Totentanz im Monsterland
Augenblick des Nachdenkens nickte ich weise und unverbindlich und wartete darauf, daß einer der beiden fortfuhr.
Snarks deutete mit einem kränklich-grünen Finger auf Norei. »Die junge Hexe hat ein cleveres Köpfchen, besonders wenn man bedenkt, daß sie nur eine Menschin ist. Also: Als ich in diese anrührende kleine Szene stolperte, habt ihr gerade die Tatsache beklagt, daß Tod alle Trümpfe in der Hand zu halten schien. Typisch für das beschränkte menschliche Denkvermögen.« Der Dämon hielt inne und zuckte unter seinen schlotternden Roben konvulsisch mit den Schultern. »Aber schließlich hattet ihr auch nicht die Gnade der frühen Geburt, durftet nicht in den falschheitbrütenden Geheimgängen der Niederhöllen aufwachsen. Deine Gedanken fließen einfach zügiger, wenn sie mit ein wenig Schleim geölt werden.«
Ich lauschte aufmerksam auf die Mitteilungen des kleinen Dämonen, denn wenn er auch die irritierende Angewohnheit hatte, in Rätseln zu sprechen, so war uns doch schon vieles, was er vorgebracht hatte, von unschätzbarem Nutzen gewesen. Der kleine Dämon hatte mit der Zeit eine erstaunlich scharfe Logik entwickelt, die er wohl zum Großteil der Tatsache verdankte, daß er gezwungen war, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen – offensichtlich die böse Folge eines pränatalen Traumas, als nämlich Snarksens Mutter, als sie mit ihm schwanger ging, von einer Gruppe dämonischer Politiker erschreckt wurde.
»Wir stecken also«, fuhr Snarks fort, »mitten in einem aufregenden neuen Spielchen drin, und Tod scheint die Karten für uns gemischt zu haben.« Snarks lächelte. »Ich denke aber, daß wir bei dem Spiel, das wir jetzt spielen sollten, überhaupt keine Karte brauchen werden. Wer sagt, daß wir nach Tods Regeln zu spielen haben? Du bist der Führer einer Questegruppe, einer Gruppe, die auf der Suche ist und von der einige Mitglieder über ganz erstaunliche Fähigkeiten verfügen. Ich meine, daß wir mit ein bißchen Phantasie und Überlegung ein Spiel zustande bringen können, das Tod in die schlechtere Position bringen wird.« Der Dämon klatschte aufgeregt in die Hände. »Wir werden verdammt noch mal gewinnen!«
»Richtig!« trompetet ein dünnes, metallisch hohes Stimmchen aus der Nähe meiner Knöchel. »Mit Schuhbert-Power können wir nur noch gewinnen!«
Snarks hielt abrupt mit dem Klatschen inne, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der die gewohnt miesepetrige Miene noch um einiges verstärkte, so als wäre ihm seine letzte Mahlzeit überhaupt nicht bekommen. Auch gelang es ihm, eine noch dunklere Grüntönung anzunehmen.
»Auf der anderen Seite«, fuhr er nach einem Augenblick fort, in dem er offensichtlich die Kontrolle über seine rebellierenden Eingeweide wiedergewonnen hatte, »sollte man sich vielleicht überlegen, ob wir einige der Gefährten nicht besser von weiterer Hilfestellung ausnehmen sollten.«
»Unsinn! Schuhberts brauchen keine Erholungspausen. Wir brennen darauf, uns im Kampfe zu messen!« Und Tap der Schuhbert vollführte einen improvisierten Steptanz, während er enthusiastisch weiterredete. »Besonders, wenn dieser Kampf etwas mit Schuhen zu tun hat.«
»Jetzt hast du dich selbst verraten!« erwiderte Snarks triumphierend. »Tod hat wohl nichts mit Fußbekleidung zu tun, wie auch immer sie geartet sein mag.«
»Unsinn! Ein Wesen von Tods Statur, das keine Schuhe trägt…« Tap hielt inne, und ein Ausdruck des Zweifels legte sich über sein Gesichtchen. »O Mann, die Roben von diesem Gespenst sind ganz schön lang, nicht wahr?«
Snarks nickte womöglich noch triumphierender. »Niemand kann sagen, ob Tod Schuhe trägt. Ich wage sogar zu behaupten, daß niemand sagen kann, ob Tod überhaupt Füße hat.«
Seltsamerweise schien nun der Ausdruck des Abscheus vom Gesicht des Schuhberts zu verschwinden und von einem entrückten Lächeln ersetzt zu werden. »Dann könnte Tod also Millionen und Abermillionen Jahre schuhlos durch den Kosmos gewandert sein?« Taps Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Das hieße ja, daß – daß das erste Paar Schuhe, das Tod trägt, von mir gemacht sein könnte?«
»In der Tat«, warf ich ein, denn die Unterhaltung schien sich mir doch zu weit von ihrem ursprünglichen Gegenstand entfernt zu haben. »Vielleicht sollten wir, bevor wir Tods Schuhwerk zu große Aufmerksamkeit schenken, ein oder zwei Gedanken an die Befreiung meines Meisters verschwenden.«
»Und genau das haben wir gerade getan«, unterbrach
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