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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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ausreichen würde.«
    »Das weiß ich. Aber wenn Sie von Indizien reden, dann beziehen Sie sich damit eher auf ein Gericht. Ich rede von den Medien. Journalismus. Yellow Press, wenn Sie wollen, ich bin da nicht gerade wählerisch. Es ist mir egal, ob M es vermasselt und zu Geraldo Rivera gehen muss, bis endlich mal jemand zuhört. Es wird herauskommen, das garantiere ich Ihnen, eine weitere Diskussion hier wäre nichts als Haarspalterei.« Justin beugte sich vor, bis er Mullaveys ungesunden Atem riechen konnte. »Die Leute wissen eine gute Verschwörung zu schätzen. Damit verkauft man Zeitungen und treibt Auflagen in die Höhe … und bekommt so höhere Werbeeinnahmen. Und wenn Sie glauben, Sie könnten mich umlegen und die Sache unter den Tisch kehren, dann sind Sie ein größerer Idiot, als ich gedacht habe. Oh, es wird sich verkaufen. Es ist einfach viel zu saftig, als dass die Medien da nicht zubeißen würden.«
    Justin lehnte sich an und sah sich die Auswirkungen seiner Worte an. Die Feuchtigkeit an Mullaveys Haaransatz konnte nicht bloß Regen sein.
    »Und die ganze Sache lässt sich im Handumdrehen in Gang setzen«, sagte er, um der Sache weiter Gewicht zu verleihen. »Im nächsten Moment zeigt 60 Minutes Sie schon vor Ihrem Büro. Bundesagenten werden Ihnen auf die Finger sehen. Die Leute werden es sich gut überlegen, ob sie im Supermarkt zu Ihren Produkten greifen, denn irgendwie bringen sie Sie mit etwas Unangenehmem in Verbindung, auch wenn sie nicht genau wissen, was es ist …
    Sie können das natürlich verhindern. Sie können den Medien einen Maulkorb verpassen, die Personen, die die Sache vor Gericht bringen können, bestechen, bedrohen oder erpressen, und ich werde nicht mehr da sein, um dabei zuzusehen, wie Sie versuchen, sich aus der Sache rauszuwinden … aber der Punkt ist: Wollen Sie wirklich riskieren, dass es so weit kommt? Wenn ja, dann machen Sie nur weiter. Ich gehe davon aus, dass in diesem Moment jemand draußen auf Sie wartet, dem Sie nur ein Zeichen geben müssen, damit er mir folgt und mich später umlegt. Dann geben Sie ihm ruhig das Startsignal und finden Sie heraus, ob ich bluffe. Aber ich bin viel zu weit gegangen, um jetzt noch zu bluffen.
    Oder … wir gehen getrennte Wege, ich fliege zurück nach Tampa, bewahre mein kleines Geheimnis und kriege an Ihrer statt deswegen ein Magengeschwür. Sie haben die Wahl.«
    Das war wahrscheinlich das überzeugendste Verkaufsgespräch, das er je abgeliefert hatte. Im Motel hatte er sich Notizen gemacht, diese studiert und auswendig gelernt. Aber er würde sich wegen dieser ganzen Geschichte auf ewig Vorwürfe machen.
    »Es ist möglich«, erwidere Mullavey und wog dabei jedes einzelne Wort sorgfältig ab, »dass ich zu Ihren Gunsten interveniere.« Er holte ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Stirn ab.
    »Ich brauche keine Eventualitäten, sondern Garantien.«
    Mullavey steckte das Taschentuch wieder ein und sah sich genau an, was alles auf der Tischplatte stand. Beim Anblick der Gewürze runzelte er die Stirn. »Führen Sie ein gesundes Leben, Mr Gray.« Die Ernsthaftigkeit ließ zwar zu wünschen übrig, aber es lag eine widerwillige Ehrlichkeit in seiner Stimme. »Es wird zweifellos ein langes Leben werden.«
    »Dasselbe gilt auch für Christophe Granvier. Lassen Sie ihn verdammt noch mal in Ruhe und arbeiten Sie nicht länger für Luissant Faconde. Das hat jetzt ein Ende.«
    »Das ist kein Problem, Mr Faconde ist bereits … abgereist.«
    Mullavey sah nicht auf und hatte offenbar nichts mehr zu sagen, da es anscheinend nichts mehr gab, was er sagen konnte. Das war’s, wir gehen hier raus, und es ist alles zu Ende. Aber ich werde mich wohl immer ein wenig beschmutzt fühlen. Vielleicht war es human, einen Krieg dank eines Waffenstillstands zu beenden, aber es war auch ziemlich unbefriedigend.
    Justin lehnte sich an und trank sein Bier aus; er und Mullavey wirkten wie zwei Fremde, die der Zufall an einem Tisch zusammengeführt hatte. Dem Paar am Nachbartisch war inzwischen das Essen serviert worden, was er nicht einmal bemerkt hatte, und einen Augenblick lang faszinierte es ihn. Krebse. Sie hatten Krebse bestellt und waren jetzt vergnügt und unbekümmert dabei, deren Panzer mit Holzhämmern zu öffnen. Es war nicht gerade leicht, an die Leckerbissen darin heranzukommen; dies war definitiv keine Mahlzeit für Faule.
    Gott sah all die großen und kleinen Treulosigkeiten, und diesen beiden, die da am Nachbartisch Krebspanzer

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