Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentaenze

Totentaenze

Titel: Totentaenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian , Krystyna Kuhn , Manuela Martini , Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
letzten Worte ertranken in einem schrecklichen Gurgeln.
    Lina war schon wieder hinter ihr.
    »Zu spät, Marie!« Lina drückte Marie mit all ihrer Kraft unter Wasser, und sosehr sich Marie auch wehrte, sie schaffte es nicht mehr an die Oberfläche.
    Luis
    Es riecht nach … ich schwebe, bin eine Wolke, jeder Atemzug macht mich schwerer, zieht mich zurück zur Erde, riecht nach Maiglöckchen. Ich will nicht atmen, schweben ist schöner … mir ist kalt. Höre Stimmen. Will lieber wegfliegen.
    Hand. Nicht atmen. Meine Hand, es piepst. Kalt. Augendeckelschwer. Aufmachen, aufwachen, lärmenlahmkalthand.
    Ich schlage meine Augen auf. Jemand sitzt neben meinem Bett. Ich kenne sie. Meine Lider fallen wieder zu. Verdammt anstrengend. Jemand drückt meine Hand, warum? Lasst mich schlafen.
    Meine Hand wird so stark gedrückt, na gut, ich mache meine Augen wieder auf. Die da am Bett sitzt, hat Wasser im Gesicht.
    Neben ihr stehen grüne Monster, die mich anschreien.
    Ob ich sie höre. Ha. Klar höre ich die. Nicken kann ich nicht, geht nicht, mein Kopf ist festgeschraubt. Meine Zunge ist aufgedunsen, gequollen, verstopft mir den Mund, ich drücke die Hand. Das geht. Ziemlich anstrengend. Kalt ist mir. Nur in der Höhle ihrer Hand ist es warm. Ich drücke wieder und versuche, diese Sargdeckel von meinen Augen zu schieben.
    Noch mehr Monster. Einer zerquetscht meine rechte Fußzehe und will wissen, ob ich etwas spüre.
    Du spinnst wohl, würde ich gern sagen, aber raus kommt nur ein »Aua!«.
    Die Monster klatschen in die Hände.
    »Laut!«, stoße ich hervor und verfluche meine Zunge, die sich anfühlt wie Watte. Es würgt mich. Die Sargdeckel fallen wieder runter.
    Jemand schiebt mir so ein Ding in den Mund, egal, ich trinke. Meine Hand wird fast zerquetscht.
    »Es sieht gut aus«, höre ich, »sogar sehr gut, er versteht, reagiert, keine Lähmungen.«
    Ich versuche zu erkennen, welches Monster das gesagt hat, aber als ich es geschafft habe, die Lider zu heben, sind alle weg, nur sie ist noch da.
    »Hey«, sagt sie und streichelt meinen Arm. »Du hast uns ziemliche Angst eingejagt.«
    Angst!
    Ich tauche weg, wie ein Pinsel voll schwarzer Farbe, werde in klares Wasser getunkt, werde zu wolkigem Schwarz, zu wabernden Schlieren, die sich ausbreiten und schließlich alles im Grau ertränken.
    Als ich das nächste Mal zu mir komme, gehen meine Augen wie von selbst auf und zu. Ich entscheide mich für auflassen. Sie sitzt neben meinem Bett.
    »Wie fühlst du dich?«, fragt sie.
    »Komisch!«, antworte ich und es geht ganz einfach. Keine Schneckenzunge mehr im Mund. Trotzdem schaut sie mich an, als hätte ich etwas Falsches gesagt. »Was ist hier eigentlich los?«
    Sie starrt mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Ich meine, was mache ich hier?«
    »Du warst drei Tage im Koma.«
    Koma. Drei Tage. Ich möchte schlafen, aber sie drückt meine Hand.
    »Sprich mit mir. Die Ärzte sagen, das ist wichtig.«
    Ich glaube, sie lügt. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich glaube, ich habe etwas Schreckliches getan. Koma? Ich will nicht reden, ich will schlafen.
    Klebriges Laub an meinen Händen, Lachen und lautes Schmatzen von Blättern, als wären es Tiere, die sich gegenseitig auffressen. Da liegt es.
    Der böse Schatz.
    Nimm ihn nicht.
    Lass ihn liegen.
    Ein Reh warnt mich. Sagt, schau mir in die Augen, braune Augen, schön wie Maries Augen. Werden immer größer, werden zu Seen aus geschmolzener Schokolade, fließen um mich, schrumpfen dann zurück zu einem klar begrenzten See, werden wärmer, beginnen zu brodeln. Und dann steigen sie auf wie erstarrte Fontänen, zwei Gestalten umhüllt von braunem Sumpf.
    Ich möchte fliehen und bleibe doch wie angewurzelt stehen. Sehe meinen Atem in kleinen Wölkchen von mir wegrennen. Laub, es riecht nach modrigem Laub. Ich will wissen, wer das ist, und will es nicht wissen. Da dreht sich die linke Gestalt um und ich kann ihr Gesicht sehen.
    Mama sitzt auf meinem Bett, streicht über meine Stirn und murmelt: »Schsch, es wird alles wieder gut werden …«, und ich fühle mich wie ein Baby.
    Ich schlage die Augen auf. Träume ich das hier nur oder war der Schokoladensumpf ein Traum? Ich taste nach ihrer Hand und drücke sie. Das fühlt sich echt an. Aber das Reh und der See haben sich auch real angefühlt, so als hätte ich das wirklich erlebt.
    Mama lächelt mich beruhigend an. »Luis, du warst sehr unruhig und hast geschrien. Hattest du einen Albtraum?« Sie hält meine Hand, rückt aber ein

Weitere Kostenlose Bücher