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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Das« – er nickte zum Bürgersteig hinüber – »nennt man Bahn, und auf ihr wird die Kugel entlanggerollt. Das Ziel des Spiels ist es, die Kegel« – er zeigte auf die Keulen am anderen Ende – »zu treffen und umzuwerfen. Jedesmal, wenn du dran bist, hast du zwei Versuche, die Kegel umzuschmeißen. Je mehr, desto besser. Etwa so.«
    Ernst nahm drei Schritte Anlauf und rollte die Kugel die Bahn entlang. Die Kugel beschrieb einen leichten Bogen und fegte in die Kegel, die alle mit einem satten Krachen umfielen.
    »Das, meine Herren«, fuhr Ernst fort, »ist der beste Wurf. Man nennt ihn ›Alle Neune‹. Wenn du die äußeren Kegel abräumst und der mittlere stehenbleibt, dann nennt man das einen Kranz. Du kriegst Extrapunkte für…«
    »Genug erklärt!« unterbrach Tod ihn. »Die können zwischendurch noch Fragen stellen. Ich habe zu lange gewartet, um jetzt noch Verzögerungen zu dulden! Ihr müßt jetzt euren Champion wählen!«
    »In der Tat«, antwortete ich. »Wenn du…«
    »Ah«, bemerkte Tod, bevor ich weitersprechen konnte. »Du möchtest das in privatissimo besprechen? Aber selbstverständlich.«
    Ich spürte keine Bewegung, noch bemerkte ich, wie sich Tod, sein Champion oder der im Käfig steckende Ebenezum bewegte, und doch lagen auf einmal nun gute hundert Meter zwischen uns und ihnen. Es war alles ein wenig verwirrend. Allerdings war es auch nicht verwirrender als ein Tod, der bereits antwortete, noch bevor ich meine Fragen stellen konnte. Damit mußte ich wohl leben. Aber warum fühlte ich mich trotz dieser optimistischen Grundeinschätzung kein bißchen wohler?
    »In der Tat«, sagte ich zu meinen Kameraden. »Wir brauchen einen Champion.«
    »Für das Kegeln?« verzweifelte Snarks.
    »Wenn du sie ablenken könntest, dann wäre ich wohl in der Lage, die Kegel mit meinem Schwanz umzureißen«, schlug Hubert vor.
    »Und ich könnte die Kugel mit Schuhbert-Power beeinflussen«, rief Tap. »Allerdings wäre es von Vorteil, wenn in diesem Spiel Schuhe eine Rolle spielen würden.«
    »Nein«, wehrte ich ab. »Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß Tod den Spieß einfach umdreht, wenn wir das Spiel durch Magie zu beeinflussen versuchen. Wir werden fair bleiben, bis Tod sich anders entscheidet. Ich glaube, nur einer aus unserem Kreis hat die Fähigkeit und die nötige Genauigkeit, um unser Champion zu werden, vor dem Angesicht von Tod zu stehen und die Herausforderung…«
    »Ich bin von diesem Maß an Vertrauen zutiefst gerührt und verspreche…« begann Hubert.
    »Nein, nein«, teilte ich dem Drachen ruhig mit. »Deine besonderen Fähigkeiten liegen in einem anderen, eher theatralischen Bereich. Für das Kegeln, so fürchte ich, müssen wir uns an den Händler wenden.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, stimmte der Assassine freundlich zu. »Vielleicht kann ich mir die Kegel als Wildschweine vorstellen.«
    Ich klopfte dem Händler auf die muskulöse Schulter und verletzte mir dabei leicht die Hand. »Ich bin sicher, deine Leistung wird erstaunlich sein«, sagte ich und rieb mir die schmerzende Hand hinter dem Rücken.
    »Ihr habt euch entschieden?« fragte Tod, der plötzlich wieder vor uns stand. »Gut! Dann laßt den Wettstreit beginnen!« Das Gespenst hüstelte verhalten. »Ich werde natürlich als Kommentator fungieren.«
    Das Licht um uns herum wurde schwächer, nur über der Bahn blieb es hell erleuchtet. Ich vernahm das erwartungsvolle Gemurmel einer Menschenmenge. Tod hatte wieder einmal für Zuschauer gesorgt.
    »Dein Champion sollte beginnen«, erklärte der Händler. »Ich muß seine Spielweise studieren.«
    »Sehr gut«, begann Tod in einer seltsam fremden, schnellen Sprechweise zu reden. »Der Herausforderer hat unserem Kegeln-für-die-Seele-Champion den ersten Wurf gelassen. Ernst wartet darauf, daß die Kegel aufgestellt werden. Er bereitet sich sorgfältig vor. Da, er beginnt. Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte, ein perfekter Wurf! Der Ball rollt, rollt weiter. Das sieht phantastisch aus, meine Damen und Herren, phantastisch, was sage ich! Und – jaaaa, alle Neune!«
    Die Kugel hatte den ersten Kegel leicht an einer Seite berührt, und dieser hatte mitgeholfen, den Kegel hinter sich zu legen und so weiter. Und dann lagen alle neun. Es war eine beeindruckende Vorstellung. Hatte der Händler überhaupt eine Chance, diesem Perfektionismus etwas entgegenzusetzen?
    Der Assassine blickte entschlossen die Bahn entlang, an deren Ende sich die Kegel gerade auf magische Weise wieder

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