächtnisübung. Genauer gesagt, ich bin schon da.« Malbek bog auf den Parkplatz ein. »Frerksen ist mein nächster Termin, und danach bin ich wieder nach Sylt unterwegs. Ich möchte Frau Bönig unangemeldet fragen, ob es ihr wieder besser geht.«
    »Schöne Grüße. Warte noch einen Moment. Wir haben Lüllmann bisher etwa vierundzwanzig Stunden observiert und haben schon eine Liste von zwölf Sylter Adressen, die er besucht hat, darunter war auch Molsens Liegenschaft. Molsen war nicht da, aber die Bönig. Die Frau seines toten Geschäftspartners. Zwei Damen und ein Herr haben ihn im Hotel aufgesucht und ein ziemlich junger Kerl, den der observierende Kollege als Schüler oder Lehrling eingestuft hat. Hat sich den Stoff bei ihm im Auto abgeholt, ganz frech vor dem Westerländer Bahnhof. Gewissermaßen eine praktische Finanzierungsberatung. Schorff von der Drogenfahndung sagte mir, dass sie noch mit einem Zugriff warten möchten. Die vermuten, dass er den Stoff aus einer Hamburger Quelle bezieht, die versucht, sich bundesweit zu etablieren. Ich hab denen gesagt, dass wir ihm nicht zusehen können, wie er durch die Weltgeschichte spaziert, wenn er in die Morde verwickelt ist. Und jetzt möchte ich noch wissen, warum du Harder vorhin bei der Aufzählung deiner Mitarbeiter nicht erwähnt hast.«
    »Schreibst du alles mit, was ich dir sage?
    »Nein, eher das, was du nicht sagst. Aber los, was ist mit Harder?«
    »Wir haben uns einvernehmlich getrennt. Er ist zum Betrugsdezernat.«
    »Na ja, passt vielleicht besser zu ihm. Ich kenne ihn aus meiner Kieler Zeit. Es hat sich übrigens schon bis Flensburg herumgesprochen.«
     
    Malbek grüßte kurz zur Rezeption hinüber und lief die Treppe hoch. Die Dame griff hastig zum Telefon.
    Geerdsen hatte ein Vorzimmer. Malbek grüßte die junge Dame höflich und ging ins Zimmer ihres Chefs. Geerdsen sah erschrocken hoch und ließ den Telefonhörer in seiner Hand sinken.
    »So geht das aber nicht, Herr Kommissar«, sagte er mit schwankender Stimme. Hoyer hatte ihm die Ausstrahlung einer alten Kommode zugeschrieben. Für Malbek war Geerdsen ein Schulmeister. Mit

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