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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Hirngespinste!«
    »Unterschätz die Macht der vierten Gewalt im Staat nicht, Derya. Wenn die Journaille etwas wirklich will, dann kann sie locker Staatsmänner stürzen, Konsumenten in Angst und Panik versetzen, die Fleischindustrie oder die Autoindustrie zerstören, Börsenkurse manipulieren, Staaten in den Ruin treiben. Und dein Vater ist sich dieser Macht sehr wohl bewusst.«
    »Er würde niemals mein Leben in Gefahr bringen!«
    Das war allerdings überlegenswert.
    »Und außerdem gibt es doch auch eine Verantwortung der Medien«, beschwor sie uns. »Es sind doch auch noch die da, die nicht mitmachen.«
    »Auf die hört aber niemand«, sagte ich. »Angst, Neid und Zorn hat der Mensch sofort, glauben tut er gleich, Vernunft und kritische Distanz muss er sich erst mühsam erarbeiten. Und wir sind halt alle ebbes faul. Das muss ich dir als Psychologin doch nicht erklären.«
    »Jaja!« Sie drehte sich verzweifelt um.
    Die verwanzte Wasserburg reckte ihr niedliches Fachwerk in den Giebel und blähte stolz ihre weißen Mauern mit den Widerlagern, die bis ins Wasser reichten. Ihre Fenster glänzten. Sie konnte nichts dafür und wusste es auch.
    Ich wandte mich an Richard, der sich in finsterer Nachdenklichkeit eingeschwiegen hatte. »Das Büro SC & D hat seine Zentrale in Berlin. Kannst du nicht die Kollegen von der Berliner Staatsanwaltschaft mal anspitzen?«
    Er zog das Handy. »Jetzt klären wir erst einmal, wo Desirée abgeblieben ist.« Er wandte sich ab und ging ein paar Schritte zur Straße hinauf. Die ersten Teilnehmer am Vortrag über die Kontaktaufnahme zu Verstorbenen bogen auf den Parkplatz ein und wanderten über die Brücke.
    »Wieso veranstaltet ihr so einen Schwachsinn hier?«, fragte ich Derya.
    »Wir stellen nur den Raum zur Verfügung. Das ist ein Verein für Lebenshilfe.«
    Richard kam wieder. »Die Polizei schickt ein Fahrzeug zu Frau Motzers Wohnung.« Er schaute mich an. »Was macht dich glauben, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte?«
    Ich griff in die Jacke und zog nun mein Handy hervor. Das Foto vom Reporter der Allgäuer Zeitung war noch offen. Es war natürlich zu winzig, als dass man etwas hätte darauf erkennen können. Richard hätte die Brille aufsetzen müssen und schaute gar nicht hin. »Rosenfeld ist Anfang Januar nach Neuschwanstein gefahren, und zwar mit Juri Katzenjacob.«
    Er schaute mich finster an.
    »Ich habe das Foto erst seit Freitagnachmittag, Richard, von einem Kollegen. Ich werde es nachher sofort Meisner schicken. Desirée war mit von der Partie, außerdem Héctor Quicio und Oiger Groschenkamp.«
    Richard zog die Brauen hoch.
    »Rosenfeld ist tot. Héctor ist seit Monaten verschwunden …«
    »Aber wir wissen nicht, ob er tot ist!«, wandte Derya ein.
    »Meisner hat schon eine Anfrage an die spanischen Behörden gestellt«, erklärte Richard.
    »Aber wenn«, überlegte Derya laut, »Gabriel, Héctor und mein Vater tatsächlich mit Juri irgendwelche Ergebnisse erzielt hätten, dann hätten sie es mir doch erzählt. Gabriel bestimmt.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Richard.
    Wir schauten ihn an.
    »Er könnte vertraglich gebunden gewesen sein. Beispielsweise, wenn ein Geldgeber Verschwiegenheit zur Bedingung gemacht hätte. Die Edmund-Gurney-Stiftung hat zwar die Million ausgesetzt, aber die Versuche mussten ja auch finanziert werden, Reisekosten, Versuchsanordnungen, technische Ausrüstung, da kommt schnell was zusammen.«
    »Ein solcher Vertrag ist mir nicht bekannt«, sagte Derya. »Gabriel hätte mich als stellvertretende Institutsleiterin fragen müssen.« Sie musterte Richard misstrauisch. »Wie kommst du auf so eine Idee?«
    Er deutete ein ablehnendes Lächeln an.
    »Dienstgeheimnis«, übersetzte ich. »Vermutlich haben Desirée und Héctor diesen Vertrag ebenfalls unterzeichnen müssen.«
    »Bitte, Lisa!«, rief Derya. »Muss denn partout alles darauf hinauslaufen, dass Héctor tot ist?«
    Und Desirée, dachte ich.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was für einen Grund es geben sollte, Menschen zu ermorden, nur weil man bei ein paar Telekinese-Tests noch nicht entdeckt hat, wie die Versuchsperson betrogen hat! Was sollte das bringen? Richard! Das glaubst du doch nicht wirklich!«
    Er gab sich einen Ruck, schaute sie an und sagte routiniert: »Derya, ich bin tatsächlich heute gekommen, weil ich dich bitten möchte, mich zur Staatsanwaltschaft Stuttgart zu begleiten. Kollegin Meisner hat ein paar Fragen an dich. Und ich auch.«
    »Was für Fragen

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