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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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aufrichteten.
    »Ich werde mein Bestes geben«, flüsterte er mir nochmals zu. »Man kann von einem Mitglied der Urracht auch nicht weniger erwarten.«
    Er hielt die Kugel, wie er es dem Champion abgeschaut hatte, und machte die gleichen Schritte, eins, zwei, drei.
    »Nun ist der Herausforderer am Zug«, ertönte die Stimme von Tod. »Er nimmt Anlauf!«
    Irgend etwas quiekte im Publikum.
    »Der Herausforderer wirft die Kugel«, kommentierte Tod. »Oh, oh, sie dreht sich in die falsche Richtung. Das sieht aus wie – ja, genau, Kalle!«
    Der Händler starrte wild ins Publikum. »Wo ist das Wildschwein?«
    »Der Herausforderer erhält die zweite Kugel«, dröhnte Tod.
    »Ich könnte schwören, daß da ein Wildschwein war«, erklärte der Händler.
    »Der Herausforderer muß diese Kugel spielen, oder er verliert die Runde«, antwortete Tod, ohne die Stimme zu verändern.
    »So läuft das hier, wie?« erwiderte der Assassine finster. »Wenn es so sein soll, dann sei es so.«
    »Der Herausforderer nimmt seine Kugel auf und bereitet sich auf einen zweiten Versuch vor«, wandte sich Tod wieder an die Menge. »Und hier der Anlauf.«
    Diesmal war das Grunzen noch lauter. Der Händler zuckte nur noch kaum merklich zusammen.
    »Da rollt der Ball. Das sieht schon besser aus als das erste Mal. Er trifft die Kegel gut. Nein! Der Ball dreht sich nach innen! Und da fallen fünf, nein, sechs Kegel für den Herausforderer.«
    Nachdem er seinen Wurf beendet hatte, kehrte der Händler leise an meine Seite zurück und wisperte mir ins Ohr:
    »Man spielt nicht mit den Urracht!«
    »Und nun ist wieder einmal der Champion am Ball«, kommentierte Tod.
    Ernst blickte nervös zu dem Knochengerüst herüber. »Ist das nicht ein bißchen laut hier drinnen?«
    Der Champion hatte recht. Es waren nicht nur die Schreie der Wildschweine zu vernehmen, die Menge wurde ebenfalls lauter. Ein weiteres Komplott, um die Konzentration des Händlers zu unterminieren, vermutete ich. Da der Assassine mittlerweile vorgewarnt war, konnte Tod sich allerdings auf eine handfeste Überraschung vorbereiten.
    »Der Champion ist ein wenig unkontrolliert in seinen Äußerungen«, erwiderte Tod. »Er hat offensichtlich vergessen, was in diesem unseren Reich mit unkontrollierten Champions geschieht. Aber nein, er reißt sich zusammen, meine Damen und Herren, er greift tief in sein Inneres, wo die spezielle Kraft liegt, die allen wahrhaft großen Athleten eigen ist. Er läuft mit der Kugel los. Das sieht gut aus – vielleicht ein bißchen zu weit zur Seite. Schlecht, schlecht! Fünf Kegel sind unten. Ein bißchen zu weit nach rechts gezielt!«
    Ernst wartete darauf, daß die Kugel zurückkam. Er begann zu schwitzen, obwohl die Luft hier nicht besonders warm war. Ich begann mich zu fragen, was genau mit unkontrollierten Champions hier unten geschah.
    »Der zweite Wurf!« flüsterte Tod. »Ja, geschafft! Die anderen vier fallen auch! Das ist Ernst, wie er entleibt lebt. Immer hundertundzehnprozentig. Was für ein Könner!«
    Der Händler war wieder an der Reihe, und diesmal trat er mit einem Gesichtsausdruck nach vorn, dessen Entschlossenheit weit über allem lag, was ich bis dato gesehen hatte: eine fanatische Ergebenheit, die auf die totale Zerstörung der neun Kegel am Ende jener Bahn dort drüben abzielte.
    Der Assassine fällte alle neun mit dem ersten Wurf, trotz dreier spitzer Schreie aus dem Publikum.
    »Ein interessanter Wurf«, knötterte Tod. »Aber das wird unseren Champion nicht beeindrucken.«
    Der Champion sah allerdings sehr beeindruckt aus. Sein Haar war schweißverklebt, und bei jedem lauten Quieken sprang er einen Meter in die Luft.
    »I-ich b-bin an diese B-bedingungen nicht gewöhnt!« stammelte er.
    »Einige Champions können sich vielleicht nie mehr wieder an irgend etwas gewöhnen«, antwortete finster Tod. Die Drohung war nicht von Vorteil. Ernst traf beim ersten Mal nur zwei, bei seinem folgenden Wurf nur noch einen Kegel.
    Der Händler schaffte wieder alle Neune, obwohl im Publikum der Geräuschkulisse nach mindestens zwanzig Schweine geschlachtet wurden.
    Er nickte mir grimmig bei seiner Rückkehr zu.
    »Am Anfang war es ein Ball und neun Kegel. Jetzt ist es eine Waffe gegen neun wilde Schweine!«
    Das hatten wir wohl gewonnen. Der Händler des Todes war in seinem Element.
    »Okay, okay!« meinte Tod in einer nun wieder normalen Stimme. »Ich weiß, wann ich verloren habe. Ich gebe auf. Ihr habt die erste der drei Herausforderungen

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