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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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beiden Seiten nach hinten.«
    Dann verließen sie das Haus so leise, wie sie gekommen waren.
     
    Justin erzählte die Ereignisse des vergangenen Jahres mit kleinen Änderungen, da er davon ausging, dass Moreno einiges nicht schlucken würde, ohne die Beweise dafür gesehen zu haben.
    Als er zum Ende der Geschichte kam, sah er eine abrupte Veränderung in Morenos Augen, in seinem Gesicht, in seinem ganzen Körper. Im Schatten des Heiligtums, wo er an der rauen Wand lehnte, sah Justin, wie sich Moreno veränderte, als habe ihn eine fremde Macht übernommen.
    Moreno ließ eine Hand zu seinem Gürtel schnellen, von wo aus sie nicht leer wieder hochkam; das trübe Mondlicht schimmerte auf dem Metall der Waffe.
    »Was ist …« Moreno legte seine freie Hand über Justins Mund, und dieser hatte noch nicht einmal etwas gehört.
    Die Bäume vor ihnen waren ein einziges Schattenspiel; Justin sah nichts weiter als ein blasses Gesicht in der Nacht, dann durchzuckte es ihn, dass es genauso entschlossen aussah wie Morenos.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Moreno, ging in Schussposition, packte die Waffe mit beiden Händen und schoss zwischen die Bäume. Die plötzliche laute Salve – man war nie darauf gefasst, wie verheerend dieser Ton klang –, und die Nacht wurde vom Mündungsfeuer erhellt.
    Das Feuer wurde aus den Bäumen heraus erwidert, die Kugeln schlugen in die Bäume hinter ihm ein. Justin warf sich zu Boden. Wenn Mama Charity und Granvier geistesgegenwärtig genug waren, würden sie dasselbe tun. Der Mann unter den Bäumen schoss weiter, und Justin sah ihn zusammenzucken, als sei er getroffen worden.
    Weitere Schüsse, Waffen hatten ihre eigene Stimme, nicht wahr, eine, vielleicht auch zwei fielen in den Chorus ein. Verdammt noch mal, der Kerl unter den Bäumen war nicht mehr zu hören … er würde es riskieren. Wenn er hier beim Heiligtum blieb, würde er auf jeden Fall sterben.
    Barfuß und ohne Hemd sprintete er in den Wald, während Moreno ihn anschrie, er solle sich auf den Boden werfen, aber da war eine Waffe neben dem toten Mann, die sie brauchten. Spitze Stöcke stachen in seine Füße, als er zwischen den Baumstämmen hindurcheilte, zehn Meter, und die Dinge, die man manchmal tat, wenn man in Panik war, zwanzig, wenn das Chaos regierte und der einzige Weg, nicht wahnsinnig zu werden, war, sich zu bewegen, fünfundzwanzig …
    Er sah einen großen Kerl in einem Ledermantel ausgebreitet auf dem Boden liegen, der geschwächt versuchte, sich an einem Baum aufzurichten. Er griff mit einer zitternden Hand nach einem schwachen Glänzen auf dem Boden, kam aber nicht heran. Justin rutschte aus, fiel und landete zwischen Gras und getrockneten Blättern, er kroch voran, gewillt, das Rennen zu gewinnen, es war, als würde er gegen die Strömung seines eigenen Versagens anschwimmen. Als er den abwesenden Blick des Mannes sah, dessen Blut im Mondlicht fast schwarz aussah, und sein Keuchen aufgrund der punktierten Lunge hörte, da wusste er, dass er gewonnen hatte, und wenn die Panik das Mitleid übertraf, dann konnte er sich deswegen nicht einmal schämen …
    Er schnappte sich die Waffe, rollte sich auf die Seite und schoss dem Mann zweimal in den Kopf.
    Moreno war weit hinter ihm – er konnte das Geräusch der SIG Sauer ausmachen. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, warum diese Jäger gekommen waren oder wie, fest stand nur, dass sie hier waren. Er biss sich auf die Lippe und kroch auf das Leuchten in der Ferne zu, das Mama Charitys Haus war, denn etwas schien dort ganz und gar nicht zu stimmen …
    Er konnte die erleuchteten Fenster sehen, aber es war nichts dahinter, nicht mal der kleine Halbmond, der anzeigte, dass jemand hinaussah, um zu sehen, was da draußen vor sich ging.
    Wie es April auf jeden Fall getan hätte.
    Wenn sie dazu in der Lage war.
    April.
    Er drückte sich vom Boden ab und rannte auf das Haus zu.
     
    Die Wahrheit war schmerzhaft offensichtlich, als Aal Stockton zwischen den Bäumen zu Boden gehen sah: Er hatte die Sache unterschätzt. Wer waren diese Leute?
    Napolean Trintignant und eine dicke alte Mambo waren die Einzigen, die sich heute Nacht hier aufhalten sollten, und so wie sich der Glatzkopf am Tempel aufführte, war er ein Profi, der sich in einem Feuergefecht zu beweisen wusste.
    Aber Rigaut war um die andere Seite des Humfos gekommen und würde ihm in den Rücken fallen, daher hob Aal erneut die Waffe. Wenn sie diesen Kerl ausschalten wollten, dann ging das nur mit Teamwork

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