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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Er sagte, er würde … das niemals tun …
    … er hat es versprochen.
    Sagte er, dass es ihm leid tat, und meinte er das auch so, falls er es sagte? Oder war es einfach nur eine leicht zu schwenkende weiße Flagge, die gehoben und geschwenkt wurde, obwohl man sie lieber zum Verbinden von Wunden benutzt hätte? Frauen konnten so viel einfacher aus identischen Wunden bluten, da ihre Herzen viel dichter an der Oberfläche schlugen.
    Und sie wurde still. Ganz still. Schüttel es einfach ab, zumindest vorerst. Finde den Aschenhaufen der verbrannten Erinnerungen und vergrabe diesen Moment, bis er ebenfalls verkohlt, oder die Wunde würde zu einer passenderen Zeit anfangen zu eitern. Sie würde sich zumindest Justins Gründe anhören. Sieh ihn dir an, deinen Ehemann … deine schlechtere Hälfte.
    »Mullavey wird deswegen nichts unternehmen«, sagte er, offenbar zu ihr und Christophe. Er hatte dies sicher schon mit Moreno durchgemacht. »Er würde es nicht riskieren, er würde es nicht wagen, nicht bei all dem, was auf dem Spiel steht. Er wird seine Hand verarzten lassen … er wird seinen Stolz hinunterschlucken … und das war’s.«
    Sie lauschte seiner felsenfesten Selbstsicherheit mit steigender Eifersucht. Und was war an ihm schlimmer? Dass er Männern wie Andrew Jackson Mullavey auf den Schlips trat und ihre Fähigkeit unterschätzte, zu hassen und auf Rache zu sinnen? Oder dass er sie so gut verstand, dass er genau wusste, wie weit er gehen konnte, ohne dafür büßen zu müssen?
    Aber unabhängig davon musste sich ein Teil von ihm deren dominantem Einfluss geschlagen geben.
    »Sagen Sie es ihr«, sagte er zu Moreno. »Ist man uns aus dem French Quarter gefolgt?«
    Moreno sah aus, als hätte er in etwas Saures gebissen. »Nein.« Dann: »Aber was machen Sie, wenn Sie in ein oder zwei Tagen nach Hause kommen und ein Paar übler Knochenbrecher auf Ihrer Türschwelle auf Sie wartet? Die den Befehl haben, Sie ins Krankenhaus zu bringen, um die Rechnung zu begleichen?«
    April biss sich auf die Lippe; an so etwas hatte sie nicht mal gedacht. Ein Patt aus gebrochenen Knochen.
    »Nathan ist derjenige, der die Knochenbrecher losschickt. Und Mullavey hat das Gefühl, er müsse seinem Bruder etwas beweisen. Ich wäre sehr erstaunt, wenn er Nathan die Wahrheit über seine Hand erzählen würde.« Justin schüttelte den Kopf in dieser verdammungswürdigen Selbstsicherheit, und dann kam ein schmallippiges Lächeln, das schlimmste von allen. »Und wenn er es tut und das, was Sie gesagt haben, passiert … dann war es das vielleicht trotzdem noch wert.«
    April schloss die Augen. An welchem Punkt wurde der Druck so groß, dass man begann, sich genau wie der Feind zu verhalten? Wir haben den Feind getroffen, und wir sind er.
    »Wir werden ja sehen, ob Sie noch so denken, wenn Sie Stahlnägel in Ihren Knien haben, damit sie nicht abfallen.« Moreno beugte sich längst über die Kommode, um die Zigarette im Aschenbecher auszudrücken, als ekle ihn seine eigene Schwäche an. Dann steckte er die Hände in die Taschen seiner Bomberjacke und sah Christophe an. »Sind wir hier fertig? Ich habe getan, was ich versprochen habe, aber jetzt steige ich langsam nicht mehr durch.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Christophe, »vielleicht sind wir das nicht, noch nicht.« Er verließ Aprils Seite und setzte sich auf das andere Bett, damit er ihnen allen in die Augen sehen konnte, während er sprach. »Das sind nicht nur gewalttätige Männer, mit denen wir uns hier abgeben. Ob Sie nun wirklich daran glauben oder nicht … aber sie haben andere Methoden eingesetzt, um ihre Ziele zu erreichen. Und das weiß ich, weil ich es gesehen habe. Hat einer von Ihnen ein Problem damit, das zu glauben?«
    April wartete mit angehaltenem Atem und wusste, dass eine weitaus zwielichtigere, unterschwellige Strömung diesen Konflikt beeinflusste, ein Wind, der Inselmysterien und Stammesrhythmen mit sich brachte. Sie würde ihre Stimme niemals spöttisch erheben, und Justin würde es auch nicht tun; sie beide kannten die Facetten versteckter Realitäten viel zu gut. Und Moreno schien offenbar genug Respekt dafür zu verspüren, um darüber nachzudenken.
    »Sie kennen Sie nicht, Ruben, aber Sie beide« – Christophe zeigte auf sie und auf Justin – »Sie könnten noch Grund zur Sorge haben. Der Djab Blanc. Selbst wenn sie nicht mit Waffen auf Sie oder auf mich losgehen, so haben sie immer noch ihn, um uns auf andere Weise zu verteufeln. Auf seine

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