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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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geplant.«
    »Aber umbringen wollten Sie ihn schon«, sagte der Hauptmann.
    »Eigentlich nicht.«
    »Sie hatten Messer und Armbrüste mitgenommen.«
    »Nur zur Selbstverteidigung, Herr Hauptmann.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort. Reden Sie weiter.«
    »Also, der Zement war frisch gegossen und noch feucht.
Als wir ihn hineinstießen, erwachte er aus seiner Trance und merkte, was los war. Er kämpfte wie ein Tiger – er kratzte und trat um sich. Dann endlich lag er still. Der Schütze zog seinen Bolzen heraus, wir strichen den Zement glatt und machten uns aus dem Staub, bevor noch jemand kam, der wissen wollte, was es mit dem Geschrei und dem Gesinge auf sich hatte.«
    Die Männer um den Tisch atmeten erleichtert auf, als er verstummte.
    »Herr Oberstabsfeldwebel«, fragte der Hauptmann, »haben Sie auch den zweiten Mann gefunden?«
    »Nein, Herr Hauptmann. Wir sind am nächsten Abend nochmal hingefahren, aber er war spurlos verschwunden.«
    »Und was haben Sie mit dem Mädchen gemacht?«
    »Wir haben das Grab zugeschüttet, die Kleine auf den Transporter verfrachtet und mit ins Lager genommen. Der Leutnant hat sich mit der Mutter in Hanoi in Verbindung gesetzt und ihr erklärt, was passiert war. Wir dachten, sie würde herkommen oder uns bitten, die Leiche nach Vietnam zu überstellen, aber sie wollte nur, dass wir sie anständig begraben und ihr eine Haarsträhne ihrer Tochter schicken.«
    »Wo haben Sie das Mädchen begraben?«, fragte Siri.
     
    Thangon war ein winziges Dorf, in dem jeder jeden kannte. Selbst die Leute auf der Fähre hatten den kleinen Geung sofort erkannt. Schließlich war er achtzehn Jahre seines Lebens eine Berühmtheit – einer der beiden Dorftrottel – gewesen. Herr Watajak war über das Wiedersehen mit seinem Sohn nicht sonderlich erfreut, wollte sich vor den Nachbarn aber keine Blöße geben. Geungs Vater lebte jetzt allein und wurde langsam alt. Seine Frau hatte ihren
versoffenen Mann schon vor Jahren verlassen. Die inzwischen erwachsenen Kinder waren in die Stadt gezogen. Wenn er nicht gerade nach Vientiane fuhr, um seinen Nachwuchs um Geld anzubetteln, setzte er kaum einen Fuß vor die Tür. Er hauste in derselben Hütte, in der Geung zur Welt gekommen und großgeworden war, bevor er in der Mahosot-Klinik angefangen hatte.
    Als Geung am ersten Morgen aus seinem Erschöpfungsschlaf erwachte und alles genau so vorfand, wie er es in Erinnerung hatte, glaubte er zunächst, er habe alles – Vientiane, das Leichenschauhaus, Dr. Siri, Dtui und die Fahrt nach Luang Prabang – nur geträumt. Nichts davon war tatsächlich passiert, und er war immer noch ein halbwüchsiger Junge in Thangon. Er rief nach seinen Geschwistern, er rief nach seiner Mutter, aber es kam niemand außer seinem Vater. Nur dass sein Vater sehr viel älter war, als er hätte sein sollen – und das Haus war staubig und leer.
    Die Nachbarn schauten in regelmäßigen Abständen herein und brachten Geung zu essen und zu trinken und Balsam für seine trockene Haut. Er erinnerte sich an ihre Gesichter. Er erinnerte sich an die Hebamme, die schon uralt gewesen war, als sie Geung zur Welt gebracht hatte, und heute immer noch uralt war. Wie in seinen Kindertagen punktierte sie Geungs Ohren mit einer Spritze, damit die Flüssigkeit abfloss, und wie damals war ihre Stimme das Erste, was er vernahm, als er endlich wieder hören konnte.
    »Schön, dass du wieder da bist, kleiner Geung.«
    Mit seinem Gehör kehrte auch die Wirklichkeit zurück. Endlich konnte er die Fragen der neugierigen Besucher verstehen und beantworten. Da es im Ort weder Strom noch anderweitige Zerstreuung gab, kamen die Leute gern
vorbei und lauschten seinen Geschichten über die Klinik und die Fälle aus Dr. Siris Leichenschauhaus. Natürlich neigte er dazu, die Dinge zu vereinfachen und das eine oder andere wichtige Detail zu unterschlagen, was die einfachen Leute von Thangon jedoch gar nicht bemerkten.
    Geung ahnte nichts von den schleichenden Veränderungen, die in der elterlichen Hütte vor sich gingen. Sein Vater hatte in weiser Voraussicht und mit der Regelmäßigkeit einer Fabrik, die Fleischklößchen am Fließband produziert, Kinder in die Welt gesetzt, die eines Tages seinen Lebensabend sichern sollten. »Ein cleveres Bürschchen, dieser Watajak«, hatten die Leute von Thangon gesagt. »Bei sieben Kindern braucht er nie wieder einen Finger krumm zu machen.« Und da saß er nun einsam und allein in seiner Ecke wie ein Idiot. Wer brachte ihm noch Respekt

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