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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Fingern entsprachen, aber wenn er den Kopf gerade hielt, fielen sie kaum auf. Er rekapitulierte das Meeting aufs Genaueste, und als er zum Höhepunkt kam – dass er auf den besonderen Wunsch des Potentaten der Firma den Magnolienblüten-Auftrag übertragen bekommen hatte –, quiekte April erfreut auf und drehte sich um, um ihm einen Siegeskuss aufzudrücken.
    »Es war ein gutes Gefühl, aber auch sehr seltsam. Als hätte ich überhaupt nichts dafür getan.« Und nun die Beichte. »Weißt du, was auf dem Rückflug passiert ist? Allison Hunter hat sich an mich rangemacht.«
    Der Föhn verwandelte Aprils Haare in eine umherwirbelnde Wolke, und sie hörte mittendrin auf. »Das möchte ich jetzt aber genauer hören.«
    Es hatte sich irgendwo über dem Golf von Mexiko zugetragen. Die fünf Kollegen saßen auf der rechten Seite einer DC-9 in nebeneinanderliegenden Dreiersitzen, Justin am Gang, Nan in der Mitte und Todd außen; er hatte mit ihr getauscht, damit er aus dem Fenster sehen und schmollen konnte. Allison und Leonard saßen hinter ihnen. Justin hatte gespürt, dass jemand seinen Ellbogen antippte, und sich umgedreht, sodass er Allisons Gesicht vor sich hatte, die auf dem Platz hinter ihm saß. Sie war groß, blond, perfekt gebaut und überhaupt nicht sein Typ; er konnte sie sich nicht einmal schwitzend vorstellen. Ihre Menschlichkeit blieb stets hinter einer Revlon-Fassade verborgen.
    »Das war wirklich sehr beeindruckend heute Morgen«, hatte sie gesagt. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Er hatte ihr gedankt und zugegeben, dass er aufs Ganze gegangen war und einfach Glück gehabt hatte.
    »Du bist ein geschickter Kerl, was? Du hast dich einfach zurückgelehnt und alles in dich aufgenommen … und dann hast du deinen Zug gemacht. Todd wusste nicht einmal, wie ihm geschah.« Sie lächelte unheilvoll, und ihre Augen blieben kalt. »Und du bist damit durchgekommen. Das war mir klar. Ich schätze, die Geschichten, die wir letztes Jahr über dich gehört haben, sind wahr, oder etwa nicht?«
    Seine Stimmung bekam sofort einen gewaltigen Dämpfer. Das letzte Jahr war ein Thema, das er lieber vermied. »Die Leute neigen zu Übertreibungen.«
    »Hmm. Vielleicht. Aber eine Sache ist mir klar geworden: Du gehörst zu der Sorte Mann, der man lieber nicht den Rücken zudreht.« Und dann war da dieser Blick. Der Blick, der ihre Intention nur zu offensichtlich durchklingen ließ. »Natürlich … würde mir da eine Gelegenheit einfallen, bei der ich dir den Rücken zudrehen würde. Allerdings würde ich da wahrscheinlich auf den Knien liegen.«
    Justin hatte ein Schlingern verspürt, als wären sie durch schlimme Turbulenzen geflogen. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte. Allison Hunter war vierzig, zehn Jahre älter als er, und ihre Macht und Autorität überstiegen die seine bei Weitem. Er war jedoch davon ausgegangen, dass die Sexualität in ihrer Arbeitsbeziehung keine Rolle spielen würde, und er fühlte sich schockiert und nicht geschmeichelt, sich in dieser Hinsicht geirrt zu haben.
    Endlich hatte Allison ihn vom Haken gelassen. »Denk darüber nach«, meinte sie und lehnte sich wieder in ihren Sitz zurück.
    April nutzte nun eine Bürste, um ihr Haar unter Kontrolle zu bekommen. »Du solltest es vielleicht als Kompliment sehen, weißt du. Allison mag es, mächtige Männer zu ficken.«
    Justin brachte ein kurzes Lachen hervor. »Es gibt eine Menge Kerle, die weitaus mehr Macht haben als ich.«
    »Das ist unwichtig. Ich würde sagen, dass sie heute Morgen gespürt hat, dass sich das Machtgefüge verändert.«
    »Du meinst, dass ich – endlich – in der Agentur angekommen bin?«
    »Das ist eines der Anzeichen dafür. Einige wissen, dass sie es geschafft haben, wenn sie den Schlüssel zum Waschraum des Vorstands bekommen. Andere wissen Bescheid, wenn Allison Hunter mit ihnen ins Bett will. Das ist in Bezug auf Initiationsriten ziemlich erbärmlich, findest du nicht?«
    April nahm es auf die leichte Schulter, das war Justin klar; nicht gerade leichtfertig, aber auch nicht weit davon entfernt. Als würde die Bedrohung nur legitimiert, wenn sie sie ernst nahm, als würde sie so mehr daraus machen, als eigentlich passiert war. Umgekehrte psychologische Verteidigung. Aber die Furcht saß tiefer, als sie zugeben wollte; das wusste Justin ebenfalls ganz genau. Wie stark ihre Treue, wie inbrünstig dieses vor Monaten gegebene Versprechen, keinen anderen anzusehen, auch sein mochte … die Furcht würde da sein und alle

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