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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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er sich auf seiner klumpigen Matratze auch in dieser Nacht schlaflos
hin und her. Die Geister auf den Feldern riefen ihn. Unter ihnen befanden sich auch viele treuherzige junge Kader. Nach ihren Kämpfen mit den Hmong-Rebellen hatte er sie zu Hunderten zusammengeflickt. Und alle sagten sie dasselbe: »Schau uns an. Das haben wir nun davon. Und was hast du getan? Uns verarztet, damit wir von Neuem in die Schlacht ziehen konnten. Weiter nichts.« Sie hatten Recht. Aber das wollte er nicht hören. Er wollte schlafen, obgleich er wusste, dass er sich im Schlaf den bösen Geistern würde stellen müssen, die in den dunklen Gassen seiner Albträume lauerten.
    Die kalte, sternenlose Nacht war so finster, dass er selbst mit weit aufgerissenen Lidern weder das zusammengewürfelte Mobiliar noch die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Ein unsichtbares Insekt flatterte gegen das Moskitonetz, und er konzentrierte sich auf das Summen seiner winzigen Flügel. Indem er sich einbildete, es sehen zu können, und wie hypnotisiert dem Summen lauschte, hoffte er, sich in den Schlaf wiegen zu können. Und fast wäre ihm das auch gelungen. Die Stimmen waren verstummt, er döste immer wieder ein, doch just in dem Moment, als er endgültig in tiefen Schlummer sank, lärmte die infernalische Diskothek von Neuem los. Obwohl es von weither zu kommen schien, breitete sich das Wummern der Bässe aus wie ein Erdbeben und drang bis in den ersten Stock des Gästehauses. Es brachte die Bettpfosten – und Siri – zum Vibrieren.
    Was war nur mit der Jugend dieses Landes geschehen? Wie hatte sie einen derart grässlichen Musikgeschmack entwickeln können? Und: Ließ sich das schaurige Gejaule qualvoll verendender Amerikaner überhaupt als Musik bezeichnen? Er wusste nicht mehr, wie viele nervtötende
Nummern er über sich hatte ergehen lassen müssen, als er endlich den ersehnten Schlaf fand.
    In seiner Traumwelt herrschte seltene, wohltuende Stille. Eine Krähe und eine Spätzin hockten in luftiger Höhe auf einer Hochspannungsleitung. Diese Leitung konnte nur im Traum existieren, denn eine T-28 flog unter ihr hindurch und nahm das Land aus der Luft unter Beschuss. Bomben stürzten in die Reisfelder und versanken im Schlamm, ohne zu explodieren. Es war ein stummer Traum, nicht einmal von Musik begleitet. Die Krähe putzte die Spätzin, als kümmere sie weder ihre Stellung innerhalb der Vogelkaste noch das nahe Schlachtgetümmel. Sie waren gänzlich entrückt. Alles andere schien bedeutungslos. Ein beschaulicher Anblick: die neckenden Vögel, die feuernde T-28, die abgeworfenen Bomben, die einfach nicht explodieren wollten.
    Zu seinem Entsetzen fand Siri sich plötzlich außerhalb des Moskitonetzes wieder. Bibbernd stand er da, bekleidet nur mit seiner Unterhose: Ein – wenn auch recht zäher – Festschmaus für fleischfressende Insekten. Er hatte keinen Schimmer, weshalb er die sichere Zuflucht des Moskitonetzes verlassen hatte oder warum er dort stand. Das matte Licht des Vollmonds quoll durch einen Vorhangspalt, und er sah, dass in dem leeren Bett am anderen Ende seines Zimmers ein Mädchen lag. Die Kleine war etwa vier Jahre alt und sichtlich unterernährt. Als Siri zu ihr trat, blickte sie auf.
    »Wie bist denn du hierhergekommen, Schätzchen?«, fragte er. »Und warum hast du kein Moskitonetz?«
    Sie lächelte. Als sie zu einer Antwort anhob, klang ihre Stimme wie die einer erwachsenen Frau. »Ich habe nicht viel Zeit, Onkel.«

    »Was kann ich für dich tun?«
    »Schau und sieh«, sagte sie.
    Plötzlich ertönte ein Grollen, und dann fiel ihnen buchstäblich die Decke auf den Kopf. Der Fußboden gab nach, und sie trudelten langsam in die Tiefe, wie Blätter von einem Baum. Mit ihnen fiel ein junger Gockel. Er blickte Siri in die Augen und stieß ein heiseres Kikeriki hervor.
     
    Fahles Licht sickerte durch die Nylonvorhänge ins Zimmer. Auf dem Netz über Siris Kopf lag ein gutes Dutzend toter Fluginsekten und streckte alle viere von sich. Obwohl die Traumgeister ihn immer wieder an der Nase herumführten, wirkte das zweite Erwachen heute erstaunlich realistisch. Wieder krähte der Hahn, diesmal begleitet vom Kläffen eines Hundes. Irgendwo ganz in der Nähe spielte eine klui , eine aus grünem Bambus geschnitzte Flöte, technisch perfekt, doch ohne Herz eine simple Melodie. Während Siri ihr lauschte, reckte und streckte er sich unter der Decke, um festzustellen, welche Knochen und Muskeln ihm heute wehtun würden. Darauf hatte er keinen

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