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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Kitty nicht!«, fauchte er.
    »Wieso? Ach so, ich verstehe.« Kitty hatte es mir vor langer Zeit ja erzählt. Bei meinem ersten Telefonat mit ihr. »Der Blumenkasten. Er ist auf sie herabgefallen, als sie wegging, nachdem sie dir erklärt hatte, dass du zu jung bist für sie und sie zu alt, und dass sie schon einen Freund hat. Da hast du sie totgedacht. Aber sie war stärker als du. Der Kasten hat sie nur an der Schulter erwischt. Sie hat überlebt. Aber Desirée nicht. Du hast sie haben wollen, aber sie wollte dich nicht.«
    »Eine Schlampe ist das!«
    »Weil sie dann doch lieber den Professor hat haben wollen als einen wie dich? Wundert dich das? Du stinkst nach Tod, Juri.«
    Er sank in sich zusammen und setzte sich wieder.
    Ich pegelte meinen Kampfalarm herunter.
    »Und jetzt ist Desirée tot. Strafe muss sein.«
    »Nein. Strafen tut nur Gott. Seine Gerechtigkeit ist grausam.« Er stöhnte. »Ich habe gebetet, dass er nicht auf mich hört … weil, ich kann meine Gedanken nicht kontrollieren, und Gott hört alles, was wir denken, jeden Gedanken, und wenn ich bei jemandem denke, ›stirb!‹, dann passiert es. Vielleicht will er mich damit bestrafen. Weil ich nicht aufhören kann, dass ich böse denke. Weil ich als Kind einmal mit Diavol paktiert habe.«
    Er benutzte das rumänische Wort für Teufel wie einen Eigennamen. Was er über seinen kindlichen Pakt mit dem Teufel erzählte, war dann ziemlich hermetisch, voller Drachen, Blut und Schwerter, denen er entkommen war. Psychologen würden sich damit auseinandersetzen müssen. Ich ahnte, er war als Kind misshandelt worden. Hass umhüllte ihn dick und dampfend wie ein feuchter Mantel in einem überheizten Raum. Ich wollte es so genau nicht wissen.
    »Und warum musste Héctor sterben?«
    »Weiß ich nicht! Woher soll ich wissen, warum die Leute sterben müssen?« Er blitzte mich an. »Die sterben halt.«
    »Aber du hast gedacht: Stirb! Warum?«
    »Er wollte den Professor betrügen. Er wollte, dass ich dem Professor was vorspiele. Dass die Computer sich aufhängen und die Uhr am Giebel stehen bleibt, nachdem ich das Haus verlassen habe.«
    »Warum bist du zu ihm nach Dénia gefahren?«
    »Bin ich nicht. Ich hatte Urlaub. Den Héctor habe ich auf der Straße getroffen, rein zufällig.«
    Wie groß war die Wahrscheinlichkeit dafür? Ich versuchte, wie Richard zu denken: Ferienflieger und Billigangebote in Online-Portalen begrenzen die Ziele vermutlich auf einige wenige pro Saison.
    »Er hat vorgeschlagen, dass wir zusammen auf den Berg steigen. Die haben da einen Berg. Da hat er wieder davon angefangen, dass wir den Professor abzocken. Ich würde eine Berühmtheit, hat er gesagt. Ich würde in Fernsehshows eingeladen. Ich habe ihm gesagt: Und was soll ich da machen? Ich blamier mich doch! Aber er brauchte das Geld. Sein Vater war krank oder so was. Das hat mich nicht interessiert. Ich habe Nein gesagt und bin umgekehrt. Mehr weiß ich nicht.«
    »Aber du weißt, dass Héctor tot ist.«
    »Mein Anwalt hat es mir gesagt. Vorher habe ich es nicht gewusst.«
    »Wer hat die Uhr auf Schloss Kalteneck mit dem Stahlstift gestoppt? Du?«
    »Nein, er.«
    »Das lässt sich überprüfen.«
    Meisner musste nur die Spanier bitten, den bisher unbekannten Genabdruck des Materials vom Stahlstift mit dem von Héctor zu vergleichen. Dann wäre auch das geklärt.
    »Ich war’s nicht«, sagte Juri. »Ich habe es nicht nötig, zu betrügen.«
    »War er es, der vorgeschlagen hat, dass ihr nach Neuschwanstein fahrt?«
    »Kann sein.«
    »Und was ist dort passiert?«
    »Die haben gesagt, der Leuchter hat geschwungen. Das ist passiert. Ich habe es nicht gesehen. Man hat es nur auf Messgeräten gesehen. Ich habe damit nichts zu tun. Ich habe nie behauptet, dass ich so etwas kann. Gegenstände bewegen. Das kann ich nicht. Vielleicht hat Héctor was gedreht. Der war wegen irgendwas sauer auf den Professor. Ich glaube, wegen der Desirée. Die Schlampe hatte nämlich mit mir nie was, ich falle auf solche nicht rein, aber mit ihm hatte sie was. Ich glaube, sie haben gemeinsame Sache gemacht. Am Anfang wenigstens. Desirée hat nämlich zu mir gesagt, ich soll mich zu Versuchen melden und Héctor könnte mir helfen.«
    »Wieso hat Desirée dir so etwas vorgeschlagen, Juri?«
    »Keine Ahnung. Ich steck nicht drin in den Köpfen von den anderen Leuten.«
    »Wie ist sie darauf gekommen, dass du so was könntest? Du bist Maler!«
    Er kam ein bisschen aus dem Tritt. »Ich … ich hatte ihr erzählt

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