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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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hatte keine Wahl: Wenn er schwieg, würde er erschossen, wenn er log, würde er erschossen, und wenn er redete, würde er erst vor ein Kriegsgericht gestellt und dann erschossen. Die vietnamesische Armee kannte keine
Kompromisse. Jeder Widerspruch war zwecklos. Mit Stümpern wie Giap machte das Militär kurzen Prozess.
    »Die Truppe wurde von unserem Leutnant persönlich zusammengestellt«, begann er. Ein uniformierter Offizier stenografierte jedes seiner Worte mit. »Er wählte nur Leute aus, die direkt unter dem Oberst gedient hatten. Einige von uns waren an der Suche nach seiner Tochter beteiligt gewesen. Wir konnten selbst entscheiden, ob wir mitmachen wollten oder nicht. Natürlich wollten wir. Wir waren zu siebt beziehungsweise acht, wenn man den alten Hmong-Späher mitzählt. Es musste alles sehr diskret vonstattengehen – keine Schusswaffen. Die Aktion war nicht genehmigt. Wir wurden zu strengstem Stillschweigen verpflichtet, egal, was passierte.
    Wir rückten so schnell wie möglich aus. Wir wussten ja nicht, wie lange die Kubaner noch in der Gegend sein würden. Wir schnappten uns einen Transporter, parkten ein paar hundert Meter vor der Höhle und gingen hinein.«
    »Womit waren Sie bewaffnet?«, fragte der Hauptmann.
    »Wir alle hatten Messer. Zwei Kameraden hatten Armbrüste, für Distanzschüsse.«
    Siri hätte sich ohrfeigen können. Warum war er nicht von selbst darauf gekommen? Natürlich steckte keine Kugel in Odons Wunde. Sie stammte gar nicht von einer Feuerwaffe. Wenn er von einem Armbrustbolzen getroffen worden war, hatte der Angreifer ihn herausgezogen und eine Wunde hinterlassen, die einer Schussverletzung täuschend ähnlich sah. Er fragte sich, ob auch Dtui dahintergekommen war, bis ihm einfiel, dass sie ahnungslos dasaß und einer Sprache lauschte, die zu lernen sie nie das Bedürfnis verspürt hatte.
    Giap fuhr fort. »Wir stürmten die Armeehöhlen von
beiden Seiten. Der Anführer jeder Einheit hatte eine Rotlichttaschenlampe. Die Einheit, die durch das Auditorium in die Höhle eindrang, sah sie zuerst. Nach der endlosen Suche zerriss es uns fast das Herz. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wütend uns ihr Anblick machte. Sie war tot, Herr Hauptmann.«
    »Fräulein Hong Lan?«, fragte Siri, obwohl er bei diesem Militärtribunal offiziell gar nicht hätte zugegen sein dürfen.
    »Nicht nur tot, Doktor. Ausgeweidet. Sie lag mit herausquellenden Gedärmen in ihrem nassen Grab. Sie hatten sie aufgeschlitzt. Um eine so große Wunde zu verursachen, muss man mit dem Messer schon ganze Arbeit leisten. Es war widerlich, einfach widerlich. Das konnten nur diese verfluchten Kubaner gewesen sein.«
    »Sie haben nur die eine Leiche gesehen?«, fragte Siri.
    »Eine war mehr als genug.«
    »Das ist sehr wichtig, Herr Oberstabsfeldwebel.« Siri wusste, dass er die Vernehmung an sich riss, aber er musste dringend ein paar Fragen loswerden. »Wo genau lag die Leiche?«
    »In einem Grab. Ein kleiner Bach floss durch die Höhle, und das Loch befand sich direkt daneben.«
    »Aber es gab nur dieses eine Grab?«
    »Jawohl.«
    »Und es war völlig offen?«
    »Nicht ganz. Die Beine des Mädchens waren mit Sand bedeckt, und neben ihr lag ein kleiner Spaten, als hätten wir die Kubaner gestört, bevor sie ihr Werk vollenden konnten.«
    »Und das Wasser hatte das Blut aus dem Körper gespült?«

    »Genau.«
    »Fanden Sie sonst irgendwo Blut? Oder Spuren eines Kampfes?«
    »Ich kann mich an nichts dergleichen erinnern. Aber Sie dürfen nicht vergessen, wir hatten nur Rotlichttaschenlampen.«
    »Und dann?«, fragte der Hauptmann.
    »Dann gingen wir die Schweine suchen. Sie durften auf keinen Fall ungeschoren davonkommen. Wenn sie uns tatsächlich gehört hatten und abgehauen waren, konnten sie noch nicht weit sein. Der Hmong-Späher entdeckte eine Spur vor der Konzerthöhle.«
    »Nur eine?«
    »Jawohl. Wir nahmen an, dass die Kubaner in verschiedene Richtungen geflohen waren. Ich weiß nicht, wie lange wir nach ihnen suchten. Eine Stunde? Zwei? Dann fanden wir einen der beiden, oben vor der alten Präsidentenhöhle. Er sang. So wahr ich hier sitze. Er trug weiter nichts als eine alte Turnhose und tanzte singend im Kreis. Typen wie der haben keinen fairen Prozess verdient. Wir schossen mit der Armbrust auf ihn, ohne Erfolg. Er hielt sich noch immer auf den Beinen. Wir stürzten uns auf ihn, alle sieben. Ich kann Ihnen sagen, der Bursche war stark, stark wie ein Ochse. Trotzdem. Die Sache mit dem Zement war nicht

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