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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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eine gute Nachricht überbringt, und du verstehst mich schon ganz richtig: Ich ertrage solche Enttäuschungen wie diese nicht.« Er schnappte sich eine Serviette von einem nicht besetzten Platz und wischte sich damit die Stirn ab. »Napolean Trintignant kann nicht einfach so verschwunden sein. Er kennt niemanden außerhalb von Twin Oaks. Wir haben den Wagen am nächsten Morgen gefunden, daher wissen wir, dass er seitdem wahrscheinlich zu Fuß unterwegs ist. Er hat nur das bei sich, was er an diesem Tag an Geld in der Tasche hatte. Also sag mir: Wohin, zum Teufel, ist dieser Junge verschwunden?«
    Sie hatten es vorgezogen, die Polizei nicht in diese Suche mit einzubeziehen. Auch wenn sie einige Freunde auf dem Polizeirevier hatten, so empfahl es einem doch der gesunde Menschenverstand, einem Mann, der Zeuge eines von ihnen in Auftrag gegebenen Mordes geworden war, nicht die Polizei auf den Hals zu hetzen. Sie hatten die Limousine nicht als vermisst gemeldet. Als Mullavey am nächsten Morgen angerufen wurde, dass der Wagen die ganze Nacht auf dem Parkplatz des Superdomes gestanden hätte, erzählte er dem Anrufer, dass sein Fahrer ihn dortgelassen habe, da der Wagen auf einmal gebockt habe und der Motor gequalmt hätte. Und da stand er auf dem Parkplatz des Superdomes doch besser als mitten auf der Straße, oder?
    Bei einem weniger angesehen Bürger als ihm hätte jeder von Natur aus argwöhnische Polizist mit Sicherheit Verdacht geschöpft und die fadenscheinige Geschichte durchschaut, vor allem, da auf seinem eigenen Parkplatz in derselben Nacht jemand erschossen worden war. Es fehlte bloß eine undichte Stelle, aber es war nichts weiter passiert. Vielleicht hatten ihre geschmierten Polizisten doch auf ihn geachtet.
    »Ich weiß nicht, wo er ist«, sagte Nathan. »Ich habe Leute auf der Straße, die sich umhören und die Augen offen halten. Aber es ist, wie du gesagt hast: Er kennt niemanden, und das heißt, dass ihn auch niemand kennt. So jemanden kann man nicht so leicht finden wie jemanden, der Leute kennt, mit denen er dann auch redet. In diesem Fall müssen wir schon verdammt viel Glück haben.«
    Mullavey knurrte; das war nicht das, was er hören wollte.
    Nathan beugte sich zu ihm hinüber, näher zu diesem angespannten Gesicht, das wie ein verbessertes Spiegelbild seines eigenen wirkte. »Hör mal, glaubst du, mir gefällt der Gedanke, dass da draußen ein Zeuge rumläuft, besser als dir? Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß, dass dein Fahrer die beiden gesehen hat, die ich losgeschickt habe, und dass sie ihm vorher schon bei mir aufgefallen waren, und darum ist er abgehauen. Das macht mich auch nervös. Aber es ist eine Woche her, und wenn er irgendjemandem etwas darüber erzählt hätte, dann würden wir es mittlerweile wissen. Wir werden ihn finden, und dann wird er wirklich verschwinden. Aber bis dahin werde ich weiter ruhig schlafen.« Er grinste schief und leicht selbstgefällig. »Du siehst aus, als könntest du auch ’ne Mütze Schlaf vertragen.«
    Mullavey grunzte und aß weiter; eine Weile schwiegen sie beide. Napolean Trintignants Verschwinden war nur eine seiner Sorgen. Nathan musste ihn immer noch fragen, ob es Probleme bei der Wiederbeschaffung der Diskette gab, die sie Leonard Greenwald geschickt hatten. Wenn er davon ausging, dass es problemlos verlaufen war, dann sollte er vorerst bei diesem Glauben bleiben; es war ja nicht so, dass alle Hoffnung verloren sei, vielleicht würde dieser unfähige Todd Whitley sie ja doch noch heranschaffen.
    Hätte er in dieser Sache doch nur schneller handeln können; obwohl Greenwald letzten Mittwoch gestorben war, hatte ihn Segel/Goldberg erst am Freitagnachmittag vom Ableben seines Kundenbetreuers unterrichtet. Offiziell sollte er bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal etwas vom Tod des Mannes wissen, und er wollte auch nicht vorschnell handeln. Whitley stand Freitagnachmittag nicht zur Verfügung, und als Mullavey ihn endlich erwischte, war die Spur der verdammten Diskette bereits fünf Tage alt und kalt.
    Wenn sie nicht gefunden wurde, dann müsste er Nathan ebenfalls darüber informieren, und wenn es etwas gab, das er verabscheute, dann war es dieser »Da kann man gar nichts machen«-Blick seines Bruders.
    Er war siebzehn Minuten vor Nathan geboren worden und mit Recht der ältere Bruder. Doch ab und zu sah ihn Nathan mit einem seltsamen Blick an, als wären ihre Rollen vertauscht. Das war das Resultat zweier sehr unterschiedlicher Erziehungsarten,

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