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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Differenzierung zwischen den drei Begriffen zu machen, aber er wurde nicht gefragt und hielt den Mund.
    Der bayrische Lockenkopf versuchte klarzumachen, dass er es für völlig ausgeschlossen hielt, dass ein U -Häftling den Papst in Gefahr bringen konnte, zumal bei so einem Gast ohnehin höchste Sicherheitsstufe herrsche.
    Da krachte es im Studio, und ein Schweinwerfer baumelte kurz oben durchs Bild. Zum Glück besaßen die Dinger Fangseile.
    »Jessas«, seufzte Sally. »Meine Nerven!«
    Wie war eigentlich, fragte ich mich plötzlich, im Bundestag der Bundesadler aufgehängt? Und sollte nicht der Papst im Bundestag reden? Ich stand auf, setzte mich an meinen Klappcomputer und suchte Bilder. Der Adler war nach seinen Bonner Anfängen in Gips und Holz nun im Reichstag vom Stuttgarter Architekten Behnisch aus Aluminium gemacht, wog irgendwelche zwei bis drei Tonnen und war an vier Seilen aufgehängt. Nur vier. Zwei an jedem Flügel. Wenn einer riss, hielt immer noch der andere.
    »Was macht er denn?«, rief Sally. »Lisa, schau mal!«
    Wir sahen groß Richards Gesicht, glattrasiert mit dem willensstarken Kinn und mit der kleinen Narbe frühkindlicher Verletzung am Lid. Im gleißenden Studiolicht leuchteten seine Augen hell wie Bernsteine. Er hatte sich vorgebeugt und fixierte nacheinander jeden. »Am besten«, sagte er gerade, »versteht man, was Parapsychologie ist, wenn man es selbst erlebt. Es ist viel einfacher, als Sie denken. Ich schlage einen kleinen Versuch vor. Hier und jetzt.«
    »Was soll das denn wieder? Ich lasse mich von Ihnen nicht an der Nase herumführen!«, rief Strohberg. »Das Thema ist viel zu ernst, als dass wir uns hier Albernheiten hingeben!«
    »Sie halten es für eine Albernheit, wenn ich Ihnen sage, dass ein parapsychologisches Ereignis möglich ist und wir es erzeugen können?«, fragte Richard lächelnd.
    Ich spürte, wie die Spannung bei den Leuten im Studio zunahm. »Es geht nicht, Richard«, sagte ich. »Es sind zu viele Beobachter dabei! Zu viele Kameras!«
    »Jetzt lass ihn doch mal!«, rief Sally.
    »Was haben Sie denn vor?«, fragte Anne Will mit leichter Bangigkeit in der Stimme.
    »Meine Freundin hat mich darauf gebracht«, sagte er. »Sie hat kürzlich die Lottoziehung beeinflusst.«
    Sally schaute mich groß an. »Wirklich, echt? Wie viel hast du gewonnen?«
    »Pscht!«, machte Oma Scheible. »I verschtah nix.«
    Warum nannte er mich öffentlich seine Freundin? Ich verstand auch nix.
    »Nein, sie hat keinen Sechser gewonnen«, fuhr Richard fort. »Aber es gab Übereinstimmungen bei den Zahlen.«
    Durch die Sitzenden ging ein Ruck, teils der Skepsis, teils der Aufmerksamkeit. Ich hielt den Atem an. Erstens, weil er mich öffentlich als seine Freundin präsentierte, und zweitens, weil er meine Geschichte so ernst nahm.
    »Ein ähnliches Experiment können wir hier auch machen.« Er griff sich in die Jackentasche, streckte dann die Hand aus und zeigte uns fünf Würfel in seinem Handteller.
    »Es geht nicht!«, wiederholte ich. Es war die blanke Angst davor, dass er sich blamierte. »Zu viele Kameras! Glaub mir!«
    »Scht!«, zischelte Sally.
    »Und jetzt sollen wir uns eine Zahl wünschen?«, fragte Kurt Bodnang vom Guten Tag . »Und wenn wir uns alle verschiedene Zahlen wünschen?«
    »Es spielt keine Rolle«, erwiderte Richard. »Ich werfe die Würfel, und wir sehen, was sie uns erzählen. Entscheidend ist nur, dass Sie sich darauf einlassen. In diesem Moment bilden wir ein komplexes System, das sich einig darin ist, diese Würfel zu manipulieren.«
    »Aber …«, muckte Friedrich und winkte dann ab. »Versuchen wir es. Was müssen wir tun?«
    »Ich mache da nicht mit!«, sagte Strohberg.
    »Das müssen Sie auch nicht«, antwortete Richard. »Aber wenn Sie völlig sicher sein wollen, dass Sie nichts beisteuern, dann sollten Sie aufstehen und den Raum verlassen.«
    Das wollte der Europaabgeordnete aus Winnenden dann auch wieder nicht.
    »Gut«, sagte Richard und schloss die Faust um die Würfel. »Ich schlage vor, dass wir uns ein paar Sekunden darauf konzentrieren, dass die Würfel nachher ein bestimmtes Bild ergeben.«
    »Was für ein Bild?«, fragte Will.
    »Beispielsweise einen Dreierpasch oder einen Dreier- und einen Zweierpasch oder die Summe 23 . Wir werden uns hier schon einig werden.« Er schaute alle an. Dann wandte er sich zum Publikum um. »Sie können übrigens gerne mitmachen. Bereit? Dann los. Konzentrieren wir uns!«
    »Ich weiß nicht, was ich mir vorstellen

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