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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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verkündete er: »Du fährst.«
    »Ich?« Kreuthner lachte ängstlich auf. »Ich bin gar nimmer fahrtüchtig. Was glaubst, was ich intus hab?«
    »Aber du bist der Einzige, wo in dem Zustand noch fahren kann«, meldete sich Sennleitner von ganz hinten. Kreuthner hätte ihm gerne eine reingehauen.
    »Ruf endlich an!«, sagte Nissl und richtete den Gewehrlauf auf das Telefon hinter dem Tresen.
    »In Wiessee is keiner mehr. Das weißt ja selber.« Kreuthner ging um den Tresen herum und nahm den Hörer ab.
    »Ruf in Miesbach an«, sagte Wallner. »Da ist um die Zeit noch jemand.«
    Kreuthner wusste die Nummer auswendig und tippte sie ein. Kurz darauf meldete sich die Zentrale der Polizeistation. Kreuthner fragte nach dem ranghöchsten im Haus anwesenden Beamten. Das war Lukas. Als Wallner den Namen hörte, rutschte ihm das Herz in die Hose.

9
    K reuthner?«, fragte Lukas am anderen Ende der Leitung. »Was gibt’s denn so spät?«
    »Ich ruf vom Hirschberghaus an. Und neben mir steht der Herr Nissl. Der hätt ein Anliegen.«
    »Nissl? Habt ihr den nicht heute verhaftet?«
    »Auch. Ja. Aber jetzt ist er hier und möchte ein Auto.«
    »Aufs Hirschberghaus?«
    »An die Talstation von der Seilbahn. Da, wo der Forstweg aufhört.«
    »Kreuthner …« Lukas klang verärgert. »Haben Sie was getrunken?«
    »Nein. Das ist alles wahr, was ich sag.«
    »Warum verhaften Sie den Mann dann nicht auf der Stelle?«
    »Er hat a Gewehr in der Hand.«
    »Herrgott, Kreuthner!« Lukas sprang aus seinem Bürosessel. »Sagen Sie mir endlich, was da los ist. Ist das eine Geiselnahme oder was?!«
    »Jetzt tun S’ Ihnen nicht beunruhigen. Mir ham alles unter Kontrolle.«
    »Du hast gar nix unter Kontrolle«, schrie der Wirt und stürzte zu Kreuthner, um ihm den Hörer aus der Hand zu reißen.
    Ein Schuss krachte durch den Raum, gefolgt von einem vielstimmigen Aufschrei, dann Nissls rauhe Stimme: »Weg von dem Telefon!«
    Der Wirt lag am Boden und hielt sich seinen rechten Oberschenkel. Die Hose war an der Stelle dunkelrot und feuchtglänzend. Schon lief Blut auf den Boden. »Er hat mich getroffen!«, schrie der Mann. »Ich kann mein Bein nimmer bewegen! Siehst es net? Ich verblute!« Todesangst war in seinen Augen und seiner Stimme.
    Lukas, der einiges mitgemacht hatte in seinem Polizistenleben, erstarrte. Er musste ruhig bleiben. Leise und deutlich sprach er in den Hörer. »Ist außer Ihnen noch jemand von der Polizei da oben?«
    »Der Sennleitner, aber den können S’ vergessen. Der is praktisch volltrunken.«
    »I gib dir glei an volltrunken, he!«, lallte Sennleitner und musste aufstoßen.
    »Der Wallner ist noch da.«
    Es schnürte Lukas den Hals zu, und ihm wurde heiß. Wallner und Claudia wollten heute Abend einen Ausflug machen. Hatten sie den Hirschberg erwähnt? Er konnte sich nicht erinnern. »Geben Sie ihn mir.«
    Kreuthner winkte Wallner herbei, der gerade abfragte, wer dem verletzten Wirt helfen könne. Ein Sanitäter meldete sich und machte sich ans Werk. Nissl ließ es geschehen und schien selbst erschrocken über die Wirkung seines Schusses. »Ist Claudia bei Ihnen?«, war Lukas’ erste Frage.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Die ist nicht hier im Raum. Ich habe sie gebeten, draußen zu warten.«
    »Was ist da oben los?«
    »Nun – ich denke, dem Herrn Nissl ist klargeworden, dass er diesmal ins Gefängnis muss. Und das scheint er auf keinen Fall zu wollen.«
    »Verstehe«, sagte Lukas leise und mehr zu sich selbst. »Was hat Nissl genau getan?«
    »Er hat das Jagdgewehr vom Wirt an sich gebracht und uns alle als Geiseln genommen. Ich hab ihn gefragt, was seine Forderungen sind. Er hat gesagt, er will einen Fluchtwagen.«
    »Dieser Vollidiot. Wie ist er überhaupt da hochgekommen? Ich dachte, er ist bei der Festnahme verletzt worden.«
    »Er hat einen verstauchten Knöchel und kann nur mit Krücke gehen. Ich glaube, er hat die Materialseilbahn benutzt.«
    »Aber da muss er doch auch erst mal hinkommen. Und wieso ist er überhaupt da oben, wenn er verhaftet wurde?«
    »Ich fürchte, das müssen Sie den Kollegen Kreuthner fragen. Soll ich Ihnen …«
    »Nein, halten Sie mir diesen Chaoten vom Leib. Das klären wir später. Wie ist Ihre Einschätzung der Lage? Brauchen wir ein SEK?«
    »Ich würde sagen, schicken Sie den verlangten Wagen. Dann kommen Herr Nissl und der Kollege Kreuthner mit dem Lift runter. Und dann sehen Sie weiter. Die Leute hier oben wären jedenfalls aus dem Spiel. Kreuthner soll übrigens den Wagen

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