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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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mir’s nicht übel … etwas klein. Also aus Männerperspektive vielleicht.« Sie kicherte lüstern. »Aber ich find’s okay. Könnte es sein, dass du in deinem früheren Leben ein Zehnkämpfer warst?«
    »Nein, ich war ein Eunuch. Ich bin die Wiedergeburt der dritten Art.«
    Sie lachte.
    Ich erforschte ihren Bauchnabel, der in erregenden kleinen Wechseljahrespolstern lag, sie kniff mich in den Bauchspeck über meinem Sixpack. Im weiteren Verlauf der Forschung entdeckten wir das haarige Dreieck, das Schambein, die Arschfalte. Die Kleider wurden störend und beiseitegetan. Wir erreichten die Scham, drangen in die Schlucht vor und gelangten schließlich zum Trichter.

43
    Das Klappen einer Tür und Schritte rissen uns aus unserem nun ruhenden nackten Aufeinander auf dem Ledersofa.
    Es kam jemand.
    Ich sprang auf, lief zur halboffenen Tür und drückte sie ins Schloss. Leider hatte sie keinen Schlüssel stecken. Derweil sammelte Derya eilig ihre Kleider zusammen und begann, lautlos kichernd, sich anzuziehen: Slip, BH , Hemd, den Rock …
    Die Schritte kamen unterdessen heran und verstummten genau hinter mir an der Tür. Knöchel klopften gegen das Holz. Die Klinke senkte sich und drückte sich in mein Hüftfleisch. Das Türblatt ruckte.
    Ich lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen.
    »Derya! Bist du da?«, sagte der auf der anderen Seite mit leichter Verwunderung in der Stimme. Kein Irrtum möglich. Es war Richard.
    »Moment«, rief Derya. Derweil heftiges Knöpfen der Bluse.
    Ich legte den Finger an die Lippen und machte wilde Zeichen, die sie so verstand, dass sie meine Klamotten aufsammelte und mir brachte. Allerdings musste Richard, wenn er nicht blind war, Charlotte Brontë draußen auf dem Parkplatz erkannt haben. Und richtig:
    »Ist Lisa bei dir?«, fragte er durch die Tür.
    Derya schaute mich entsetzt an. Allerdings eher mitleidig als um sich selbst besorgt. Sie fing sogar an zu grinsen.
    Ich überlegte fieberhaft. Konnte ich meine Würde notdürftig herstellen, wenn ich Schlüpfer und Hemd überzog? Falls ich es schaffte, denn dazu hätte ich die Tür verlassen müssen.
    »Lisa!«, rief er. »Bist du hier?«
    Unter diesen Umständen war meine Würde nur noch durch nackte Frechheit zu retten. Außerdem war Derya inzwischen angezogen. Ich trat von der Tür weg und öffnete sie weit.
    Richard fiel die Kinnlade runter. Allein das war es wert.
    Drei Sekunden starrten wir uns an. Dann sagte er: »Aha, die Nerz’sche Kriegsführung.«
    Derya drehte sich um und entzog sich seiner optischen Inquisition durch einen Schritt hinter ihren Schreibtisch, wo sie so tat, als müsse sie jetzt ihren Computer herunterfahren.
    »Nur ein kleiner Striptease«, verkündete ich. »Ich hatte halt gedacht, ich könnte sie rumkriegen, wenn sie meine Narbe überm Herzen sieht.«
    Richard senkte den Blick und presste die Lippen zusammen.
    »Nein, Lisa«, widersprach mir Derya und schaute Richard herausfordernd an. »Dazu gehören immer zwei. Sorry, Richard.«
    »Keine Ursache«, antwortete er und fuhr sich durch die Haare. »Es tut mir leid, dass ich störe, aber, Derya, ich müsste dringend etwas besprechen mit dir.«
    »Aber selbstverständlich.« Sie kam eilfertig hinter dem Tisch hervor und verließ, während Richard sich mit etwas verspätetem Takt zurückzog, den Raum.
    Ich hörte ihre Schritte ins Foyer weggehen und zog mich an. Und zwar hastig, denn mir fiel ein, dass es nicht gut war, wenn sie hier etwas miteinander besprachen. Die Stiefel anziehend hüpfte ich den Gang entlang und rief mir voraus: »Moment! Wartet mal! Ich muss euch was sagen!«
    Richard schaute mich streng an. »Wenn du uns bitte noch einen Moment entschuldigen würdest, Lisa.«
    »Nein, ich entschuldige nichts.« Dabei legte ich den Finger auf die Lippen, zog den Wanzendetektor und sagte: »Desirée Motzer ist unauffindbar. Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen.«
    Alarm trat in Richards Augen.
    »Sie geht jedenfalls nicht ans Telefon«, sagte Derya. »Aber vielleicht ist sie auch nur beim Arzt. Was machst du denn da, Lisa?«
    Ich legte noch mal den Finger auf die Lippen und stellte den Wanzendetektor an, der mir die Gegenwart von elektronischem Ungeziefer optisch, nicht akustisch anzeigte. Und in der Tat, die Leuchtdioden flackerten munter. Ich deutete Richtung Tür.
    Sie folgten mir. Die Dioden blieben erst dunkel, als wir auf den Steg zugingen. Ich überquerte ihn sicherheitshalber und blieb erst auf dem Parkplatz zwischen Richards Limousine und

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