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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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ist sie.«
    Frank drehte sich um und sah die Polizeioberkommissarin an. »Sie kennen Lisa?«
    POK Franziska Sperber schüttelte den Kopf. »Die Behinderte. Sie sieht aus, als habe sie höllische Bauchschmerzen. Schaut mal, wie sie sich den Bauch hält.«
    Frank ließ sich das Bild vergrößern.
    »Du hast recht.« Frank bat die Kollegin wieder um eine Totale. »Sie scheint allein unterwegs zu sein.«
    »Wer weiß, was sie zum Frühstück hatte.« Ecki hatte die anderen Monitore im Blick.
    Frank nickte und wandte seinen Blick ab. Mit den Augen suchte er nach seinem Kaffeebecher, den er schließlich auf dem Fenstersims entdeckte. Dieser Samstag würde vermutlich ebenso verlaufen wie der letzte. Er wollte seinen Kaffee nicht kalt werden lassen.
    Sein Job war manchmal nicht gerade ein Traumberuf, dachte er, während er sich an das Fensterbrett lehnte und seinen Blick über die samstägliche Geschäftigkeit in der Altstadtwache schweifen ließ. Ein uniformierter Kollege nahm gerade gelassen die Beschwerde einer Frau entgegen, die ihren Wagen nicht mehr aus der Parklücke bekam, weil irgendjemand sie zugestellt hatte. Außerdem wartete ein Mann mit einem behördlich aussehenden Schreiben am Tresen darauf, »bedient« zu werden. Frank war froh, dass für ihn die Zeit des Streifendienstes schon lange vorbei war.
    Andererseits rannten er und Ecki mal wieder der bloßen Idee einer möglichen Bedrohung hinterher, ohne die Laufstrecke zu kennen, ohne die Konkurrenz zu kennen und vor allem ohne das Ziel zu kennen. Jemand hatte eine Behinderte getötet, jemand hatte einer toten Frau Finger abgeschnitten, und jemand hatte eine Aktion angekündigt, von der er nur wusste, dass sie an einem Samstag um 9.11 Uhr stattfinden sollte.
    Mit einer Behinderten? Schwungvoll stieß er sich vom Fenster ab und war mit einem Satz bei Ecki.
    »Mach mir die Behinderte noch einmal groß, aber diesmal nicht nur ihr Gesicht. Ich will sie von allen Seiten sehen.«
    »Mann, kannst du einen erschrecken! Bist du bekloppt?« Ecki war erschrocken herumgefahren.
    »Habt ihr sie noch?« Frank überhörte Eckis Protest.
    »Ich müsste sie gleich auf der Drei haben.« Zielgerichtet veränderte Franziska Sperber den Blickwinkel der Kamera. Sie nickte schließlich und legte das Bild auf den Monitor, auf dem die Vergrößerung möglich war. »Da ist sie.«
    Die stämmige Behinderte war an einen großen Stand getreten, der etwas abseits der Gemüsebuden die unterschiedlichsten Textilien im Angebot hatte, und griff mit einer Hand in die T - S hirts, die dicht an dicht auf einem Kleiderständer hingen.
    »Heute mal keine Tomaten«, murmelte Ecki.
    »Was?«
    »Vergangene Woche hatte sie Spaß an Tomaten und Gurken.«
    »Kannst du mir noch andere Einstellungen anbieten?« Frank war gedanklich schon einen Schritt weiter.
    »Schwierig. Es gibt zwar Überlappungen, aber recht wenige. Das kommt auch auf die Position der Zielperson an.« Der kurze Pferdeschwanz der jungen Beamtin wippte bedächtig hin und her. »Ich fürchte, wir haben keine Chance. Die Zeltbahnen der Stände verstellen uns den Blick.«
    »Versuch’s trotzdem.«
    Franziska Sperber nickte und schaltete konzentriert zwischen den Kameras hin und her, dabei bewegte sie langsam den Joystick.
    »Sie scheint ein T - S hirt gefunden zu haben, das ihr gefällt.« Ecki rückte näher an den Monitor heran. »Geh mal näher ran, bitte.«
    »Eins nach dem anderen. Ich kann immer nur eine Einstellung bearbeiten.«
    Ecki hob entschuldigend die Hände.
    »Nee, ich bekomme sie nur von der Seite.« Franziska Sperber sah Frank bedauernd an. »Wie gesagt, die Zeltbahnen und Marktschirme.« Sie schwenkte wieder zurück auf den Stand mit den Textilien.
    »Schade.« Franks Unruhe wuchs.
    »Sieh mal, Frank. Sie kann doch wieder lachen.« Ecki schmunzelte. »Das Hemd scheint ihr zu gefallen.«
    Frank sah ebenfalls genauer hin. Die junge Frau hielt sich das T - S hirt mit prüfendem Blick vor ihr Sweatshirt, ohne die linke Hand von ihrem Bauch zu nehmen. Sie drehte sich vor einem imaginären Spiegel hin und her.
    »Geh bitte näher ran.« Frank beschlich eine Ahnung.
    »So, näher geht’s nicht.« Die Beamtin der Altstadtwache fuhr ein Stück mit ihrem Bürostuhl zurück.
    »Schmetterlinge. Auf dem T - S hirt sind Schmetterlinge.« Frank sah Ecki ungläubig an.
    »Sie sieht aus, als halte sie eine Schnur in der Hand, so eine Art Fernbedienung, wie bei einem ferngesteuerten Auto.« Franziska Sperber versuchte, den Ausschnitt noch

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