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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Tabakdose aus. »Darf ich sündigen?«
    »Sooft du magst.« Er starrte in die Flammen.
    Unbeholfen drehte sie sich eine Zigarette. »Ich würde dir ja erzählen, was für eine Woche ich hinter mir habe, wenn ich es nur selbst glauben könnte.«
    »Ich habe von Ross ein bisschen was gehört«, sagte er wie aus weiter Ferne.
    »Offenbar habt ihr in letzter Zeit viel miteinander geredet«, erwiderte Jenny und hoffte, dass er auf ihre Bemerkung eingehen würde.
    »Gelegentlich.« Steve stieß eine dünne Rauchfahne aus. »Er macht sich Sorgen um dich.«
    Sie befeuchtete das Papier und drehte die Zigarette zusammen. Nicht schlecht. Sie steckte sie durch das Gitter vom Kohlebecken, um sie zu entzünden.
    »Er macht sich wirklich Sorgen«, sagte Steve.
    »Was soll ich sagen? Ich tue mein Bestes … Ist es das, worüber du mit mir reden wolltest?«
    »Nein. Eigentlich eher über dich.«
    »Was soll mit mir sein?«
    Seine Zigarette schwebte zögernd vor seinen Lippen.
    »Was?«, beharrte sie.
    »Als wir neulich miteinander im Bett waren … Das war, als wärst du gar nicht da. Und das war nicht das erste Mal.« Er drehte sich zu ihr und sah sie an. »Du fühlst nicht mehr dasselbe wie früher.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Du rufst mich kaum an.«
    »Ich bin eine berufstätige Mutter.«
    »Und ich gehe ins Büro … Ich bin auch nicht mehr derselbe, nicht wahr?«
    »Derselbe was?«
    »Deine Fantasie. Der Typ ohne Bindungen.«
    »Da verwechselst du mich offenbar mit deiner Exfreundin«, sagte Jenny verletzt. »Falls du dich erinnerst: Ich war es, die dich dazu ermutigt hat, zurückzugehen und deinen Abschluss zu machen.«
    »Ich möchte mich wirklich nicht streiten, Jenny.« Er ließ den Kopf hängen. »Ich möchte nur wissen, was mit uns los ist und was du von mir erwartest.«
    Sie zog so heftig an ihrer Zigarette, dass sie sich ihren Mund an dem heißen Rauch verbrannte. »Tut mir leid, wenn ich so auf dich wirke. Vielleicht liegt es an den Tabletten, die mir mein Psychiater verschrieben hat. Aber ich werde sie bald absetzen.«
    »Habe ich dich nicht glücklich gemacht?«
    Sie spürte, wie ihre Beine zuckten, und ein Schauer durchfuhr sie: Physische Empfindungen traten an die Stelle ihrer Gedanken. »Du weißt, wie es mir geht, Steve. Ich versuche die Teile von mir, mit denen ich fertig werden muss, zu kontrollieren, aber manchmal schaffe ich es einfach nicht.«
    »Du kannst jederzeit mit mir reden, wenn dir danach ist, das weißt du. Ich wünschte, du tätest es auch.«
    »So funktioniert das nicht. Das ist nicht das, was ich von dir brauche.«
    »Was dann? Kannst du mir das sagen?«
    Berühre mich, halte mich fest, gib mir Sicherheit … In ihren Gedanken sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus, aber kurz vor ihrem Mund versiegten sie. Jenny konnte nur den Kopf schütteln.
    »Liebst du mich?«, fragte Steve. »Oder liebst du nur eine bestimmte Idee von mir?«
    »Du willst mich verlassen?«
    »Ich muss wissen, wie unsere Zukunft aussieht. Ich muss wissen, was du fühlst. Auf der Arbeit hat mich eine junge Kollegin gefragt, ob ich mit jemandem zusammen bin. Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich antworten soll.«
    »War sie hübsch?«
    »Um Himmels willen, Jenny.« In diesem Moment war er den Tränen näher als sie. »Du musst aufhören, Angst zu haben. Zuzulassen, dass man geliebt wird, ist ein Risiko, das weiß ich nur zu gut. Aber du versuchst es nicht einmal.«
    »Ich … Ich … Ich versuche es die ganze Zeit.« Die Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren falsch.
    »Ich habe über deinen Traum nachgedacht«, sagte Steve. »Dass ein Teil von dir gestorben ist. Warum träumst du das ausgerechnet jetzt wieder? Als wir zusammenkamen, habe ich gesehen, wie du aufgeblüht bist. Du hast gestrahlt und gelacht und dich hingegeben. Aber dann war es plötzlich, als würdest du dich schuldig fühlen und könntest dich nicht wirklich davon befreien.« Er warf den Zigarettenstummel ins Feuer und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Was ich nur sagen möchte: Wird man vordie Wahl gestellt, ist das manchmal der beste Weg, um etwas zu ändern.«
    Er stand auf, beugte sich zu ihr hinab und küsste sie sanft auf die Stirn. »Denk darüber nach und ruf mich an.«
    Dann ging er die Treppe hinunter und verschwand in der Dunkelheit.

18
    J enny hatte sich schon viele Beleidigungen von Männern anhören müssen, aber niemand hatte ihr je vorgeworfen, im Bett langweilig zu sein. Sicher, sie hatte an jemand anderen gedacht, aber

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