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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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leicht schräg, ihr Lächeln blieb. Sie hielt nun beide Hände vor den Bauch. Sie schien einer inneren Stimme zu lauschen. Oder waren es doch Anweisungen, die sie über ihre Ohrstöpsel empfing?
    »Es ist schön. Gefällt dir das T - S hirt?« Frank betrachtete das Hemd näher: Vögel, Blumen, Schmetterlinge. »Gefallen dir die Vögel, magst du Schmetterlinge?«
    Die Frau reagierte nicht.
    »Schmetterlinge sind so schön und zart, sie flattern lustig um die Welt, von Blüte zu Blüte, und bringen den Menschen Freude. Willst du das T - S hirt haben?«
    Das Lächeln blieb und auch die Haltung der Hände. Sie schien nachzudenken.
    »Ich schenke es dir.«
    »Schmetterlinge?« Ihre Stimme klang dunkel und rau. Die Laute kamen tief aus ihrer Kehle, und sie hatten eine Färbung, die Frank nicht zuordnen konnte.
    »Ja, Schmetterlinge. Ich schenke sie dir.« Frank ließ die Hände der Frau nicht aus den Augen und schwenkte das T - S hirt. Es sah aus, als taumelten die aufgedruckten Schmetterlinge im aufkommenden Wind.
    Sie lachte glucksend. »Schmetterlinge! Schmetterlinge!«
    Frank machte einen Schritt vorwärts. »Komm doch mal her.«
    »Schmetterlinge!«
    Frank stockte der Atem. Die junge Frau begann sich im Kreis zu drehen und »Schmetterlinge, Schmetterlinge!« zu rufen.
    »Es gehört dir.« Frank bewegte sich langsam auf sie zu. Bloß nicht erschrecken! Sie durfte keinesfalls in Panik geraten.
    Es dauerte schier endlos lange, bis er sie endlich erreicht hatte. Sie drehte sich immer noch im Kreis.
    Mit verzücktem Gesicht kam sie genau vor ihm zum Stehen.
    »Schmetterlinge.«
    Mit ihren kleinen Händen griff sie nach dem T - S hirt und hielt es vor ihr Gesicht. Das Kabel hatte sie anscheinend vergessen.
    Frank nahm ihre Hände, die das T - S hirt hielten.
    »Tanzen?«
    »Nein. Wie ist dein Name?«
    »Name?«
    »Wie heißt du?«
    »Wie heißt du?«
    »Frank.«
    »Frank? Tanzen, Frank?«
    Frank schüttelte den Kopf. »Ruh dich ein bisschen aus.«
    »Silvia.«
    »Du heißt Silvia?«
    Sie nickte und wiegte wieder ihren Kopf hin und her.
    »Hörst du Musik?«
    Sie nickte eifrig. »Jenny, Jenny.«
    »Jenny?« Frank ließ eine Hand los und nahm vorsichtig die Fernbedienung auf, die lose an Silvias Körper baumelte. Er musste die Frau dazu bringen, absolut still zu stehen. Jede Bewegung konnte tödliche Folgen haben.
    Silvia zog sich die Stöpsel aus den Ohren und hielt ihm einen hin. »Jenny.«
    Frank schüttelte sanft den Kopf. »Bleib ganz ruhig stehen, Silvia. Wir hören Jenny gleich.«
    Frank war an sie gekettet. Er konnte Silvia nicht loslassen und musste darauf hoffen, dass sie ihn nicht plötzlich als Fremden erkannte und in Panik geriet.
    Mit leiser Stimme sprach er auf sie ein. »Ich mag Schmetterlinge auch. Sie fliegen von Blume zu Blume, leicht wie der Wind. Wir werden noch ganz viele Schmetterlinge sehen. Ich zeige dir ganz viele Schmetterlinge.«
    Sie schloss die Augen und begann, sich in den Hüften zu wiegen.
    Die Fernbedienung in Franks Hand glühte. Er musste aus der Situation raus. Aber wie? Er steckte in einer Sackgasse. Von links und rechts rückten graue Wände unaufhörlich zusammen.
    »Es ist vorbei.«
    Frank verstand nicht und fühlte auch nicht gleich die Hand, die sich auf seine Schultern gelegt hatte.
    »Ist gut, Frank.«
    Erst jetzt spürte Frank, dass er zitterte. Er sah Silvia in die Augen und ließ zu, dass eine warme Hand seine öffnete und die Fernbedienung aus seinem Griff löste. Gleichzeitig registrierte er, wie Silvia eine Decke umgelegt wurde. Ihn wunderte, dass sie das zuließ, ohne sich zu wehren. Aber sie lächelte weiter ihr seliges Lächeln.
    »Es ist vorbei, Frank.«
    Es war Ecki.
    Der warme Klang seiner Stimme ließ Frank aus dunkler Tiefe zurück an die Oberfläche tauchen. Er konnte wieder atmen, doch seine Brust schmerzte.
    »Wie geht es ihr?«
    »Körperlich ist sie gesund. Die Ärzte haben nichts Auffälliges gefunden. Keine Spuren körperlicher Gewalt, keine Anzeichen für Missbrauch. Über ihren seelischen Zustand können sie derzeit aber nur spekulieren. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass sie traumatisiert ist.«
    »Wo ist sie jetzt?« Frank sah Ecki über den Rand seines Kaffeebechers hinweg an.
    Ecki nickte, damit Lisa ihm nachgoss. »Hephata hat sie aufgenommen. Die Spezialisten dort haben die meiste Erfahrung.«
    »Woher kommt sie?« Lisa hatte sich zu ihnen gesetzt.
    Nachdem Ecki sie endlich erreicht hatte, war sie zu Franks Wohnung gefahren und hatte dort das

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