Totenstadt
ist Nathan Forrest Mullavey, doch das Mullavey hat er schon vor Jahren abgelegt, angeblich, um sich so von seinem Vater loszusagen.« Babbet kicherte. »Andrew Jackson und Nathan Forrest. Ihr Vater hatte was übrig für die Geschichte von Louisiana, nicht wahr?«
April stieß einen langen Stoßseufzer aus. »Nur so aus Neugier … könnten Sie mir wohl Informationen zu beiden schicken?«
Eine halbe Stunde später trafen sie langsam ein, glänzende Kopien von Artikeln aus dem Archiv der Zeitung in New Orleans. Ron Babbet hatte versprochen, ihr genug zu schicken, dass sie einen guten Überblick über Andrew Jackson Mullavey und einen kurzen Abriss zu Nathan Forrest bekam. Zu der unausweichlichen Frage, wofür sie das brauche, antwortete April mit einer halben Wahrheit: Ihr Ehemann arbeite an einer Werbung für Mullavey Foods und würde gern wissen, um wen es sich da handelt, da dies sein größter Kunde sei.
»Im Ernst?«, meinte Babbet. »Sagen Sie ihm, dass ich diese Kaffeepad-Werbespots liebe. Es wurde aber auch Zeit, dass endlich mal jemand diesen alten Film ausgräbt.«
Sie war sich nicht sicher, ob das ernst oder sarkastisch gemeint war.
Als das letzte Fax aus dem Gerät kroch, befand sich darauf eine rasch dahingekritzelte Zeichnung von Schweinchen Dick, der stotterte D-d-das ist alles. April sammelte alles zusammen und trug die Blätter in die Küche, wo sie und Justin zu lesen begannen.
Sie war sich nicht sicher, welche Informationen sie sich über diesen Mann erhofft hatte. Vielleicht einen Hinweis auf dunklere Elemente in seinem Leben dort in New Orleans, einen Skandal, eine Andeutung, dass er die Art Mann war, die den Tod eines ahnungslosen Arbeitnehmers seines Konkurrenten in Auftrag geben würde. In dieser Hinsicht war überhaupt nichts zu finden. Am ehesten skandalös war sein Bruder, Nathan Forrest Mullavey, und selbst dies beruhte eher auf Hörensagen. Es gab vier Anklagen wegen tätlicher Angriffe und Komplotte seit den frühen Achtzigerjahren, aber dieser Mann war wie Teflon. Wenn man die Artikel und die Kommentare las, hatte man den Eindruck, dass fast jeder in Big Easy Nathan Forrest, Verbrecher oder nicht, mit einem diskreten Augenzwinkern und großer Nachsichtigkeit begegnete. Er hatte die Geschichte auf seiner Seite, in der die Piraterie und Dekadenz mehr als 250 Jahre lang prädestinierend waren. Er hielt bloß eine große Tradition aufrecht. Er war ein Charakter. Er war loyal.
Es war offensichtlich, dass Andrew Jackson Mullavey nicht gerade übermäßig besorgt war, er könnte wegen des schwarzen Schafs der Familie einen Makel davontragen. Ihr Lieblingszitat stammte aus einem Artikel mit einem Foto, das auf den Stufen des Gerichtsgebäudes direkt vor einer Anhörung gemacht worden war. Ein Reporter fragte, ob Mullavey fürchte, dass sein eigenes philanthropisches Image durch die ständigen Anschuldigungen gegen Nathan nicht ebenfalls leiden würde. Mullavey antwortete brüsk: »Nein, das betrifft mich absolut nicht. Ich liebe meinen Bruder sehr, und die Familie kommt immer an erster Stelle.« Und dann der Hammer: »Blut ist dicker als Anklageschriften.«
Trotz des enttäuschenden Bildes eines rechtschaffenen Menschen, das diese Artikel zeichneten, konnte man mit ihnen doch Stück für Stück mehr über den Hintergrund dieses Mannes erfahren. Eine schnelle Berechnung aufgrund seines dargestellten Alters und des Datums dieses Artikels brachte zutage, dass Andrew und sein Bruder nun einundfünfzig Jahre alt sein mussten. Mullavey Foods Inc. war 1937 von ihrem Vater, James Mullavey, gegründet worden, und das Geschäft lief schnell an. A.J. war in Atlanta auf die Handelsschule gegangen und 1961 ins wachsende Familienunternehmen eingetreten, wo er im mittleren Management anfing und sich nach oben arbeitete. 1964 heiratete er Evelyn Vickerson von den Vickersons aus Baton Rouge; kurz darauf kam erst eine Tochter und kurze Zeit später ein Sohn zur Welt. James Mullavey trat 1971 als Direktor der Firma zurück, blieb aber noch ein halbes Jahrzehnt im Aufsichtsrat, wo er weiterhin viel zu sagen hatte und einem verehrten, wenn auch gefürchteten alten Geier glich, obwohl er an den Rollstuhl gefesselt war. 1976 starb er, und sowohl die vollständige Kontrolle über das Unternehmen als auch sein Status als Hauptaktionär gingen auf Andrew über …
Dieser verschwendete keine Zeit, dem Unternehmen seinen Stempel aufzudrücken. Durch die diplomatischen Phrasen wie Der Ruf des älteren Mullavey
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