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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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sollte. Während sie die Proben eintüteten, ließen sie die Geschehnisse des fraglichen Abends noch einmal Revue passieren: Die Kubaner werden dabei beobachtet, wie sie eine sedierte, wenn nicht gar tote vietnamesische Schönheit in diese Höhlen bringen. Isandro stirbt friedlich und wird in einem nassen Grab zur letzten Ruhe gebettet. Noch am selben Abend wird Odon brutal ermordet, in Zement ertränkt. Doch ihr bezauberndes Opfer verschwindet spurlos und entgeht auf mysteriöse Art und Weise dem zweiten, mutmaßlich für sie bestimmten Grab.
    Um den Anschein von Ordnung zu wahren, verstauten sie Isandro in einem Leichensack, den die Sicherheitsabteilung ihnen zur Verfügung gestellt hatte, und kehrten ins Gästehaus zurück, um sich frischzumachen. Sie standen vor einem ebenso verwirrenden wie aufregenden
Rätsel. Es war noch nicht zehn. Panoy kniete bei ihnen an dem kleinen Beistelltisch und spielte mit ihrer gesunden Hand Karten. Sie hatte die Herzen des Gästehauspersonals erobert, selbst das der furchteinflößenden Leiterin, die gewöhnlich wartete, bis Siri und Dtui gegangen waren, bevor sie mit dem Mädchen spielte.
    Der Zustrom von fehlgeleiteten Lakaien des kapitalistischen Systems war vorerst verebbt. In zwei Tagen würden die ersten Delegierten zum Konzert in Vieng Xai eintreffen. Wer nicht als Ehrengast in den Privatgemächern der Mitglieder des laotischen Politbüros nächtigen durfte, würde hier im Gästehaus wohnen. Man hoffte, dass das Gästehaus Nr. 2, das am anderen Ende der Stadt in Windeseile aus dem Boden gestampft wurde, die Flut würde aufnehmen können. Doch bis dahin hatten die Mitarbeiter des Gästehauses Nr. 1 wenig mehr zu tun, als sich in ein vierjähriges Waisenmädchen zu verlieben.
    Trotz seiner reichlich vorhandenen Freizeit zeigte sich das Personal nach wie vor erstaunlich unflexibel, was den Tagesablauf der Gäste anging. Siri und Dtui waren bereits vor dem Frühstück aufgebrochen, würden aber frühestens in zwei Stunden etwas zu essen bekommen. Und so setzten sie sich mit einer Tasse Tee auf die Veranda, knabberten Sonnenblumenkerne und sahen Panoy zu, die sich angeregt mit der Karten-Königsfamilie unterhielt. Zum Glück erschien Lit gegen halb elf mit zwei Tafeln Erdnusskrokant, welche die drei heißhungrig verschlangen. Während er keine Gelegenheit ausließ, seiner Auserwählten in die Augen zu schauen, legte Lit ihnen das Ergebnis der Nachforschungen dar, um die Siri ihn zuvor gebeten hatte.
    Bevor er sie ins Bild setzte, machte er ihnen unmissverständlich
klar, dass es sich um streng vertrauliche Informationen handele, die eine als geheim eingestufte Mission beträfen. Was er ihnen zu sagen habe, dürfe die Veranda unter keinen Umständen verlassen. Es gehe um eine Frage der nationalen Sicherheit. Siri meinte, die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Anwesenden, einschließlich Panoy, geheime Informationen an die Amerikaner weitergeben werde, tendiere stark gegen null, und er solle endlich zur Sache kommen.
    »Also gut«, begann Lit. »Bei der Einheit – und es war nur eine Einheit -, die in der Nacht, in der Isandro zu Tode kam, an der Kreuzung bei Xam Neua stationiert war, handelte es sich um eine Guerillatruppe, die in den von den Hmong besetzten Gebieten geheime Operationen durchführen sollte. Sie war zwei Monate zuvor, kurz nach dem Überfall auf Oberst Ha Hungs Männer, zusammengestellt worden. Einige ihrer Mitglieder hatten in Ha Hungs Bataillon gedient, und die meisten waren an der Suche nach der entführten Tochter ihres Kommandeurs beteiligt gewesen.«
    Inzwischen waren die Einheit aufgelöst und die Männer anderen Divisionen zugeteilt worden, doch Lit zog stolz einen Durchschlag mit den Namen ihrer Mitglieder aus seiner Tasche. Er reichte ihn Siri, der mit dem Finger an der Liste entlangglitt. Obgleich ihm die Namen der meisten vietnamesischen Soldaten wenig sagten, sprang ihn ein Name förmlich an. Siri umkringelte ihn mit dem Bleistift aus seiner Brusttasche. Er lächelte Dtui und Lit vielsagend zu, behielt die Erklärung jedoch für sich.
    »Haben Sie Zeit, Genosse Lit?«, fragte Siri.
    »Dr. Siri, in zwei Tagen muss ich für die Sicherheit von sechzig ausländischen Würdenträgern, unserem gesamten
Kabinett sowie über vierzig Generälen garantieren. Bis dahin habe ich einen Mordfall zu lösen, zur Zufriedenheit des Präsidenten. Wenn Sie das irgendwie möglich machen könnten, würde ich in den kommenden zweiundsiebzig Stunden mit Freuden auf meinen

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