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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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ihn Jenny zurück. »Ich würde gerne erst noch einmal in ihre Wohnung gehen. Sie liegt nur ein paar Minuten von hier entfernt.«
    »Dies ist ein Strahlenunfall«, sagte Sonia. »Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet …«
    »Ich weiß. Aber lassen Sie uns doch erst herausfinden, wie groß der Unfall ist, oder? Würden Sie uns begleiten?«
    Sonia und Andy sahen sich unsicher an.
    »Sie können in einer halben Stunde anrufen. In der Zwischenzeit sammle ich Indizien für meine Untersuchung zum Tod von Mrs. Jamals Sohn. Ich erkläre es Ihnen unterwegs. Nehmen Sie alles mit, was Sie für Ihre Messungen brauchen. Wir müssen uns beeilen.«
    Alison war kurz davor zu explodieren, als sie hinausgingen und den Parkplatz überquerten. Sonia folgte ihnen und delegierte per Handy häusliche Pflichten an einen offenbar verstimmten Ehemann.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich wissen zu lassen, was Sie vorhaben, Mrs. Cooper?«, sagte Alison. »Wir sind verpflichtet, den Vorfall sofort zu melden.«
    »Sie haben mir doch selbst erzählt, dass die Geheimdienste Druck auf die Polizei ausgeübt haben, damit die Ermittlungen zu Nazims und Rafis Verschwinden vorzeitig eingestellt wurden.«
    »Ich habe gesagt, dass es Gerede gab, das ist alles«, verteidigte sich Alison.
    »Das habe ich anders in Erinnerung … Schauen Sie, ich weiß, dass Pironi Ihr Freund ist …«
    »Er hat alles getan, was er konnte.«
    »Er hätte aufgeben können.«
    »Warum ziehen Sie ihn mit hinein?«
    »Warum nicht? Er steckt mit drin.«
    »Er ist ein anständiger Mann.«
    »Da habe ich auch schon anderes gehört.«
    »Na klar, von McAvoy …«
    Jenny hatte ihren Golf erreicht und blieb abrupt stehen. »Sie mögen einem Mann vertrauen, der sich hat kaltstellen lassen. Ich tue das nicht, und ich leite diese Untersuchung. Auf wessen Seite stehen Sie?«
    Alison schaute sie mit versteinerter Miene an, als Sonia zu ihnen trat und damit ihre Auseinandersetzung unterbrach.
    »Sie haben die Wahl«, sagte Jenny.
    Jenny fuhr mit Sonia die drei Meilen zu Mrs. Jamals Wohnung und hielt im Rückspiegel nach Alisons Peugeot Ausschau. Er war nicht zu sehen. Unerwartet spürte sie Traurigkeit in sich aufsteigen, fast fühlte sie sich verraten. Die Beziehung zu Alison war von Beginn an schwierig gewesen, aber bis zu dieser Woche hatte Jenny nie ernsthaft an ihrer Loyalität gezweifelt. Jetzt schien sie sich innerhalb von wenigen Tagen in Luft aufgelöst zu haben.
    Sie musste drei Mal ausgiebig klingeln, bis der gereizte Hausmeister Mr. Aldis in die Sprechanlage blaffte, er würdeam Wochenende nicht arbeiten und sie könne sich wieder verziehen. Jenny drückte noch einmal auf die Klingel. Diesmal raffte sich die kräftige Mrs. Aldis, die ein Gesicht wie eine Bulldogge hatte, dazu auf, an einem Stock an die Tür zu humpeln. Sie hielt Jenny einen Schlüsselbund hin und empfahl ihr, sich selbst um alles zu kümmern, dann schleppte sie sich wieder zurück.
    Sonia Cane holte ein hochsensibles Dosimeter von der Größe eines kleinen Handys heraus. Sie erklärte, dass es mit einem Geigerzähler ausgestattet war und zwischen verschiedenen Strahlenkategorien unterscheiden konnte. Unauffällig hielt sie es in der Hand, um möglicherweise vorbeikommende Bewohner nicht zu erschrecken, und begann im Hausflur mit den Messungen. Ein elektronisches Knistern war zu hören – jedes Geräusch ein Elektron, das wie ein Partikel einer mikroskopischen Schrotflintenladung den Sensor des Dosimeters durchschoss. Die Ergebnisse ähnelten denen an Mrs. Jamals Leiche – fünfzig Millisievert. Richtung Treppe verringerte sich der Wert, aber als sie den Fahrstuhl betraten, schoss er auf alarmierende achtzig hoch.
    »Wir müssen das Gebäude evakuieren lassen«, sagte Sonia besorgt.
    »Fünf Minuten«, sagte Jenny. »Lassen Sie uns nur ein Mal durch die Wohnung gehen.«
    Sonia beeilte sich, da sie nicht mehr Strahlung abbekommen wollte als unbedingt nötig. Auf dem Treppenabsatz zwischen Fahrstuhl und Wohnungstür schwächte sich die Spur auf fünfundzwanzig Millisievert ab, dahinter explodierte die Zahl allerdings wieder.
    »Himmel«, sagte Sonia und schwenkte das Dosimeter im Rahmen der Wohnzimmertür herum. »Dreiundneunzig.«
    Jenny zeigte auf die Stelle, wo sich Mrs. Jamals Kleiderund die Whiskyflasche befunden hatten. »Dort hat sie gesessen.«
    Sonia rannte in den Raum, hielt das Dosimeter an die Stelle, dann drehte sie sich schnell um die eigene Achse. Anschließend ging sie zu einem der beiden

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