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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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bellenden Politiker bis zum berufsdummen Sportler.
    Richard wies streng wie immer auf die Statistik hin und auf die sich aus unserem Rechtssystem ergebende Pflicht, einem Verdächtigen die ihm zur Last gelegten Taten zu beweisen.
    »Schick sieht er aus«, bemerkte Sally.
    »Aber wie soll man ihm das beweisen?«, schrie ihn Michael Strohberg sofort an. »Das ist doch Augenwischerei und Volksverdummung, was Sie hier betreiben.«
    Das Publikum applaudierte frenetisch. »Arsch!«, rief Sally.
    »Wer schreit hat unrecht«, erklärte Oma Scheible. Anne Will verschob die Lippen gegeneinander und bat darum, sachlich zu bleiben.
    »Es ist bisher nicht erwiesen«, sagte Richard, »dass Herr Katzenjacob überhaupt übersinnliche Fähigkeiten besitzt. Er ist vom Freiburger Institut für Parapsychologie über mehrere Tage eingehend getestet worden. Mit negativem Ergebnis. Er hat nicht einmal die Standard-Experimente mit Zufallsgeneratoren bestanden.«
    »Ja, das behaupten Sie!«, schrie Strohberg. »Weil es in Ihrem Interesse liegt, dass wir nicht die Wahrheit erfahren. Sie wollen, dass Ruhe herrscht. Sie wollen die Bevölkerung dumm halten, das kennt man ja.«
    Applaus.
    »Sie täuschen sich, Herr Strohberg. Ich finde Dummheit und Ruhe langweilig.«
    Auch das gab Applaus. Sally klatschte mit.
    »Also gut, Herr Weber. Gehen wir davon aus, er sei getestet worden. Aber wer sagt uns, dass er die Herren Professoren nicht getäuscht hat?«
    »Ich vermute, Herr Professor Dr. Dr. Lucadou versteht sein Handwerk. Und es ist bekannt, dass man Psi-Fähigkeiten nicht so einfach verheimlichen kann. Nimmt sich eine Person nämlich vor, keinen Effekt zu erzeugen, erzeugt sie einen signifikanten Negativausschlag in der Statistik, der rechnerisch erkennbar ist. Und Katzenjacob hatte ein Interesse daran, zu zeigen, dass er telekinetische Fähigkeiten hat.«
    »Das ist doch alles Lüge! Sie können uns hier das Blaue vom Himmel runter erzählen. Wir können es nicht überprüfen.«
    Richard zog die Brauen hoch.
    »Wie Sie vielleicht wissen«, fuhr Strohberg fort, »ist der Beweis einer PK -Begabung bereits bei einer Abweichung von 2,1 von der normalen Zufallsverteilung erbracht. Und das ist bei ihm der Fall. Ich berufe mich dabei auf Experimente, die im Institut Kalteneck in Holzgerlingen noch von Professor Rosenfeld durchgeführt worden sind.«
    »Ich bin kein Fachmann für Parapsychologie wie Sie«, erwiderte Richard, »deshalb kann ich zu der Zahl nichts sagen. Zudem frage ich mich, woher Sie diese Information haben. Die Kalteneck-Experimente wurden anonymisiert. Die Klarnamen sind passwortgesichert hinterlegt. Eine Zuordnung der statistischen Auswertung zu Personen ist mithin nicht möglich.«
    »Ich habe die Liste gesehen.«
    »Wo denn?« Richard beugte sich vor. »Ein Ausdruck dieser Liste wurde bei einem Einbruch in das Koestler-Institut in Edinburgh im Mai von Unbekannten gestohlen!«
    »Ich befinde mich jetzt hier nicht in einem Verhör oder wie? Glauben Sie mir, ich weiß, dass Katzenjacob telekinetische Fähigkeiten besitzt. Geben Sie endlich zu, Herr Weber, dass Sie nicht mehr weiterwissen. Warum sonst hätten sie ihn völlig isoliert? Warum darf er weder fernsehen noch telefonieren? Warum werden alle Briefe, die er schreibt oder bekommt, vom Sicherheitspersonal gelesen? Warum darf ihn niemand besuchen außer seinem Anwalt?«
    »Weil das bei Untersuchungshäftlingen so üblich ist.«
    »Ich will Ihnen sagen, warum das so ist. Weil auch Sie überzeugt sind, dass er gefährlich ist. Geben Sie sich einen Ruck, Herr Weber, gestehen Sie Ihre Ohnmacht ein, geben Sie zu, dass Sie nicht weiterwissen.«
    Das Publikum applaudierte heftig.
    Anne Will verschob die Lippen und fragte die anderen: »Hand aufs Herz! Glauben Sie an übersinnliche Fähigkeiten?«
    Es fiel natürlich der Satz: »Ich glaube schon, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.«
    Und Richard antwortete: »Ja, so ungefähr sagt es Hamlet zu Horatio, nachdem ihm der Geist seines Vaters erschienen ist. Es hat mich immer gestört, dass hier ›philosophy‹ mit Schulweisheit übersetzt wird.«
    »Bevor es linguistisch wird«, unterbrach Will erneut, »an alle die Frage: Glauben Sie, dass Hellseherei, Gedankenlesen und Telekinese möglich sind? Herr Friedrich, Sie als Innenminister müssen den Papst schützen, wenn er am 22 . September nach Deutschland kommt.«
    Ich sah Richard an, dass er bereit war, eine wissenschaftliche

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