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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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nachsteigst, red ich mal mit der Oma.«
    Manfred setzte eine Miene allerhöchsten Bedauerns auf und fügte sich in sein bitteres Schicksal. »Aber die Hand darf ich ihr schon noch geben zum Abschied?«

    Wallner brachte Claudia zu ihrem Wagen, nachdem sich Manfred mit mehreren Küsschen und inniger Umarmung verabschiedet hatte. »Es tut mir leid wegen meinem Großvater. Ich hoffe, er ist nicht zu aufdringlich geworden.«
    »Gar nicht. Er ist lustig und charmant. Und locker.«
    »Genau das meine ich.«
    Sie strich Wallner mit dem Handrücken über die Wange. »Was ist gegen locker zu sagen? Versuch’s doch auch mal.«
    »Ich – ich bin mir nicht sicher, was du mir sagen willst.« Wallner vergrub seine Hände in den Hosentaschen.
    »Dass ich mich auf unseren kleinen Ausflug freue.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns morgen früh im Büro.«
    Wallner sah dem Wagen nach, und die Nachtkälte kroch unter seine Daunenjacke. Claudia verwirrte ihn. War es nur ihre Art, oder war sie an ihm interessiert? Und wenn ja – war er an ihr interessiert? Wallners Gedanken drehten sich ergebnislos im Kreis. Wenn diese Frau etwas konnte, dann Männer verunsichern.

21
    E in dezenter Parfümgeruch schwebte im Wagen. Wallner fragte sich, wo er herkam. Von ihrem Hals? Von den Schläfen? Unter dem Wintermantel trug Claudia ein graues, eng sitzendes Kostüm mit weißer Bluse. An der Bluse waren zwei Knöpfe offen, und man konnte eine Perlenkette auf sonnenbankgebräunter Haut sehen.
    »Wie findet es dein Vater, dass du für den Fall zuständig bist?«
    »Gar nicht gut. Familie und Beruf muss man auseinanderhalten, sagt er.«
    »Ich glaube, er ist sehr stolz auf dich.«
    »Glaubst du?« Claudia wirkte in diesem Moment erfreuter, als es ihr offenbar lieb war, und zuckte mit den Schultern, um den Schaden zu begrenzen.
    »Ich wusste gar nicht, dass er Kinder hat. Ich dachte immer, er ist eingefleischter Single.«
    »Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich zwölf war. Ich bin mit meiner Mutter nach Bad Homburg gezogen. Ab da hab ich meinen Vater nur noch zweimal im Jahr gesehen.«
    »Warum haben sich deine Eltern scheiden lassen?« Wallner sah, dass sich Claudia nachdenklich auf die Unterlippe biss. »Wenn das nicht zu privat ist.«
    »Sei nicht immer so rücksichtsvoll. Ich finde es gut, dass du dich für mein Leben interessierst. Wenn’s zu privat wird, sag ich es schon.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Gut«, sagte Claudia und sah Wallner mit einem undurchsichtigen Lächeln von der Seite an. »Tja – Scheidungsgrund: Mein Vater hat nur gearbeitet. Da hat sich meine Mutter in den Arzt verliebt, der ihr den Blinddarm rausgenommen hat. Manchmal denke ich, Papa hat die Scheidung gar nicht mitbekommen. Aber da tue ich ihm unrecht. Ich glaube, er hat ziemlich drunter gelitten.«
    Sie hauchte gegen die Seitenscheibe und drückte einen Kussmund auf die beschlagene Fläche. »Schau«, sagte sie zu Wallner. »Wehe, du wischst ihn ab.«
    Wallner lachte kurz und verlegen.
    »Was ist mit deinen Eltern? Sind die noch zusammen?«
    »Nein. Meine Mutter ist ertrunken, mein Vater in Südamerika verschollen. An meine Mutter kann ich mich nicht mehr erinnern. An meinen Vater nur vage.«
    »Was würdest du fühlen, wenn er plötzlich vor der Tür stünde?«
    »Wenn er nicht eine verdammt gute Erklärung hätte, würde ich ihm einen Tritt geben. Auch am Orinoco gibt es Telefone und Briefmarken. Ich sag’s mal so: Wenn er noch lebt und die letzten fünfzehn Jahre nicht entführt oder im Koma war, kann er bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
    Wallner bog in eine Seitenstraße ein. Sie waren nicht weit vom Kreuzhof entfernt, dem Haus, in dem Kreuthners Vater wohnte. An der Straße lagen fünf Grundstücke. Das letzte war von einer Mauer umgeben. Auf der Mauer blitzten kleine einbetonierte Glasscherben, das Einfahrtstor aus rotem Stahlblech war mit einer Kamera gesichert. Davor stand eine Säule mit Gegensprechanlage, die ebenfalls über eine Kamera verfügte. Hausnummer und Namensschild gab es nicht.
    Noch bevor Wallner auf den Klingelknopf gedrückt hatte, knackte es im Lautsprecher, dann folgte ein wenig herzliches »Ja?!«.
    Wallner hielt seinen Polizeiausweis vor die Kamera. »Kriminalkommissar Wallner. Kripo Miesbach. Neben mir sitzt Frau Staatsanwältin Lukas. Wir hätten ein paar Fragen an Sie. Keine Sorge, es liegt nichts gegen Sie vor. Es geht nur um Auskünfte.«
    »Was soll gegen mich vorliegen? Ich arbeite für

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