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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Beute geholt.
    Frank seufzte. Das war lange her. Aber den Schweiß von damals spürte er heute noch auf seinem Rücken. Er stand auf, um sich vom Büfett ein Schälchen Erdbeermarmelade zu holen.
    Frank wog den braunen Briefumschlag in der Hand. Nicht leicht, nicht schwer, dachte er und drehte ihn um. Kein Absender. Er nahm ein Brotmesser aus der Tischschublade, um die Klebestelle zu öffnen.
    Der Leiter des KK 11 sah auf den Küchentisch. Jetzt wusste er, warum sie nur sieben Finger gefunden hatten. Vor ihm lag ein abgetrennter blutleerer Finger, verpackt in einen Gefrierbeutel. Frank hielt den Beutel mit spitzen Fingern hoch und betrachtete ihn von allen Seiten. Möglich, dass der fahle Finger zu den anderen passte. Es schien ein Ringfinger zu sein, einigermaßen schlank und mit einer sauberen Schnittfläche. Der Täter musste ein sehr scharfes Messer benutzt haben.
    In dem Beutel steckte noch etwas. Frank hielt es zunächst für eine Krume Ackerboden, dann aber sah er, dass in dem Beutel außer dem Finger auch eine Fliege lag. Eine Schmeißfliege. Totenfliege. Nachdenklich öffnete der Ermittler den Kühlschrank und legte den Beutel ins Eisfach.
    Er schüttelte den Umschlag und ließ das Etwas, das aus weißem Einwickelpapier rutschte, auf die Tischplatte fallen. Er hatte es geahnt. Ohne seinen Blick abzuwenden, griff der Fahnder zu seinem Mobiltelefon.
    »Torsten?« Franks Stimme klang rau. »Ich habe noch einen Finger für dich. Und eine Harp. Diesmal in E - D ur.«
    »Die Finger gehören einer Frau mit Down-Syndrom, sagt Leenders. Eindeutig.«
    »Danke, Torsten. Schnelle Arbeit.« Frank nickte anerkennend.
    Ecki nickte und nieste gleichzeitig.
    »Zwei Frauen mit Down-Syndrom.« Frank runzelte die Stirn. »Und es gibt keine Vermisstenmeldung?«
    »Noch hat sich niemand gemeldet.« Ecki zog ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche.
    »Wie kann das sein?«
    »Wer weiß? Vielleicht ist die Frau nirgendwo gemeldet. Oder sie wird tatsächlich gar nicht vermisst. Weil das Heim denkt, sie sei bei Verwandten, weil die Verwandten denken, dass sie im Heim ist. Oder wo auch immer sie lebt oder lebte.« Ecki schnäuzte sich lautstark.
    »Und wo ist der Rest der Frau?«
    »Wir sollten uns vor allem um die Frage kümmern, warum dir der Täter einen Finger und eine Mundharmonika nach Hause schickt.« Ecki warf das Taschentuch in den Papierkorb. »Das war mein letztes.« Er griff nach dem Fläschchen Nasenspray, das neben seinem Bildschirm stand.
    Carolina Guttat öffnete ihre Handtasche und reichte Ecki ein frisches Päckchen Papiertaschentücher. Ecki nickte dankbar.
    »Der oder die Unbekannte muss irgendeine Beziehung zu dir haben. Vielleicht jemand, den du schon mal verhaftet hast. Oder diese Person will ausdrücklich auf sich aufmerksam machen. Es hat ja noch nicht viel über Elvira Theissen in den Zeitungen gestanden. Das könnte den Täter ärgern. Jemand mit Geltungsdrang.« Carolina Guttat ließ den klobigen Verschluss ihrer Handtasche zuschnappen und stellte sie neben ihren Stuhl.
    »Wer soll das sein? Ich habe keine Ahnung.«
    »Wir müssen uns die alten Fälle ansehen. Das ist kein Zufall, dass ausgerechnet du den Umschlag bekommen hast.«
    »Ecki hat recht. Seht euch die alten Akten noch einmal an. Wer von den Tätern ist wieder auf freiem Fuß? Wer hat Kontakt zu Behinderten gehabt? Wer hat mit Musik zu tun? Wer war psychisch auffällig?«
    Frank musste an Marco van Bommel denken. Er war der Einzige, dem er so etwas zutrauen würde. Aber der Niederländer saß seit der Sache mit den illegalen Hanfplantagen, den Pestiziden und Viola sicher in der JVA .
    Ecki sah Frank an. »Ich weiß, was du denkst. Aber der Holländer scheidet definitiv aus. So weit reicht sein Arm nun doch nicht, dass er aus dem Knast heraus jemanden mit solchen Dingen beauftragen könnte.«
    Frank machte ein skeptisches Gesicht. Bei van Bommel konnte man sich nicht sicher sein. Das hatte der Drogenboss ihnen mit der Entführung von Viola Kaumanns deutlich bewiesen. Die junge Kollegin hatte nach ihrer Befreiung Wochen gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Wunden waren verheilt; was ihre Seele betraf, mochte Frank sich nicht festlegen.
    »Ich lasse ihn vorsichtshalber überprüfen«, meinte Carolina Guttat. »Soweit wir wissen, hat er aber keine Kontakte nach draußen.«
    »Die Mundharmonikas sind nicht zufällig so kurz hintereinander aufgetaucht. Außerdem: zwei behinderte Frauen.« Ecki hob zwei Finger und lehnte sich in seinem

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