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Totentaenze

Totentaenze

Titel: Totentaenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian , Krystyna Kuhn , Manuela Martini , Susanne Mischke
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doch.« Ich muss lachen. »Na gut, vielleicht sollte ich etwas mehr Sport machen, bevor ich mein nächstes Porträt um die Welt schicke … Und was passiert jetzt mit Vanessa?«
    »Die Fakeseite wurde komplett gelöscht. Vanessa ist gesperrt und darf nie mehr mitmachen bei den Lokalisten.«
    »Aber das ist doch keine Strafe!« Ich haue mit der Faust auf mein Bett. »Ich finde, wir sollten uns eine richtig gemeine Rache für Vanessa ausdenken!«
    Lina wird bleich. »Auf gar keinen Fall.« Sie wirft Marie einen aufmunternden Blick zu. Marie rutscht wieder unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. »Nein, das sollten wir unter gar keinen Umständen tun.«
    »Aber ich hätte schon eine gute Idee, also …«
    Aber da unterbricht mich Lina. »Rache ist ein hässliches Wort, nur etwas für schmutzige Männer mit struppigen Bärten auf schwitzenden Pferden, die mit ihren rauchenden Colts rumballern«, sagt sie und irgendwie klingt ihre Stimme so gar nicht nach meiner großen toughen Schwester. »Ich gehe dann jetzt mal nach Hause. Macht’s gut, ihr zwei.« Sie verlässt das Zimmer, ohne mir einen Kuss auf die Stirn zu geben wie sonst.
    »Was sollte das denn?«, frage ich Marie. Sie zuckt mit den Schultern, stoppt aber mitten in der Bewegung, als ob es ihr wehtun würde.
    »Lass uns jetzt mal über etwas anderes reden, ja?«, sagt sie.
    »Okay. Ich habe da auch einen Vorschlag«, fange ich an, »wenn du mir verrätst, wie du zu deinem blauen Fleck gekommen bist, dann darfst du mich zur Belohnung küssen!«
    »Oh!« Marie sieht einen Moment lang so aus, als könnte sie sich nicht zwischen Weinen und Lachen entscheiden, aber schließlich lächelt sie mich an. »Das, ja das war nur so ein kleiner Badeunfall …«
    Und dann kommt sie ganz nah und drückt ihre Lippen auf meine. Und das bringt mich noch sehr viel mehr durcheinander als dieses Reh neulich nachts.

Krystyna Kuhn: Bittersüßes oder Saures
    Das Haus lag direkt am See. Am Wochenende waren hier die Lifestyle-Yuppies auf ihren schicken Booten unterwegs. Bei jedem Sonnenstrahl konnte man sie beobachten, wie sie auf dem Deck lagen und ihre Luxuskörper der Sonne entgegenstreckten. Irgendwie total strange!
    Die Villa, in die ich vor ein paar Wochen eingezogen war, war nigelnagelneu und einfach perfekt. Gepflegter Garten, Designer-Fußabtreter vor der Tür, Gardinen hinter den Fenstern. Innen alles auf edel gemacht. Wie in einem Hochglanz-Magazin, dachte ich, als ich das Haus zum ersten Mal betrat. Kim würde jedenfalls beim Anblick meines Zimmers die Sprache wegbleiben. Es war so groß wie unsere gesamte frühere Wohnung. Früher … Dabei war es noch gar nicht lange her.
    Mein Blick streifte über das Bett mit den knallbunten Kissen darauf, wanderte dann zur Kommode, zu dem riesigen Kleiderschrank, der meine wenigen Klamotten einfach so verschluckte, und blieb schließlich am Schreibtisch hängen, auf dem ein neuer Laptop stand. Nur für mich! Wie in einem Märchenschloss.
    Irgendwie beunruhigend, nicht wirklich real. Nein, ich war noch nicht wirklich angekommen …
    »Was Schönes her, sonst hexen wir!«, gellten die Stimmen der Kinder aus der Nachbarschaft an mein Ohr, die heute an Halloween oder »Kürbisfasching«, wie Kim es nannte, durch die Straßen zogen. »Trick or treat. Was Schönes her, sonst hexen wir …«, wiederholten sie immer wieder, bis ihre Stimmen schwächer wurden und schließlich die Dunkelheit sie verschluckte.
    Für einen Moment wurde es so still im Zimmer, man hätte die Fische draußen im See rülpsen hören können.
    Würde Kim sagen.
    Manche Leute finden Ruhe ja erholsam. Ich dagegen hasste diese Stille. Sie war beängstigend. Denn dann musste ich an Mami denken. Ich malte mir aus, wie sie allein in der dunklen Wohnung lag, während ich mich amüsierte. Keinen Gedanken hatte ich an sie verschwendet. Keinen einzigen …
    Laura wandte sich vom Fenster ab, setzte sich auf den Drehstuhl, stieß sich am Schreibtisch ab und drehte sich mehrfach im Kreis. »Wie sehe ich aus?«
    »Gut!«
    Laura war ein sehr hübsches Mädchen und sah Stephanie, ihrer Mutter, unglaublich ähnlich. Alles an ihr war klein und zierlich, außer ihren Augen, die unglaublich groß und von einem hellen Blau waren. Sie hatte wellige blonde Haare, eine hohe Stirn und perfekt geschwungene Augenbrauen. Für die Halloweenparty trug sie eine Tüllschleife im Haar, der schwarze Seidenrock rauschte bei jedem Schritt und die hohen Lackstiefel glänzten metallisch. Außerdem hatte sie die

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