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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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schon vorher vermietet. An jemand, der den Hof zum Unterstellen von Geräten oder zum Lagern von Heu genutzt hat. Aber das weiß sie nicht genau. Haben Sie eine Ahnung?«
    »Also mir haben den Hof mit der Kapelle jedenfalls nicht gemietet«, sagte der Haltmayer und gab ein brummendes Geräusch von sich.
    »Frieda hat s’ geheißen, oder?«, rief mit einem Mal Nicoles Großmutter.
    »Is schon recht, Lisbeth«, rief Ruperti zurück. »Trink dein Bier.«
    »Doch, doch!«, rief Elisabeth Muhrtaler und zündete sich eine neue Zigarette an. »Die gibt’s hier. Frieda! Ein böses Weib!«
    Alle am Stammtisch starrten zu der alten Dame.
    »Sie können sich an die Frau erinnern?«, fragte Wallner nach.
    »Ja, ja. Ich hab das Gesicht vor mir. Hat schon was hergemacht, des Madel. Oder, Albert?«
    Kieling fühlte sich angesprochen. »Tut mir leid. Ich weiß net, wen du meinst.«
    »Ich glaub, du weißt es schon. Frieda!« Elisabeth Muhrtaler blies mit spitzem Mund den Rauch in Richtung Decke. »Manchmal steht sie nachts bei mir im Garten. He, he!« Sie schüttelte amüsiert den Kopf. »Aber ich lass sie einfach stehen. Die kommt mir nicht ins Haus.«
    »Oma – magst net ins Bett gehen?« Nicole war zu ihrer Großmutter an den Tisch getreten. Sie schickte einen um Verständnis bittenden Blick zu Wallner. Die anderen am Stammtisch wandten sich wieder ihren Biergläsern zu.
    »Jetzt fangt s’ wieder das Spinnen an«, murmelte Ruperti.
    Wallner stand auf und ging zu Elisabeth Muhrtaler hinüber.
    »Woher kennen Sie Frieda Jonas?«, fragte er, während sich die alte Frau langsam und mit Nicoles Hilfe erhob.
    »Sie kennt sie gar nicht«, sagte Nicole leise. »Sie bringt manchmal Sachen durcheinander.«
    »Sie hat recht«, sagte Elisabeth Muhrtaler. »In meinem Kopf geht alles durcheinander. Da können Sie sich auf nichts verlassen. Das müssen S’ entschuldigen.«
    »Nein, nein. Sie müssen entschuldigen, wenn ich so penetrant frage. Aber denken Sie noch mal drüber nach. Auch wenn man Dinge durcheinanderbringt, erinnert man sich ja oft an etwas, das es wirklich gegeben hat.«
    »Ja freilich. Ich werd die Einzige sein, die sich erinnert. Ausgerechnet ich. Gute Nacht. Ich muss ins Bett. Tu die Finger weg, ich kann allein hatschen.« Sie entwand ihren Arm dem Griff der Enkelin.
    »Versuch’s doch mal beim Beck Uwe«, sagte Nicole, als ihre Großmutter weg war. Sie sagte es leise und sah kurz zum Stammtisch hinüber.
    »Meinst, die haben mir nicht alles erzählt?«, flüsterte Wallner.
    »Kann schon sein. Als die Sache mit der Leiche in der Zeitung war, hat meine Oma gesagt: Oje – jetzt ham sie s’ gefunden! Ich glaube, die wusste, wer das war. Zumindest in dem Augenblick.«
    »Warum hast du dann gesagt, sie kennt sie nicht?«
    »Weil das die Kerle am Stammtisch nichts angeht. Komm ein andermal wieder. Dann ist sie vielleicht klarer im Kopf.«
    Wallner nickte. »Und wieso sollte der Beck was wissen?«
    »Der ist ein bisschen komisch. Da musst du vorsichtig sein. Aber ich glaube, der weiß alles über die Leute hier im Dorf.«
    »Warum machst du das? Du kriegst noch Ärger mit deinen Stammgästen.« Wallner sah zum Stammtisch. Dort hatte man offenbar mitbekommen, dass am Tresen getuschelt wurde.
    »Weil die alten Säcke mir ständig auf’n Arsch schauen und nie Trinkgeld geben. Sag Bescheid, wennst was rausgefunden hast.«

20
    W allner kam gegen acht zurück zum Häuschen seiner Großeltern. Als er aus dem Wagen stieg, meinte er, ein Lachen zu hören, das Lachen seines Großvaters. Er lauschte in die Nacht hinein. Aber es wiederholte sich nicht. Wallner ging ins Haus.
    Der Anblick war irritierend. Zwei Sektgläser standen auf dem Küchentisch, dazu eine Flasche billiger deutscher Schaumwein. Manfred redete – beherzt und mit Leidenschaft und großen Gesten. Er lachte, und die Frau ihm gegenüber lachte ebenfalls – es war Claudia. Seit der Nacht von Nissls Tod vor zwei Wochen hatte Wallner sie nicht mehr gesehen. Die Erinnerung an sie war schon ein wenig verblasst.
    »Guten Abend«, sagte Wallner, als er die Küche betrat. »Das ist ja eine Überraschung.«
    »Ich bin gerade bei meinem Vater zu Besuch«, sagte Claudia. »Und da hab ich gedacht, ich schau mal bei dir vorbei. Manfred hat mich netterweise eingeladen, hier auf dich zu warten. Und er hat mich ausgezeichnet unterhalten.«
    »Ja, hat den Anschein.« Beim Vornamen sind sie auch schon, dachte Wallner. Wahrscheinlich hat Manfred sie gezwungen, mit ihm Bruderschaft

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