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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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fahren.«
    »Gut, ich organisiere das. Ich schätze, wir brauchen ein bis zwei Stunden. Und halten Sie um Himmels willen Claudia da raus.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Ist der Kreuthner fahrtüchtig?«, fiel es Lukas noch ein.
    »Das kann ich nicht beurteilen. Aber er ist seit über zwei Stunden hier.«
    »Alles klar«, sagte Lukas und überlegte, wie er das Dilemma lösen sollte, falls es tatsächlich so weit kam. Er konnte kaum zulassen, dass sich der betrunkene Kreuthner ans Steuer eines von der Polizei zur Verfügung gestellten Wagens setzte.
    Inzwischen war Kreuthner neben Wallner getreten und gab ihm ein Zeichen, den Hörer abzugeben. »Was gibt’s?«, fragte Wallner.
    »Er möchte, dass ich noch was sage.« Kreuthner deutete auf Nissl, der energisch nickte. Wallner gab den Hörer weiter. »Hier wieder Kreuthner. Ich soll Ihnen vom Herrn Nissl sagen, dass er noch eine andere Forderung hat.«
    »Die wäre.«
    »Geld.«
    »Ja und? Wie viel?«
    »Wi e viel willst denn?«, rief Kreuthner zu Nissl hinüber.
    Der dachte ein paar Sekunden nach und sagte dann: »Tausend Mark.«
    »Was willst denn mit tausend Mark?« Kreuthner hielt das Mikrophon des Hörers zu. »Des langt ja hint und vorn net. Da kommst grad amal bis Italien.«
    »Ich glaube, es ist nicht dein Job, Herrn Nissl zu beraten«, gab Wallner zu bedenken.
    »Aber des is doch a Schmarrn. Das musst zugeben. Den nimmt doch keiner ernst, wenn er tausend Mark will. Also, Dammerl, jetzt amal a vernünftige Forderung.«
    Nissl zuckte mit den Schultern. »Was ist denn üblich?«
    »Ja, hundert Riesen musst schon verlangen.«
    Wallner verdrehte die Augen, Nissl machte eine unbestimmte Geste.
    »Hunderttausend will er. Gebrauchte Scheine, nicht numeriert.«
    »Kreuthner! Es gibt keine nicht-numerierten Scheine.«
    »Ich mein halt net durchgängig. Sie wissen schon.«
    »Und wo sollen wir das Geld herkriegen mitten in der Nacht?«
    »Ah so …« Das hatte Kreuthner nicht bedacht. Es war auch seine erste Geiselnahme. »Dann halt so viel, wie Sie auftreiben können. Und den Rest … mei … vielleicht könnten S’ den nachschicken.«

    Sie standen vor dem Gasthaus auf der Terrasse. Der Föhn hatte nachgelassen, aber es wehte immer noch ein milder Wind von Süden. Der Vollmond erleuchtete die nächtlichen Berge. Das Gewehr im Anschlag und das linke Bein über den Griff der Krücke gelegt, stand Nissl wie ein Denkmal in der Nacht. Aus seinem Blick war die Aufregung gewichen. Er wirkte gesammelt, ernst und traurig.
    »In einer halben Stunde sind sie mit dem Wagen da unten«, sagte Wallner leise zu Kreuthner. Claudia stand in der halboffenen Eingangstür zum Haus. Wallner bedeutete ihr mit einem Kopfschütteln, dass sie weggehen sollte.
    »Ich tät sagen, wir fahren runter, wenn die da sind«, sagte Kreuthner und wandte den Bick zu Nissl.
    Nissl schüttelte den Kopf. »Wir fahren jetzt.«
    Er mochte unbedarft wirken, dachte sich Wallner, aber dumm ist Nissl nicht. Er wollte verhindern, dass die Polizei unten an der Seilbahn irgendwelche Dinge vorbereitete, auf die er nicht gefasst war. Wallner hatte nicht mehr viel Zeit. Er musste etwas unternehmen. »Leo«, sagte er schließlich, so dass es auch Nissl hören konnte. »Wir müssen kurz reden.«

10
    K reuthner war sichtlich irritiert. »Was meinst du damit? Ob ich das noch hinkrieg?«
    »Wie viel hast du getrunken?«
    »Zwei, drei Bier.«
    »In der ersten Viertelstunde vielleicht. Und in den restlichen zwei Stunden?«
    »Jetzt mach doch keinen Stress. Ich fahr jeden Abend so. Ich kann das.«
    »Du hast mindestens zwei Promille.«
    »Letzt Woch hamma nachmittags an Dachdecker rauszogen, der hat drei Komma acht gehabt und praktisch keine Ausfallerscheinungen. Wenn du das jahrelang übst, ist des überhaupts kein Problem.«
    »Das ist ein Problem. Ich werd mitgehen. Okay?«
    »Wieso denn?« Kreuthner war wütend.
    »Wieso willst du’s denn unbedingt machen?«
    »Weil er mich dabeihaben will.« Kreuthner zeigte auf Nissl.
    Der machte eine unbestimmte Bewegung, die vermutlich andeuten sollte, dass es ihm nicht so wichtig war, wer mitkam. In der Hauptsache sollte sein Begleiter Auto fahren können.
    »Soll dich wirklich der Leo fahren? Du weißt, was er getrunken hat.«
    »Meinst, der fährt uns in den Straßengraben?«
    Wallner zuckte mit den Schultern.
    »Clemens!« Kreuthners Stimme hatte einen beschwörenden Unterton angenommen. »Ich hab die G’schicht verbockt. Des is meine einzige Chance, dass ich’s

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